Kapitel 11 "Du bist doch ihr Oberarzt, Schatz"

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"Zum Essen? Zu euch? Ich glaube nicht, dass, dies so eine gute Idee wäre." Minuten lange Stille war zwischen uns ausgebrochen. Ich hatte von einer fröhlichen Luisa zu einem geschockten Benjamin und wieder zurückgeschaut. Dann hatte ich mich zusammengerissen und hatte diese Idee schnell abgelehnt. Niemals im Leben würde ich mich mit den Beiden in einen Raum setzen um ihnen beim rumturteln zusehen. "Ach komm schon, das würde doch total lustig werden!", versuchte es Luisa noch einmal. "Aber das wird doch total schwierig einen geeigneten Termin zu finden, mit unserem Schichtplan.", kam nun auch von dem blonden Oberarzt. Luisa sah ihn skeptisch an: "Du bist doch ihr Oberarzt, Schatz. Da kannst du doch ihren Schichtplan an unseren anpassen." Benjamin sah erschrocken von ihr zu mir und wieder zurück. "Äh.." Mehr als Gestotterte kam nicht aus seinem Mund. "Ich glaube nicht, das Dr. Harrison so viel Wert darauf legt mit seiner Ehefrau und seiner Assistenzärzten zu essen." Die Wörter Ehefrau und Assistenzärzten betonte ich besonders deutlich und lächelte ihn zuckersüß an. Er schaute mich mit einer versteinerten Mine an und presste zwischen den Zähnen hervor: "Aber natürlich hätte ich da Bock drauf!" Luisa klatschte in die Hände und strahlte uns an: "Das ist doch super, also gebongt. Benjamin du wirst den Arbeitsplan so erstellen, dass wir einen geeigneten Termin finden." "Lass uns abwarten ob es wirklich klappt!" Mit diesen Worten verschwand ich schnell aus dem Behandlungsraum.

Die restliche Nacht ging ich Benjamin so gut es ging aus dem Weg. Als wir uns schlussendlich nach der Schicht verabschiedeten bat ich ihn zuckersüß einen besonders lieben Gruß an seine Ehefrau auszurichten. Er funkelte mich wütend an und meinte, dass ich jetzt bloß das Weite suchen sollte. Lachend verlies ich das Krankenhaus. So ein Idiot. Dachte er wirklich, dass er das vor mir geheim halten konnte. Gähnend lies ich mich hinter das Lenkrad gleiten. Ich drehte den Schlüssel herum und startete das Auto.

Nach einer kurzen Fahrt war ich an unserem Wohnhaus angekommen. Leander und Simon wollten gerade die Wohnung verlassen, als ich die Tür aufsperrte. "Na Kleines, wie war die Schicht?" Leander drückte mich, während sich Simon schon an mir vorbeidrückte. "War ganz gut. Ist Ani jetzt schon wieder da?" Meine beste Freundin hatte gestern und heute frei gehabt und war gestern Abend nach dem Treffen mit Freddy nicht mehr heimgekommen. Grinsend wackelte Simon mit den Augenbrauen. "Die kam heute um Vier Uhr nach Hause und hat sich ins Bett gestohlen!" Mit einem teuflischen Grinsen, nickte ich ihm zu und schloss die Tür nach einer kurzen Verabschiedung. Auf leisen Sohlen schlich ich in das Zimmer meiner besten Freundin und schmiss mich auf ihr Bett. "Aufwachen!", quietschte ich ihr dabei in das Ohr. Erschrocken zuckte sie nach oben und schaute sich verwirrt um. "Sag mal spinnst du?! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!" Wütend funkelte sie mich an. "Sorry, aber ich will unbedingt wissen wie der Abend mit Freddy war?" Mit Schmolllippe und Dackelblick sah ich sie an. Grimmig ließ sie sich wieder in ihr Bett fallen und zog sich die Decke über den Kopf. "Such dir dein eigenes Liebesleben und lass mich in Ruhe schlafen!" Ein Stich erinnerte mich wieder an meinen Exfreund der jetzt mit der nettesten Person des Krankenhauses verheiratet war. Ich schluckte die Tränen herunter und stand schnell auf. "Ok. Dann schlaf schön!" Geknickt verlies ich ihr Zimmer. Kein Wort der Entschuldigung erreichte mich während ich den Raum verlies. Anila schlief einfach seelenruhig weiter. Schnell zog ich mich in die Küche zurück und machte mir eine Tasse Tee. Müde war ich überhaupt nicht und ich konnte meine Gedanken auch nicht richtig ordnen. So beschloss ich einkaufen zu gehen. Ich holte mir also einen Zettel und schrieb alles auf, was in der WG fehlte. Danach schnappte ich mir meine Geldbörse und meinen Autoschlüssel und schwang mich wieder in mein Auto.

Nachdem ich zwanzig Minuten gefahren war, kam ich beim Supermarkt an. Ich parkte und holte mir einen Wagen. Schlussendlich endete die Idee des Einkaufens mit einem Sprint durch die Gänge. Mal hatte ich hier was vergessen und mal dort etwas vergessen. Gerade als ich eine Schokoladentafel einpackte, wurde ein anderer Wagen in meinen geschoben. "Oh, sorry ich habe dich überhaupt nicht gesehen!" Ich blickte auf und sah in strahlend grüne Augen. "Aber wie konnte ich dich nur übersehen, das ist mir jetzt schon irgendwie peinlich." Ein junger schwarzhaariger Mann stand mir gegenüber und strahlte mich an. "Ja passt schon alles gut." Kopfschütteln wand ich mich wieder der Schokolade zu. "Vielleicht kann ich dich als Entschuldigung auf einen Kaffee einladen. Ich bin übrigens Yannik." Er streckte mir die Hand entgegen. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. "Hat das schon mal bei irgendeiner Frau geklappt?" Mit einem verlegenen Grinsen auf den Lippen strich er sich mit der anderen Hand über den Nacken. "Ich hab's ehrlich gesagt noch nie ausprobiert." Lachend schlug ich in die mir angebotene Hand ein: "Kathrin!" Ich packte wieder ein paar Sachen ein und Yannik lief mir hinterher und quatschte auf mich ein. "Auf alle Fälle bin ich Architekt und ich kenne da ein kleines Café. Da könnten wir wirklich mal zusammen hingehen. Also was meinst du?" Mittlerweile standen wir an der Kasse und ich zahlte gerade meinen Einkauf. "Träum weiter!" Mit einem Lachen im Gesicht verabschiedete ich mich von ihm und fuhr mit dem Einkaufswagen zu meinem Auto. Gerade als ich alles verstaut hatte und mich wieder umdrehte stand Yannik wieder vor mir. "Lass mich nicht so stehen Kathrin. Nur ein Kaffee und wenn ich dann so schrecklich bin siehst du mich nie wieder. Bitte tu mir den Gefallen!" Nachdenklich sah ich ihn an. Es war nur ein Cafebesuch und es würde mir bestimmt gut tun jemanden anderen zu treffen und mich von Benjamin abzulenken. Leise seufzte ich auf: "Na gut. Nächsten Freitag um 14 Uhr vor dem Lokal. Adresse bitte!"

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt