Kapitel 5 "Hey, hör mal, ich wollte..."

3.6K 112 10
                                    

Am nächsten Tag passierte noch vor dem Spiel des Jahres, der New York Yankee ein großer Verkehrsunfall direkt vor dem Stadion. Das gesamte Krankenhaus war in einer Ausnahmesituation und jeder rannte von einem Patienten zum nächsten. Zeit zum Plaudern oder für eine Mittagspause hatte man erst recht nicht. Ich war den ganzen Tag Lyon zugeteilt und konnte Benjamin somit super aus dem Weg gehen. Überhaupt belief sich unsere Kommunikation nur auf ein paar Worte des Grußes oder als er mich einem anderen Arzt zuteilte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mir unbedingt etwas sagen wollte, doch am Ende schüttelte er nur den Kopf und verlies schnell wieder das Ärztezimmer. Hauptsächlich standen wir sowieso im Operationssaal und machten unsere Arbeit. Als ich am Abend endlich wieder zu Hause ankam, fiel ich nach einem kurzen Abendessen sofort todmüde ins Bett und schlief die ganze Nacht wie ein Stein.

Als am nächsten Morgen, mein Wecker mich aus dem Schlaf riss, war ich immer noch total am Ende. Der letzte Tag hatte sehr an unseren Nerven gezerrt. Als ich in die Küche schlurfte um mir erstmal einen Kaffee zu holen, saß Anila schon am Tisch. Mit einer riesigen Tasse Kaffee vor das Nase, ihren Kopf auf den Tisch abgelegt und noch halb schlafend. "Morgen!", murmelte ich und bekam nur ein unverständliches Brummen zurück. Schmunzelnd schenkte ich mir auch eine Tasse ein und setzte mich zu ihr an den Tisch. Verschlafen hob sie den Kopf und lächelte mich an: "Na war dein Tag gestern auch so super toll wie meiner?" Sarkasmus war schon immer etwas schönes zwischen uns Beiden gewesen. "Ja und wie.. Meine Mittagspause bestand aus zehn Minuten und auch nur weil Lyon schon mal ohne mich angefangen hat, da unser toller Oberarzt unbedingt darauf bestand, dass wir Assistenzärzte mindestens zehn Minuten Pause machen." Meine beste Freundin verdrehte die Augen und ging zum Kühlschrank um uns beiden einen Joghurt zu holen. Wie immer waren wir mal wieder zu spät dran um uns ein richtiges Frühstück zu gönnen.

