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"Ey. Besuch für Dich."
Davut hob erstaunt den Kopf. Er hatte nicht mit Besuch gerechnet. Er nickte, stand auf und folgte dem Beamten. Geschrei ertönte aus einigen Zellenblocks, daraufhin folgte das Gebrüll der Wärter und eine Alarmsirene.
Kemal war da.
"Hey. Dachte mir ich muss mal vorbeischauen. Jetzt bist du schon fast 5 Monate weg Alter", sagte er und musterte Davut leicht besorgt.
"Wie geht's Jill?" fragte Davut sofort.
"Naja..als ich sie das letzte Mal gesehen habe lag sie mit 'ner Flasche Whisky auf dem Boden."
Davut hob eine Augenbraue.
"Willst du mich verarschen? Sie hat doch bestimmt seit zwei Jahren nicht einen Tropfen Whisky getrunken und jetzt eine ganze Flasche?"
"Naja du bist weg. Und das macht sie fertig."
"Oh Gott", sagte Davut seufzend und vegrub mit leichtem Grinsen das Gesicht in den Händen.
"Wird Zeit dass ich hier rauskomm' hm?"
"Jaja, sind ja nur noch paar Jahre", sagte Kemal sarkastisch.
"Aber wenn du willst sag ich ihr sie soll herkommen. Oder zumindest n Brief schreiben."
"Ja, mach mal. Aber du kennst sie ja, sie hat ihren eigenen Kopf. Kann auch sein, dass sie jetz einfach nach China oder so abhaut."
"Dann kennst Du sie aber schlechter als ich dachte", grinste Kemal.
"Sie würde nie mit deinem Geld abhauen."
Davut nickte. Da musste er ihm zustimmen.
"Naja", meinte er schließlich.
"Wir werden sehen."

Den nächsten Besuchstag erwartete Davut noch sehnsüchtiger als sonst. Er wollte Jill so gerne sehen und er hatte Angst sie würde nicht kommen.
Doch sie kam. Einen Moment lang sah sie ihn nur an.
Dann fiel sie ihm um den Hals.
"Es tut mir so Leid", murmelte sie.
"Alles okay Babe", antwortete er leise.
Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Er strich ihr kurz sanft übers Haar bevor sie sich von ihm löste.
"Wir sollten nicht streiten, wir haben eh nur so wenig Zeit zusammen im Moment", sagte sie langsam als sie sich setzte. "Tut mir Leid."
Davut nickte.
"Ich bin nur so froh dass du da bist", sagte er erleichtert.
"Geht es Dir gut?"
Jill zuckte mit den Schultern.
"Geht ich..bin neulich ziemlich mit Whisky versackt aber dann..dann gings."
Sie mussten beide grinsen.
"Das bleibt aber bitte bei dem einen Mal ja? Ich bin nicht da um bei dir zu sein", sagte Davut und seine Stimme brach ab.
"Du schaffst das oder?"
Jill griff nach seiner Hand und lächelte ihn aufmunternd an.
"Wir. Wir schaffen das."
Dann sah sie zu Boden.
"Mein Dad hat sich gemeldet. Er wollte dass ich nach Hause komme. Er hat gehört dass du hier bist."
Davut schnaubte abfällig.
"Nach hause! Als ob das je ein Zuhause für dich gewesen wäre!"
Sie nickte.
"Hab ich auh gesagt. Ich bin ja nicht einfach so im Heim gelandet." Er sah dass sich Tränen in ihren Augen sammelten.
"Hey, das ist Vergangenheit", sagte er sanft.
"Jetzt bist du bei mir. Ich bin jetzt dein Zuhause, deine Familie."
Sie nickte. "Ich weiß. Ich find's nur so lächerlich von ihm. Wie er denkt ich würde einfach zurückkehren und vergessen was vorgefallen ist."
"Wirst du aber nicht oder?" fragte Davut leicht besorgt.
"Was, und nach Chicago gehen? Und dich hier zurück lassen? Eher sterbe ich."
"Er ist wieder in Chicago?"
"Jep. Weißt du als ich 10 war ist er ja dorthin abgehauen. Als ich 13 war kam er wieder und kurz danach war er wieder weg. Und dann als ich 18 war wieder da. Der Wichser. Und jetz ist er anscheinend wieder weg und wi dass ich nach komme."
"Gott er hat wirklich gar nichts verstanden oder?"
"Offensichtlich nicht. Ich wünschte meine Mum würde noch leben. Und ihm mal ordentlich in den Arsch treten."
Jill hatte ihre Mutter verloren als sie gerade mal 10 gewesen war und durch die Reisen ihres Vaters ständig von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschickt, quer durch ganz Berlin.
Sanft strich Davut über ihren Handrücken.
"Alles okay?" fragte er leise.
Sie nickte. "Geht schon."
"Ich liebe Dich."
Sie lächelte.
"Ich liebe Dich auch Davut."
"Im Knast vergehen die Jahre viel zu langsam."
"Sei froh, dass ich damals nicht wirklich schwanger gewesen bin. Dann hättest du jahrelang dein Kind allein gelassen", sagte sie leicht vorwurfsvoll.
Er vermied es sie anzusehen und nickte.
"Tut mir Leid."
"Ist okay. Du kommst hier irgendwann schon wieder raus. Und dann holen wir all das nach."
"Gott, ich hab so ein Glück dich zu haben", sagte Davut lächelnd.
"Ja hast du", grinste sie.
"Aber weißt du warum ich immer noch sauer bin?"fiel ihr plötzlich ein.
"Warum?"fragte er vorsichtig.
"Weil du mir nicht gesagt hast, dass 60 Riesen unter unserem Bett lagen! Wir hatten immer Geldsorgen!"
"Das war nun mal das Geld für den Notfall!"erklärte er.
"Du bist ein Arsch Davut."
"Süße ich.."
"Verdammt warum liebe ich Dich so sehr", unterbrach sie ihn mit einem halben Lachen.
"Du sagst mir einmal, dass ich süß bin und ich bin nicht mehr sauer. Du Arsch."
Davut grinste und lächelte sie liebevoll an.
"Ich liebe Dich auch."

Breakeven [Ak Ausserkontrolle]Where stories live. Discover now