#37 Ein Verdacht

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"Moment, Sie verdächtigen Emilia Mansfield? Die Emilia Mansfield, die letztes Jahr schon Ihre Frau entführt hatte?", hakt der Polizist nochmal nach. "Sie ist die einzige, die mir einfallen würde. Sie hat braune Haare, das würde passen. Und außerdem wurde sie nie gefunden. Es muss sie sein!" "Okay, ganz ruhig. Es ist erstmal ein Verdacht, dem wir nachgehen müssen. Ich werde eine Fahndung nach Senorita Mansfield herausgeben." "Wie, Sie suchen gar nicht mehr nach ihr?" "Schon lange nicht mehr.", antwortet er. "Also, wie gesagt, ich werde eine Fahndung nach ihr rausgeben. Und außerdem werden wir auch außerhalb von Buenos Aires suchen müssen. Vor allem die Region, wo sie Ihre Frau festgehalten hatte. Es könnte sein, dass sie das Haus, nachdem es abgebrannt ist, wieder aufgebaut hat." Ich nicke. "Aber... Aber Sie werden unsere Tochter doch finden?" "Wir probieren alles, was in unserer Macht steht, um sie zu finden.", sagt er. "Aber versprechen kann ich nichts."


Ich parke das Auto in unserer Auffahrt und steige aus. Gerade, als ich reingehen will, drehe ich nochmal um. Ich brauche einfach einen Moment für mich alleine. Ich weiß, egoistisch von mir, ich sollte jetzt eigentlich umso mehr bei Luna sein, aber ich muss einfach mal alleine sein und nachdenken. Nachdenken darüber, was ich alles falsch gemacht habe, und inwiefern es meine Schuld ist, dass das passiert ist. Und wie es jetzt weiter geht.

Erst will ich in den Park, doch dort ist alles passiert und sicherlich tut es nicht gut, jetzt dort entlang zu laufen. Also entscheide ich mich kurzer Hand für den Strand. Um die Jahreszeit, auch die Tageszeit, müsste es dort leer sein, also bin ich ungestört und alleine.


Am Strand setze ich mich auf eine Bank und öffne die Vodkaflasche. Ich hab sie mir eben noch geholt, mit nem kleinen Kasten Bier und zwei weiteren Vodkaflaschen. Wie kann man seine Sorgen besser vergessen, als mit Alkohol? Ich setze die Flasche an meinem Mund an und trinke einen großen Schluck. Zum Glück sieht mich hier niemand, ich kann echt nicht gebrauchen, dass die Presse oder Fans das mitbekommen. Und erst recht nicht Luna, sie würde mich vermutlich gleich einen Kopf kürzer machen.

Die Minuten vergehen, schon habe ich die Flasche leer. Der Alkohol scheint zu wirken, mein Kopf fühlt sich deutlich leerer an. Seufzend öffne ich mir ein Bier und trinke sofort einen Schluck daraus. Man, tut das gut.


Ich bin so ein verdammt schlechter Ehemann und Vater. Ich kann nicht einmal meine eigene Familie richtig beschützen. Noch nie konnte ich das. Wie viel ist Luna schon passiert? Und nichts konnte ich verhindern! Unsere Tochter wurde entführt, ich konnte es auch nicht verhindern! Und jetzt sitze ich hier, besaufe mich, während meine Frau zuhause ihre Nerven verliert und psychisch mehr als am Ende ist.

Aber hey, der Alkohol wirkt!

Immerhin etwas.

Ich sollte öfter trinken, wenn ich Sorgen habe. Das macht das Leben um einiges leichter. Dein Kopf wird leergefegt, du vergisst für einen Moment alles um dich herum, es gibt nur den Alkohol und dich.

Schnell ist auch die erste Flasche Bier leer und ich öffne die nächste. So geht es immer weiter und weiter, bis der halbe Bierkasten leer ist und ich die nächste Vodkaflasche öffne.

Je mehr ich trinke, desto mehr Vorwürfe mache ich mir. Ich bin so ein verdammt schlechter Vater, Herr Gott nochmal! Du solltest mich bestrafen, Gott. Mich bestrafen und in die Hölle schicken, nichts anderes verdiene ich. Ich kriege nichts auf die Reihe, absolut nichts. Scheiße, dröhnt mein Kopf!