Nachdem wir in einvernehmlicher Stille unseren Joghurt gegessen hatten, zogen wir uns schnell an, um dann zum Krankenhaus zu rasen. Wortwörtlich. Anila fuhr und von Verkehrsregeln hatte sie, wie sie mir mal wieder bewies, noch nie etwas gehört. Als wir am Krankenhaus angekommen waren, stieg ich mit wackeligen Beinen aus. "Morgen fahr ich!", meinte ich zu ihr und bekam nur ein Lachen als Antwort. Zusammen liefen wir in den Umkleideraum und zogen dort schnell unsere Arbeitskleidung an. Nach einer kurzen Umarmung zur Verabschiedung lief ich zu meiner Station. Als ich das Ärztezimmer betrat, war zu meinem Unglück nur Benjamin schon da. Er saß über eine Akte gebeugt da und sah auf als ich eintrat. "Hi", sagte ich mit einer gewissen Kälte in der Stimme. "Hay", unschlüssig sah er mich an. "Den Tag gesten gut überstanden?" Überrascht sah ich ihn an, doch meine einzige Antwort war ein Nicken. Seufzend lehnte er sich zurück: "Hey, hör mal, ich wollte..." Doch was er wollte erfuhr ich nicht mehr, denn in diesem Moment betrat Jack den Raum. "Guten Morgen Dr Harrison! Kathrin!" "Guten Morgen", antworte Benjamin resigniert. "Morgen", noch nie war ich so froh gewesen diesen arroganten Gockel zu sehen. Auch die Anderen traffen jetzt nach und nach ein und liesen sich auf den Stühlen nieder. Als auch Kimberly endlich anwesend war, zumindest körperlich, natürlich wieder als letze mit der Ausrede: "Entschuldigung, aber mein Outfit hat mal wieder überhaupt nicht zu meinem Nagellack gepasst!" Alexandre und ich saßen hinter einer Akte und bekamen uns schon fast nicht mehr ein vor lauter Lachen. Auch Max musste sich ein Lachen verkneifen. Mit einem entrüsteten Blick sah Benjamin sie an. "Jetzt hören sie mir mal gut zu Miss Cooper!" Ohoh, jetzt konnte es sehr heiter werden, wenn er schon so anfing. "Ihre heute Aufgabe wird daraus bestehen, die Hygienebestimmungen auswendig zu lernen. Bevor sie nicht verstehen, dass Nagellack im Krankenhaus nichts zu suchen hat, werden sie keinen Patienten mehr anrühren und keine Operation durchführen." Kimberly sah ihn mit einem Blick an, als ob sie ein verschrecktes Huhn wäre. Leise lachte ich in mich hinein. "Miss Black! Sie werden die Visite heute unabhängig von Dr. Berger machen." Mit offenen Mund sah ich ihn an. Warum nahm er jetzt ausgerechnet mich? "Warum darf ich das nicht machen?", schaltete sich Jack ein. "Weil sie heute mich begleiten werden und wir die Überprüfungsoperation durchführen werden!", gab Benjamin zur Antwort. "Mr Thompson, sie werden mit Dr. Desco mitlaufen und Mr Martinez wird Dr. Berger begleiten." Nachdem alle genickt hatten machten wir uns auf den Weg. Stolz wie Oskar machte ich mich auf den Weg zu meiner alleinigen Visite.

Zu einer kurzen Kaffeepause traf ich mich nach der Visite mit Luisa in der Cafeteria. "Hay, na schön dich heute wieder zu sehen!" Luisa umarmte mich und hielt mir dann eine Kaffeetasse vor die Nase. Wir setzen uns zusammen an einen Tisch am Fenster. "Könntets du mir vielleicht die Adresse von deinem Boxstudio geben? Ich hab hier in New York noch kein wirklich gutes Studio gefunden!" Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht nickte ich: "Klar, dass Problem kenn ich. Ich hab auch sehr lange gesucht." Schnell schrieb ich die Adresse auf einen Zettel meines Notizblockes, ries ihn heraus und gab ihn an Luisa weiter. "Danke dir!" Wir tranken wieder einen Schluck von unserem Kaffee. "Und wie verhält sich Benji so als Oberazt? Ich kenn ihn schon ewig und er kann extrem anstrengend werden!" Sie grinste mich an. Überrascht schaute ich auf: "Och ja.. Wir haben bis jetzt noch gar nicht so viel miteinander zu tun gehabt!" "Das müssen wir unbedingt ändern! Du könntets ja mal zum Essen vorbei kommen! Ich meine wir verstehen uns ja echt ganz gut und dann müsst ihr Beide auch ja auch besser kennenlernen.", schlug sie vor. Verdutzt sah ich sie an: "Klar können wir das machen, aber warum muss da Dr. Harrison dabei sein." "Na ganz einfach, Benjamin ist mein Ehemann! Hast du das denn nicht gewusst?", fragte sie mich lächelnd. Ungläubig sah ich sie an. "D-Dein Ehemann?!", stotterte ich. "Ja wir sind aber erst seit drei Monaten verheiratet!" In dem Moment sah ich Benjamin auf die Cafeteria zukommen. Ich sprang auf und verließ fluchtartig den Raum. Bevor ich davon rannte verabschiedete ich mich noch stammelnd von Luisa. Das letzte was ich sah, war ihr erstaunter Gesichtsausdruck.

Hallo,

Heute geht es schon weiter, mit einem neuen Kapitel.

Habt ihr diese Wendung erwartet? Und was glaubt ihr macht Kath jetzt?

Eure Bella

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt