Kapitel 9 "grässliche Kopfschmerzen"

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Seit zwei Tagen saß ich hier nun schon mit Benjamin, nur durch einen dünnen Vorhang getrennt, in diesem Quarantänezimmer fest. Noch am selben Tag wurden mir von Anila ein paar Kleidungsstücke, Waschzeug, mein Handy und mein Laptop vorbei gebracht. Benjamin wurde von ihr, außer ein paar bösen Blicken, total ignoriert. Als sie wieder gegangen war, herrschte noch einige Zeit Stille zwischen uns. Doch irgendwann wurde es zu langweilig nur die Decke anzustarren und so unterhielten wir uns notgedrungen über Themen aus dem medizinischen Bereich. Aber über die Vergangenheit, kam kein einziges Wort über unsere Lippen. Er hatte sich irgendwann hinter seinem Laptop vergraben, denn Luisa vorbeigebracht hatte. Die Kinderärztin hatte sich tierische Sorgen um uns Beide gemacht und uns mindestens eine gute halbe Stunde erzählt, dass ja alles mögliche passieren würde um uns schnell hier rauszuholen. Die normalen Krankenhausereignisse wurden uns zur Ablenkungen auch von ihr erzählt. Immer noch hatte Benjamin keine Ahnung, dass ich von seiner Ehe mit Luisa wusste. Sie hatte uns zur Verabschiedung noch erzählt, dass Professor Harrison überall herum telefonieren musste um mehr Details über den Virus und ein mögliches Gegenmittel zu bekommen. Mir konnte es nicht schnell genug gehen hier wieder rauszukommen. Warum musste ich auch ausgerechnet mit ihm in ein Zimmer kommen. Es gab ja schließlich noch mehr Räume. Außerdem war ich heute, nach einer ziemlich unruhigen Nacht, auch noch mit grässlichen Kopfschmerzen aufgewacht und hatte mich nun unter der Bettdecke vergraben. "Alles gut Kathrin?" Benjamins Stimme klang ziemlich nah und als ich die Bettdecke vorsichtig wegzog, schaute er mir besorgt in die Augen. "Ach ich hab schlecht geschlafen, außerdem hab ich tierische Kopfschmerzen.", murmelte ich. Daraufhin legte er mir die Hand auf die Stirn. Ruckartig schubste ich diese beiseite. "Fass mich bloß nicht an!", blaffte ich ihn an und sprang schnell aus dem Bett. Dies war jedoch keine so gute Idee, da mir sofort schwarz vor Augen wurde.

Ich kam wieder zu mir, als ich in meinem Bett lag. Meine Kopfschmerzen hatten sich ins unerträgliche gesteigert. Benjamin saß neben dem Bett und ich hatte einen kalten Waschlappen auf der Stirn. Verwirrt sah ich ihn an: "Was ist denn passiert?" "Du bist mir in die Arme gefallen.", antwortete er mir und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkeifen. Böse schaute ich ihn an. "Wenn es mir bloß nicht so schlecht gehen würde, würde ich dir jetzt eine Kleinigkeit erzählen!", grummelte ich in mich hinein. "Meinst du, dass sind schon die ersten Symptome dieser dämlichen Tropenkrankheit?", frage ich ihn leise. Die Unsicherheit war in meiner Stimme deutlich zu hören. Er sah mich ernst an und verneinte dann die Frage mit den Worten: "Nein, du hast ja kein Fieber, keinen Schüttelfrost. Und auch keine Gliederschmerzen oder?" Fragend sah er mich an. Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. "Na siehst du!", sagte er leicht lächelnd. "Das ist nur die stickige Luft hier drin", und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: "und meine Anwesenheit." Murrend schloss ich meine Augen und dachte was für ein Witzbold. Das Licht war einfach viel zu grell für mich. "Mach bitte die Vorhänge zu, du Komiker. Ich halt das wirklich nicht mehr aus! Ich will hier sofort raus!" Ich hörte wie er mit einem leisen Lachen aufstand, die Vorhänge zuzog und zur Kommode ging. Leicht blinzelnd sah ich, dass er ein Glas Wasser eingoß, eine Tablette aus der Verpackung nahm und zu mir zurück kam. "Hier nimm die, die wird dir bestimmt schnell helfen!" Bissig frage ich ihn: "Willst du mich etwa vergiften?" Er seufzte und meinte: "Ich will nur das es dir besser geht!" "Pah!", pustete ich. "Das sind ja ganz neue Töne!" Wiederwillig nahm ich die Tablette mit einem Schluck Wasser ein. "Wenn ich an dieser Tablette sterben sollte, dann wird Anila mich rächen!" Mit einem schelmischen Grinsen sah er mich an: "Glaubst du, ich hab vor deinem kleinen Terrier Angst?" Wütend sah ich ihn an. "Versuch jetzt zu schlafen!", meinte er und ging auf seine Seite, hinter dem Vorhang, zurück.

