14

805 32 4
                                    


"Bewährung?"fragte der Wärter als er die Tür aufschloss.
Davut nickte.
"Hoffentlich."
"Ist deine Freundin da?"
"Nein. Hab's ihr nicht gesagt. Wollte sie nicht enttäuschen wenn's nicht klappt."
"Na dann viel Glück."
Davut atmete tief durch.
"Fuck."
"Komm schon. Du bist jetzt schon wirklich lange hier, jetzt ist es langsam Zeit."
Davut nickte. "Ich hoffe die sehen das auch so."
"Klar. 3 Jahre. Es wird Zeit."
Davut fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
"Oh verdammt." Er hatte so sehr auf diesen Tag hin gefiebert.
Drei verdammte Jahre hatte er Jill alleine gelassen. Das würde er sich nie verzeihen und sie auch nicht.
Er wünschte sich nichts sehnlicher als sie wieder zu haben.
Den Blick ihrer wunderbaren Augen zu sehen, ihr Lachen zu hören, sie zum Lachen zu  bringen, ihre sanften Finger auf seiner Haut zu spüren, sie zu küssen, sie im Arm zu halten.
Sie fehlte ihm unheimlich.

Der Prozess verlief schleppend.
Die ganze Zeit über hatte er das Gefühl, dass die überhaupt keinen Bock auf ihn hatten.
Der Richter, der Staatsanwalt, sie alle wirkten äußerst unmotiviert und nicht besonders gnädig auf ihn. Er saß stumm da, seine Finger klopften einen seltsamen Rhythmus auf die Tischplatte, seine Augen versuchten alles wahrzunehmen, während die Minuten quälend langsam verstrichen.
Er unterdrückte einen Seufzer und vermied jeglichen Blickkontakt mit dem Richter oder dem Staatsanwalt.
Demut schien ihm eine ganz geeignete Taktik zu sein.
Vielleicht hatte es an seiner Unterwürfigkeit gelegen, vielleicht hatten sie auch Mitleid mit ihm, da man merkte wie sehr er zu Jill wollte, doch er bekam seine Chance. Und er wusste, die durfte er nicht vermasseln. Es könnte seine letzte sein.

Die Jungs wollte natürlich feiern, doch Davut wollte zuerst nach Jill sehen.
Sie verdiente es nach allem was sie durchgemacht hatte, dass er sich immer zuerst  um sie kümmerte.
Als er vorsichtig die Haustür aufschloss, bemerkte er, wie müde und erschöpft er eigentlich war.
Jill war nicht zu Hause. Frustriert setzte er sich aufs Bett und überlegte eine Sekunde, dann ließ er sich zurück fallen. Er wollte eigentlich nur noch schlafen. Hier. Nicht in einer Zelle. Er wollte wieder rauchen und feiern und leben. Er stand auf, ging duschen und dachte nach. Wie sollte sein Leben weitergehen? Er musste jetzt einen Major Deal an Land ziehen, sonst hätte er mit Musik keine Chance. Und nach seiner Knastvergangenheit bekam er ja auch nie einen Job. Als er sich wieder aufs Bett setzte fasste er den Entschluss, Jill nie wieder anzulügen, ihr nie wieder falsche Hoffnungen oder Versprechungen zu machen.
Eine Minute später fielen ihm die Augen zu.
Geweckt wurde er vom Licht der untergehenden Sonne in seinem Gesicht. Und er spürte Gewicht auf sich.
Jill lag auf ihm, ihre Wange an seiner Schulter und schlief.
Ein Lächeln breitete sich über seinem Gesicht aus, er strich ihr übers Haar und zog sie fest an sich. Sie wurde wach, doch anstatt etwas zu sagen blieb sie einfach einen Moment lang auf ihm liegen bis er "Bin wieder da" flüsterte.
Sie schmunzelte. "Ich merk schon."
"Du hast mir so gefehlt."
"Gott, du mir auch", antwortete sie leise und legte ihre Lippen auf seine.
Er ließ sie eine ganze Weile nicht mehr los. Jill hatte ein Lächeln im Gesicht und küsste seinen Hals. "Ich lass dich nie wieder gehen du Idiot", murmelte sie.
"Ich dich auch nicht", lächelte er und strich ihr übers Haar. Bis irgendwann sein Handy klingelte.
"Die Jungs wollen vorbeikommen", sagte er an Jill gewandt nachdem er hin gegangen war und sah wieder auf sein Display, wo Kemal zu sehen war.
Sie zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Finger.
"Ja, warum nicht? Ich kann dich ihnen ja schlecht wegnehmen."
"Oh süße du darfst alles mit mir machen", grinste er und küsste sie auf die Wange.
"Nehmt euch 'n Zimmer", sagte Kem und verdrehte die Augen doch er lächelte.
Er war froh, Jill wieder bei Davut zu sehen.
Ihr ging es deutlich besser bei ihm.
Ihre Augen hatten einen ganz anderen Glanz, und man spürte die Liebe zwischen den beiden.
"Haben wir. Du bist in dem Zimmer", grinste Davut.
"Jaja. Bis dann."
Kem legte auf, Davut setzte sich auf und zog Jill auf seinen Schoß.
"Erzähl, Jilly. Alles in Ordnung? Wie ist es dir so ergangen? Wie geht's deiner Lunge? Hast bisschen umdekoriert."
"War auch nötig", grinste sie und gab ihm einen Kuss.
"Ich hab dich unglaublich vermisst. Aber immer wenn ich kurz vorm..Breaking point war, hat Kem mich aufgemuntert. Mit alten Stories von dir und so. Und Lunge geht's ganz okay."
Davut lächelte. "Gut. Und jetzt? Immer noch Breaking point?"
"Breakeven", sagte sie grinsend, ihre Hände an seinem Hals.
Er küsste sie wieder.
"Ich bin froh dass du noch hier bist."
"Komm schon. Ich wäre nie gegangen. Das weißt du."
"Jaa aber trotzdem. Im Bau zweifelst du alles an."
"Schon klar."
Sie vergrub wieder ihr Gesicht an seinem Hals.
"Ich bin schon froh dass du noch Aufenthalt hast."
Er seufzte und nickte.
"Ja, Ich hab echt keine Ahnung wie das noch weitergehen soll."
"Wir werden sehen. Alles kommt wie es kommen soll."
"Ich liebe Dich."
"Ich dich auch. Schön, dass du wieder da bist."

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin