Lutteo - Alles perfekt, oder doch nicht?

#51 Schockdiagnose

Leseabend 28/12/19 - 1|8

"L-Leukämie? I-ich habe Leukämie?!" Meine Welt bricht gerade von einem Moment zum anderen zusammen. "Wie gesagt, es ist keine 100%-ige Diagnose, aber... Es tut mir leid, aber ja..." Die Ärztin sieht mich mitfühlend an.

Ich bin wie gelähmt. Ich habe Leukämie?! Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich schnappe mehrmals hintereinander nach Luft. "Senora Balsano?" Ich drehe meinen Kopf zur Seite, damit mich meine Ärztin nicht weinen sieht, sie legt ihre Hand auf meine. "W-werde i-ich s-sterben?", frage ich ganz leise. "Ich kann Ihnen leider nichts weiter dazu sagen, das ist nicht mein Gebiet...", antwortet sie. "Ich habe aber einen guten Kollegen im Krankenhaus, der sich dort auskennt. Wenn Sie wollen, rufe ich ihn gleich an. Vielleicht hat er noch heute einen Termin für Sie frei." Ich nicke nur kurz. "Okay, dann mache ich das gleich." Schon nimmt sich Dr. Moreno ihr Telefon und wühlt kurz in einigen Unterlagen herum, wahrscheinlich sucht sie die Telefonnummer. "Ah, hier steht die Nummer ja...", murmelt sie und wählt die Nummer.

"Dr. Moreno hier.", meldet sie sich, als dieser andere Arzt rangegangen ist. "Ah, sehr gut, du bist dran! Also, hör zu... Ich habe hier eine Patientin, Senora Luna Balsano. Ich hab ihr gerade ein großes Blutbild abgenommen und ihre Werte sprechen für Leukämie. Die Symptome passen auch. Kann ich sie zu dir schicken?", erklärt sie und ich spüre, wie ich zu zittern beginne. "Gut, dann kläre ich das alles und schicke sie zu dir." Sie sieht mich kurz an. "Danke dir, bis dann!" Dr. Moreno legt auf und legt das Telefon beiseite. "Also... Der Spezialist im Krankenhaus, Dr. Munoz, wird später bei Ihnen eine Knochenmarkpunktion durchführen. Das ist ein kurzer Eingriff, bei dem etwas Knochenmark entweder am Beckenkamm oder aus dem Brustbein entnimmt. Sie werden örtlich betäubt. Es ist wirklich nur ein ganz kurzer Eingriff, jedoch werden danach noch für etwa eine Stunde ihre Werte überwacht. Das Knochenmark schickt der Arzt dann gleich ins Labor, so dass die genaue Diagnose dann auch nach etwa einer Stunde vorhanden sein sollte. Er bespricht dann mit Ihnen das weitere Vorgehen.", erklärt sie mir und ich nicke ganz kurz. "Ihr Termin ist bereits in einer Stunde, zum Glück ist heute bei dem Doktor nicht zu viel los. Ich würde sagen, ich ziehe Ihnen jetzt den Zugang und dann rufen Sie jemanden an, der Sie ins Krankenhaus fahren kann, denn ich möchte Sie in Ihrem Zustand ungern alleine auf den Weg schicken." "M-mich k-kann a-aber n-niemand b-bringen.", stottere ich und wische mir kurz mit meinem Pulliärmel übers Gesicht. "Was ist mit Ihrem Mann?" "E-er i-ist b-beschäftigt.", antworte ich. "Ich bin mir sicher, dass er für Sie das nach hinten schieben würde." "N-nein, i-ich k-kann i-ihn n-nicht a-anrufen!" Was soll ich denn am Telefon sagen?! Etwa "Hey Matteo, hier ist Luna, die bald sterben wird, weil sie Leukämie hat. Fährst du mich ins Krankenhaus, um zu erfahren, wie viel Zeit mir noch bleibt? Ach ja, wir sollten uns schonmal nach einem Sarg für mich umsehen!" oder was?! "Na gut, dann wird Ihnen die Schwester an der Anmeldung ein Taxi rufen.", sagt Dr. Moreno und ich nicke kurz. "Aber, Senora Balsano..." Sie legt ihre Hand auf meine. "J-ja?" "Versprechen Sie mir bitte eins: Verschweigen Sie Ihrem Mann diese Diagnose nicht, Sie brauchen ihn jetzt."

Eine halbe Stunde später sitze ich zitternd im Taxi, welches mich ins Krankenhaus bringt. Immer wieder starre ich Matteos Kontakt in meinem Handy an und überlege, ob ich ihn doch anrufen soll oder nicht. Nein, ich kann das nicht... Bestimmt würde er mich deshalb verlassen! Niemand will doch eine todkranke Frau haben! Nein, ich hab zu viel Angst davor, es ihm zu sagen... Ich kann das nicht! Ich kann doch nicht Leukämie haben! Das ist einfach schrecklich! Ich bin todkrank!

Plötzlich leuchtet mein Handybildschirm auf. Scheiße, Matteo ruft an! Was mache ich denn jetzt?! Man hört mir doch sicherlich an, dass etwas nicht stimmt! Aber noch verdächtiger ist es, wenn ich überhaupt nicht rangehe... Also gehe ich schließlich ran und halte mein Handy an mein Ohr.