Ich musste sofort eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder aufschlug war es bereits dunkel draußen. Vorsichtig bewegte ich meinen Kopf um festzustellen, ob die Kopfschmerzen verschwunden waren. Tatsächlich sie waren weg. Leise stieg ich aus meinem Bett und schaute vorsichtig auf seine Seite des Zimmers. Er lag auf dem Bett und war in ein Fachbuch über die Neurochirurgie vertieft. "Hallo", sagte ich leise. "Die Tablette hat tatsächlich geholfen. Die Kopfschmerzen sind weg. Wie lange hab ich den geschlafen?" Benjamin hob den Kopf, lächelte mich selbstgefällig an: "Hast du etwas anderes erwartet?" "Selbstgefällig wie eh und je!", gab ich zurück. "Trotzdem danke!", setzte ich nach ein paar Sekunden Stille hinzu. "Brauchst dich nicht zu bedanken, hab ich gern gemacht!", sagte er süffisant. "Wärst sonst unausstehlich gewesen und so hatte ich wenigstens fast den ganzen Tag meine Ruhe!" Er stand auf und ging hinüber zum Tisch. Dort stand ein großes Tablett mit verschiedenen Schüsseln und Getränken. Benjamin stellte die Teller auf den Tisch, legte das Besteck dazu und meinte: "Wollen wir essen? Du hast bestimmt schon Hunger. Es ist zwar nicht mehr besonders warm, aber der Hunger wirds reintreiben." Überrascht sah ich ihn an, dass er mit dem Essen auf mich gewartet hatte. Mein Magen meldete sich und ich stellte fest, dass ich tatsächlich großen Hunger hatte.  Wir setzten uns an den Tisch und begannen zu essen. Es schmeckte wieder erwarten ganz gut. Es gab sogar eine kleine Nachspeise, Tiramisu. Lächelnd meinte er: "Die hab ich extra für dich bestellt!" Zuckersüß bedankte ich mich dafür bei ihm und wisperte: "Schleimer!" Ich räumte den Tisch ab und verzog mich auf meine Seite des Zimmers. Ich nahm mein Buch, einen Liebesroman den mir Anila mitgebracht hatte, zur Hand und begann zu lesen. Nach nicht allzu langer Zeit fielen mir die Augen zu.

Am nächsten Morgen, wachte ich zugedeckt und ohne Buch in den Händen auf. Benjamin saß an unserem Tisch, hatte bereits für das Frühstück gedeckt und schmöckerte tatsächlich kopfschüttelnd in meinem Roman. "Was für ein Idiot!", murmelte er gerade. "Da kenne ich noch einen!", sagte ich laut. Daraufhin sah er mich erstaunt an. "Guten Morgen Dr. Harrison!", setzte ich grinsend hinzu. Ich ging auf ihn zu, setzte mich zu ihm an den Tisch und zog ihm charmant lächelnd das Buch aus den Händen. "Guten Morgen Miss Black! Haben sie gut geschlafen?", ging er auf meinen förmlichen Ton ein. "Ja ausgezeichnet!", erwiderte ich. Er schenkte mir eine Tasse Kaffee ein und ich beschmierte meine Semmel mit Butter. "Immer noch nicht die große Frühstückerin?", fragte er mich nachdenklich. Ich sah ihn fassungslos an. "Du willst doch nicht etwa Privat werden?!", fragte ich ihn mit einem warnenden Unterton. Leicht verlegen sah er mich an. "Wir Beide müssen uns doch mal über die Vergangenheit unterhalten, oder meinst du nicht?", gab er mir zur Antwort. Wütend knallte ich das Messer auf den Tisch: "Was gibt es da noch zu besprechen? Das hättest du schon viel früher tun müssen. Du hast getan, was du getan hast!" Er seufzte und senkte seinen Blick auf seinen Teller. "Es war nie meine Absicht, dir so weh zu tun." Wütend sah ich ihn an: "Du hast mich von einem Tag auf den anderen verlassen ohne mir eine Erklärung zu geben. Von wegen du willst keine Fernbeziehung, das ist wirklich eine billige Ausrede." Nervös strich er sich durch die Haare und setze an. "Das wollte ich so alles nicht! Wir hatten wirklich eine tolle..." In diesem Moment stürmte Pfleger Jeremy gefolgt von Anila in den Raum. "Es ist alles vorbei!", rief Jeremy. "Ihr könnt wieder raus!" Anila umarmte mich lachend: "Es ist nur eine gewöhnliche Malaria. Gott sei dank!" Jetzt betrat auch Professor Harrison, gefolgt von seiner Frau das Zimmer. Diese stürmte auf Benjamin zu und umarmte ihn stürmisch: "Mein armer Liebling! Endlich kann ich dich wieder in die Arme schließen." Benjamin wirkte etwas verlegen, doch umarmte seine Mutter ebenfalls. Anila warf mir ein spöttisches Grinsen zu, woraufhin ich ihr den Ellenbogen leicht in die Seite rammte. "Süß!", formte ich mit meinem Lippen, bevor Benjamins Mutter auf mich zugestürmt kam und auch mich fest in ihre Arme zog. "Erdrück sie nicht!", sagte Professor Harrison lächelnd. "Ich glaube Benjamin braucht sie noch!" Langsam lies mich Mrs Harrison los und lächelte mich an. Nun sprach Professor Harrison: "Ihr habt es ja schon gehört! Die Sache ist ausgestanden. Es war kein unbekannter Virus, es war nur ein sehr seltener Virus von Malaria. Wir konnten euren Patienten bereits ein Gegenmittel spritzen und er ist auf dem Weg der Besserung. Ihr müsst zur Blutuntersuchung gehen und kontrollieren lassen ob ihr euch infiziert habt. Zur Sicherheit bekommt ihr das Medikament gegen den Virus zur Einnahme." Mit diesen Worten begleitete uns Professor Harrison und seine Frau, sowie Anila nach draußen. Erleichterung durchströmte mich. Endlich hatte diese schreckliche Zeit ein Ende.

Hallo,

nachdem ich in der letzten Woche, das schöne Wetter genossen habe, gibt es heute das nächste Kapitel von "Für Dumm verkauft?!"

Eure Bella

Doktor KotzbrockenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt