24

682 28 0
                                    


Jill drückte die Studiotür auf und stutzte. Laute Stimmen drangen heraus.
"Was ist denn hier los?"
Kemal, Davut, noch ein anderer Typ, namens Pablokk und dessen Freundin Lia, plus eine leicht bekleidete Dame die Jill sehr bekannt vorkam saßen oder standen im Raum.
Lia schrie Pablokk an, und verpasste ihm einen Faustschlag ins Gesicht.
"Wow, hey hey hey hey hey ganz locker", sagte Kem und hielt sie zurück.
Jetzt nahm er auch Jill wahr.
"Hey", sagte er und wandte sich wieder den Streitenden zu.
"Du verdammtes Arschloch!"schrie Lia und Tränen strömten über ihre Wangen.
"Es tut mir Leid ok!"antwortete er ebenso aufgebracht.
"Du kannst mich mal du mieser Wixer! Wie konntest du mir das antun?"
"Als ob du nie Fehler machen würdest!"
"Diese Schlampe da?"
"Hey!"mischte sich die mutmaßliche Schlampe ein.
"Halt dein Maul!"fuhr Lia sie an.
Jill fasste sich ein Herz, steckte zwei Finger in den Mund und pfiff einmal sehr laut.
Alle drehten sich zu ihr um.
"Was ist hier los?"fragte sie bestimmt.
"Ähm..hier sind...ein paar Fehler passiert. Heute Nacht", sagte Kem langsam und kratzte sich am Hinterkopf.
"Soll ich dir verraten welche Fehler?"fauchte Lia.
"Dieses Miststück da", sie zeigte auf die Leichtbekleidete, "die war heute Nacht hier. Und Pablokk hat sie ge..."
"Okay, verstehe", unterbrach Jill sie und sah zu Davut.
Er vermied sie anzusehen, was ihr einen Stich versetzte. Nein. Nicht er. Das konnte er ihr doch nicht angetan haben.
Lia schluchzte.
"5 verdammte Jahre, die ich mit dir verschwendet habe! Es ist vorbei, okay du Arsch?! Es ist vorbei! Ich will dich nie wieder sehen!"
"Ist schon okay, komm mit Süße, komm mit. Ich bring dich nach Hause", sagte Jill sanft und schob sie vorsichtig nach draußen.
Dann wandte sie sich an die Jungs.
"Ihr solltet euch schämen, ihr alle, ihr ALLE! Ich bin sowas von enttäuscht von euch dreien! Pablokk, von dir hätte ich gedacht du wärst etwas reifer! Kem, bei dir will ich gar nichts sagen, du bist single, aber dass du ihn nicht davon abgehalten hast, ihr beide nicht, das zeigt was für beschissene Freunde ihr seid!" Kem sah zu Boden.
"Und wir beide", sagte sie gefährlich leise zu Davut.
"Wir beide sprechen uns noch!"
"Ich hab nichts getan, Jill, ich schwöre bei Gott", antwortete er und sah sie jetzt endlich an.
Sie ignorierte ihn und wandte sich  zu guter letzt an das Mädel, die Ursache allen Übels.
"Und du verschwindest besser von hier, wenn ich dich nochmal in der Nähe dieses Studios oder der Jungs sehe, dreh ich dir den Hals um."
Dann knallte sie die Tür zu und legte Lia einen Arm um die Schultern.
"Danke Jill", murmelte sie.
"Ist schon gut."
"Dav hatte wirklich nichts mit ihr, glaube ich. Laut ihr und Kem."
"Kann sein. Deswegen sind es trotzdem Arschgesichter", sagte Jill bestimmt.
"Das kannst du laut sagen", schniefte Lia.

Jill schloss die Wohnungstür auf und hörte wieder Stimmen.
Davut, Pablokk und Kem saßen im Wohnzimmer, Pablokk hatte beide Hände vor dem Gesicht und sah nicht einmal auf als sie hereinkam.
Dav und Kem schon.
"Hey", sagte Dav leise und stand auf.
"Schafft ihn hier raus. Tut mir Leid aber ich will ihn hier nicht haben", sagte sie mit Blick auf Pablokk.
Kem sah sie eine Sekunde lang an, dann nickte er.
Pab stand auf. "Tut mir Leid Jill", sagte er und ging.
"Wir müssen reden", sagte sie kühl an Davut gewandt.
"Ich geh", sagte Kem sofort.
"Du kannst ruhig hier bleiben. Wir gehen rüber", sagte Jill und folgte Davut ins Schlafzimmer.

"Was soll die Scheiße Alter", begann sie. "Ich kenn die doch, die war auf eurer Releaseparty. Die hat dich die ganze Zeit angemacht, denkst du ich bin blind? Und dann lasst ihr die ins Studio und fangt auch noch was mit ihr an, seid ihr völlig bescheuert?"
"Warum zickst du mich jetzt eigentlich so an, ich bin doch nicht der der fremdgefickt hat!"beschwerte sich Dav.
"Ach und du denkst ich glaub dir das jetzt einfach so? Pab hat Lia geliebt und ist trotzdem mit der Anderen ins Bett gehüpft", fauchte Jill.
"Ich aber nicht! Ich liebe Dich verdammte Scheiße, ich hab dir vor nicht mal einem Monat 'nen Antrag gemacht, denkst du ich geh dir jetz' fremd?"
"Was weiß ich denn? Was weiß ich denn was in euren Köpfen vorgeht? Ihr hättet ihn aufhalten müssen, oder wart ihr so besoffen und zugekifft dass ihr es nicht mal gemerkt habt?"
Er schluckte und sie wusste, dass sie Recht hatte: sie waren total dicht gewesen.
"Wer sagt, dass du sie nicht flachgelegt hast und dich nur nicht dran erinnerst?"
"Frag sie doch! Ich hatte nichts mit der, die ist doch hässlich und total fertig, das ist'n Junkie! Mit so einer will ich nichts zu tun haben!"
"Die ist überhaupt nicht hässlich, Davut, das ist ja das Problem!"
"Alter Jill, die ist doch keine Konkurrenz für Dich! Schon gar nicht nach 8 Jahren! 8 verdammte Jahre!"sagte er fast schon flehentlich.
"Tja, vielleicht langweilt ihr Männer euch ja nach 8 Jahren", sagte sie stur.
"Jill, das ist nicht fair! Du willst mir überhaupt nicht glauben, du bist einfach nur angepisst weil Pab Lia wehgetan hat, und hast Angst, dass ich dir wehtun könnte!"
"Wundert's dich denn? Nachdem hier? Wie oft ist das schon passiert, hm?"
Einen Moment herrschte Stille.
"Dreimal glaub ich", sagte Davut leise.
Jill war fassungslos.
"Drei mal? Drei mal?! Und du erwartest, dass ich dir noch vertraue?"
"Hey, ich war bei einem Mal gar nicht dabei und wie gesagt, ich bin nicht fremdgegangen, nie!"
Er griff nach ihrer Hand.
"Jill, komm schon, du kennst mich, du weißt ich würde dir das nicht auch noch antun!"
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand. Eine Sekunde lang sah sie ihn schweigend an.
"So viele Lügen..", sagte sie schließlich leise.
"Baby, bitte Ich..."
Sie schüttelte den Kopf und riss die Tür auf.
"Tut mir Leid ich muss hier raus."

Jill rannte. Sie rannte bis ihre Beine unter ihr nachgaben und ihr Atem versagte. Sie ließ sich auf den Bürgersteig fallen und schnappte nach Luft. Ihre Lunge brannte, und sie wusste, sie würde es niemals bis nach Hause schaffen. Sie sah sich um.
Sie war schon fast in Kreuzberg, bei einer von Davut's Lieblings-Shisha Bars.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte mit zitternden Fingern Davut's Nummer aus.
Er ging sofort ran.
"Was ist los Babe, geht's dir gut?"
"Nein", sagte sie und versuchte weiterhin wieder zu Atem zu kommen.
"Ich hol dich, wo bist du", sagt er sofort.
Jill brauchte einige Sekunden bis sie ihm sagen konnte wo sie war.
"Ich bin sofort da, bleib wo du bist", sagte er ohne zu Zögern.
Jill vergrub das Gesicht in den Händen. Weiße Sternchen tanzten vor ihren Augen und ihr ganzer Körper schmerzte.
"Fuck", presste sie hervor und versuchte angestrengt ihre Atmung zu normalisieren.
Nach und nach gelang es ihr zumindest ein Bisschen ruhiger zu werden, als irgendwann mit quietschenden Reifen ein Mercedes vor ihr hielt.
Türen knallten und Davut lief auf sie zu.
"Jill! Baby! Alles okay, bist du verletzt?"
"Nein." Sie schüttelte den Kopf und wurde von einem erneuten Hustenanfall geschüttelt.
Davut setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm.
"Ganz ruhig, ich bin da", murmelte er in ihr Haar.
"Es ist alles okay, ich bin bei dir."
Kemal setzte sich vorsichtig neben sie.
Jill löste sich von Davut, schaffte es jedoch nicht ihm in die Augen zu sehen.
"Tut mir Leid", murmelte sie und hustete wieder.
"Dir braucht nichts Leid zu tun. Geht's wieder."
"Ich glaub schon."
Dav hob sie hoch und sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.
Ihre Augenlider wurden schwer und sie war sich nicht sicher, ob sie einschlief oder ohnmächtig wurde.
"Ich liebe Dich, Jill. Ich bin immer bei dir okay. Es ist alles gut", sagte er leise.
Sie nickte schwach.
"Ich dich auch."
"Lass uns nach Hause gehen, ja? Wir sprechen morgen nochmal."

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Where stories live. Discover now