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Als Jill die Tür öffnete war es früher Morgen, eigentlich noch Nacht.
Davut kniete in der Küche und sammelte die Scherben ihres Wutausbruchs ein.
Jill ließ ihre Tasche zu Boden fallen und er drehte sich zu ihr um.
"Alles okay? Was war denn hier los?" fragte er besorgt.
Jill wurde wieder wütend.
"Was hier los war? Du warst los! Du bist einfach abgehauen obwohl du versprochen hattest zu bleiben! Du hattest es versprochen du Arsch!"
Davut sah zu Boden und biss sich auf die Unterlippe.
"Jill ich..tut mir Leid."
Sie seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
"Was erwartest du eigentlich von mir? Ich liebe Dich Davut, ich liebe dich über alles, aber wie zum Teufel soll ich dir vertrauen wenn du deine Versprechen brichst hm? Ich bin..IMMER für Dich da, bei jeder Scheiße die du machst, ich hab dir mehr als einmal n Alibi beschafft und sogar Beute versteckt, dich im Knast besucht, wie..wie kannst Du nicht für mich da sein wenn ich dich brauche, verdammt",brach es aus ihr heraus, Tränen strömten über ihre Wangen.
"Es macht mich kaputt verstehst du? Es macht mich kaputt!" fügte sie noch hinzu.
Eine Weile lang herrschte Schweigen, das einzige Geräusch waren Jill's Schluchzer die von Zeit zu Zeit die Stille durchbrachen.
Davut saß nur auf dem Boden und sah sie an.
Es tat ihm weh sie so zu sehen.
Das einzige was er immer gewollt hatte, war sie glücklich machen. Dass es ihr gut ging, sie keine Sorgen hatte. Und sie hatte Recht, er ließ sie im Stich wenn sie ihn brauchte und das obwohl sie immer da gewesen war.
"Es tut mir so Leid Babe", brachte er schließlich leise hervor.
"Darum geht's doch gar nicht", sagte sie mit wackliger Stimme.
"Du sagst immer dass es dir Leid tut und fängst wieder von vorne an. Gehst wieder da raus. Es geht nicht darum zu sagen, dass es dir leid tut, Davut, du musst mal zeigen, dass es dir leid tut. Bedeute ich dir eigentlich noch irgendetwas?"
Die Frage warf ihn so sehr aus der Bahn, dass er nicht gleich antworten konnte.
Jill deutete sein Schweigen jedoch als eine Antwort.
"Okay. Alles klar", murmelte sie und stand auf. Wortlos nahm sie ihre Jacke und verließ die Wohnung.
Schnell folgte er ihr, hinaus auf die Straße.
"Jill! Wo willst du hin?"
"Weiß nicht! Ich hab ja niemanden zu dem ich kann außer dir verstehst du endlich? Ich habe nichts außer Dir!
Ich..geh jetzt einfach", rief sie wütend und beschleunigte ihre Schritte.
Davut lief ihr nach und legte eine Hand auf ihre Schulter.
"Hey, Jill.."
"Fass mich nicht an!" zischte sie und riss sich los.
"Okay, ganz ruhig", sagte er und hob beschwichtigend die Hände.
Sie drehte sich um und lief weiter.
Seufzend stand er einen Moment lang da, dann entdeckte er weiter vorne ein bekanntes Gesicht.
"Kemal, tu mir 'n Gefallen und halt sie auf", rief er.
Jill drehte sich um und er sah kurz Panik in ihren Augen aufflackern.
Kemal stieß sich von der Hauswand an der er lehnte ab und stellte sich ihr in den Weg.
"Jill.Süße. Wo willst du denn hin?"fragte er sanft und betrachtete sie etwas mitleidig.
"Weg von ihm."
"Hey. Jill. Er braucht dich, das weißt du oder?" fragt er und sah sie weiterhin an.
Jill verschränkte die Arme vor der Brust. "Ah ja. Klar."
Kemal seufzte.
"Hör zu Jill, Davut...ist jemand der die Menschen die er am meisten liebt um sich braucht.
Und der Mensch den er am meisten auf der Welt liebt, der Mensch der ihm alles bedeutet..das bist nun mal Du", sagte er leise und tippte ihr auf die Brust.
"Genau, Du meine Süße. Ohne Dich hat er keinerlei Chance da raus zu kommen und das weißt du genauso gut wie Ich. Und du weißt das auch", sagte er an Davut gewandt. Der sah zu Boden.
"Jill. Du liebst ihn, das weiß ich. Ich spür das, du liebst ihn genauso sehr wie er dich liebt. Warum läufst du denn weg? Hilf ihm da raus bevor...bevor es vielleicht zu spät ist", beendete Kemal seine Rede und sah sie bittend an.
Jill schluckte, dann drehte sie sich zu Davut.
Er sah sie an. In seinen Augen glitzerten Tränen und das schockierte sie. Sie hatte ihn nie weinen gesehen, in 3 Jahren Beziehung nicht.
"Ich liebe Dich", sagte er leise und sah sie unverwandt an.
Sie biss sich wieder auf die Lippe, dann schlang sie ihre Arme um ihn und lehnte ihre Wange an seine Brust.
Er zog sie fest an sich. "Es tut mir so Leid", sagte er wieder.
"Ich weiß", antwortete sie und küsste ihn.
Dann ließ sie ihn los und umarmte Kemal.
"Danke Kem. Hab dich lieb", sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange bevor sie wieder in Richtung Wohnung ging.
"Immer gerne Jilly", antwortete er lächelnd.
"Danke Bruder. Hast was gut bei mir", sagte Davut leise.
"Alles Bruder."
Er nickte ihm noch einmal zu, dann verschwand er wieder in der Nacht. Davut konnte bereits die Sonne aufgehen sehen.
Schnell folgte er Jill und griff nach ihrer Hand.
Sie sah zu ihm auf und lehnte ihre Wange an seine Schulter.
Er blieb stehen und sah sie ebenfalls an.
"Alles gut süße?" fragte er leise.
Jill schüttelte den Kopf.
"Meine Lunge fickt mich gerade extrem", sagte sie und hustete mal wieder. Sie schloss die Augen.
"Ich bin so müde Davut. Von allem. Ich kann nicht mehr, weißt du", sagte sie leise.
Er zögerte eine Sekunde, unschlüssig was er antworten sollte, doch dann erinnerte er sich an Jill's Worte. Er sollte es ihr zeigen.
Er legte einen Arm um ihre Taille und hob sie vorsichtig hoch. Sie lehnte sich an seine Brust.
"Ich liebe Dich, ja", murmelte sie.
"Ja", antwortete er leise.  "Ruh dich aus. Ist schon okay, ich hab Dich."
Sie nickte nur und hustete noch einmal.

Sanft legte Davut sie auf dem Bett ab, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn.
"Ich liebe Dich auch Jill", sagte er, bevor er sich neben sie fallen ließ und sie in den Arm nahm.
Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.
"Schlaf Gut", murmelte sie.
Er musste lächeln.
"Du auch Süße. Du auch."

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Where stories live. Discover now