Trotzdem trinke ich weiter. Es befreit einfach.

Den Rest aus der Vodkaflasche trinke ich auf Ex. Die Flüssigkeit rennt meinen Hals herunter, es brennt, als würde ich Feuer schlucken. Aber das ist mir egal. Das einzige, was ich gerade brauche, ist mein Alkohol.

Schneller als man auch nur "Alkohol" sagen kann, öffne ich mir das nächste Bier und trinke es in wenigen Schlucken aus. Das nächste folgt. Während ich trinke, schaue ich hinaus aufs Meer. Es hat bereits angefangen, zu dämmern, der Mond spiegelt sich etwas im Wasser. In der Ferne fährt ein Dampfer, man sieht seine Lichter leicht. Was eine Atmosphäre hier, perfekt, um zu trinken.


Und schon ist der Bierkasten leer. Menno, eigentlich würde ich mir jetzt nen zweiten holen gehen, aber so dicht, wie ich schon bin, kann ich nicht mehr wo hin gehen. Die würden doch sofort die Polizei rufen, die Presse würde davon Wind bekommen, und Luna. Also muss meine letzte Vodkaflasche her halten. Gerade, als ich sie öffnen will, klingeln mein Handy. Ich fummle es aus meiner Jackentasche und gehe, ohne zu gucken, wer überhaupt anruft, ran. "Jaaaaaa, hier ist der M-Matteoooooo!", lalle ich. Scheiße, ich höre mich wie ein Kleinkind an! Wie dicht bin ich bitte?! "Matteo, wo bist du?! Es ist dunkel, ich bin alleine Zuhause und habe Angst!" Mist, es ist Luna. "Aaaaaaam Straaaaaand!" Ich kichere. What the hell, was ist mit mir los?! "Sag mal, bist du betrunken?!" "Vielleicht ein klitzekleines bisschen!" "Oh Gott Matteo, was machst du nur?!" "Mit Alkohol vergisst man Kummer und Sorgen! Solltest du auch mal probieren!" Ich öffne jetzt die Vodkaflasche und trinke einen Schluck. "Matteo, bitte komm nach Hause! Ich hab solche Angst, alleine zu sein!" "Du bist niemals alleine. Es ist immer jemand da!" Scheiße, das hat sich so angehört, als wäre ich ein kranker Stalker. "Matteo, bitte..." Luna hört sich richtig ängstlich und verzweifelt an... Schuldgefühle kommen in mir hoch. Luna sitzt da alleine zuhause, ihre Nerven liegen blank und sie hat Angst. Moment, waren nicht eigentlich Maria und Francisco da? "Duuuuu hast doch Maria und Francisco." "Sie sind schon fort... Sie wollten bleiben, aber ich dachte, du kommst schnell zurück und da hab ich sie nach Hause geschickt, sie sahen so fertig aus..." Süß, immer denkt sie an die anderen, nie an sich.

Da sehe ich plötzlich eine Gestalt im Wasser. Ein Kleinkind, braune Löckchen hat es.

In mir schrillen alle Alarmglocken. Das ist Lia!

"Luuuuuuuuuna, es tuuuuuuuuut mir leeeeeeeeeeid!", lalle ich und schmeiße das Handy in den Sand, ziehe mein Jacke aus und werfe sie achtlos neben mich, ehe ich los in Richtung Meer renne.


Rennen kann man nicht behaupten. Ich wanke hin und her, bis ich endlich das Wasser erreicht habe und mich der Länge nach hin packe. Ich hebe meinen Kopf an, meine Haare fallen mir ins Gesicht. Die Gestalt ist weg, Lia ist weg.

Moment, was sollte meine Tochter alleine im Meer suchen?!

Scheiße, das habe ich mir eingebildet... So dicht bin ich also, na toll.


Whoops, da habe ich Matteo wohl etwas viel trinken lassen! (Ich kann sowas nicht wirklich gut beschreiben, i'm sorry haha xD)

Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt