Chapter 78

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Ich ließ mein Handy fallen und nichts konnte meine Tränen mehr zurückhalten. Ich wollte Mutter werden. Unbedingt. Ich strich mit über den Bauch und wusste nicht was ich tun sollte, geschweige denn was ich denken sollte. Ich hob mein Handy auf und schrieb Lukas, dass ich auf Toilette war und dringend seine Hilfe brauchte. In der Hoffnung das er gerade nicht schlief und auf sein Handy schaute. Es dauerte 12 Minuten bis er es las, aber dann stand er keine 10 Sekunden später vor der Tür und klopfte an. "Ich bin's!" sagte er und ich schloss auf um ihn rein zulassen. "Was ist los?" fragte er und schloss die Tür hinter sich wieder zu. Sein Blick fiel auf mein verheultes Gesicht und dann auf meine Unterhose. "Fuck!" sagte er und strich sich durch die Haare, wie immer wenn er seine Fassung nicht verlieren wollte. 

Lukas P.O.V.:
Ich war komplett überfordert und wusste nicht was ich machen sollte. Ich war nicht mal halb so gut über Schwangerschaften informiert wie Hanna. Ich wollte, nein ich musste ihr irgendwie weiterhelfen. "Wir machen dich erstmal sauber, okay?" fragte ich und sie nickte nur. Ich will gar nicht wissen, was das Bedeuten könnte... Es sieht auf jeden Fall weder gesund noch normal aus. "Ich geh kurz schauen ob ich was da hab, was wir dir stattdessen anziehen können." sagte ich und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Dann öffnete ich die Tür und ging zu unserem Platz zurück. Zuerst schaute ich nach was brauchbarem in meinem Rucksack, fand dort aber nichts. Dann schaute ich in Hannas Handtasche und fand dort auf den ersten Blick auch nichts. Enttäuscht lies ich die Tasche sinken und betete für ein Wunder. Ich betete dafür, dass alles mit dem Baby in Ordnung war. Ich wollte Papa werden, ich wollte mit einem Sohn Fußball spielen oder mit einer Tochter Puppen frisieren. Aber vor allem wollte ich, dass es Hanna gut ging.

Ich entdeckte Seitentaschen in Hannas Handtasche und in einer dieser Seitentaschen war eine kleine Tasche drin. Also in der Tasche eine Tasche mit einer Tasche. Die Tasche trug die Aufschrift 'Frauenhilfe' und ich setzte alle meine Hoffnungen in diese Tasche. Vielleicht konnte sie meiner Frau ja jetzt helfen. Ich öffnete sie und ich fand Tampons, Binden, Schmerztabletten, kleine Tüten und ganz unten einen Ersatz-Slip. Ich liebe vorbereitete Handtaschen. Wenn alle so sind, dann hätte ich auch gerne eine. Ich legte die Handtasche auf den Sitz neben mich und stand dann mit der 'Frauenhilfe' in der Hand auf und ging zur Toilette. "Hanna?" fragte ich und klopfte leise an. Sie öffnete mir die Tür und ich ging rein. Sie saß immer noch genau so da wie ich sie verlassen hatte. Ich zog ihr die Unterhose aus und nahm mir Klopapier, welches ich mit Wasser befeuchtete und ihr das bereits getrocknete Blut von den Oberschenkeln wischte. "Du musst das nicht machen. Das ist ekelig." sagte sie und wollte mir das Tuch aus der Hand nehmen. "Ich mach das aber jetzt. Später muss ich mal Windeln wechseln, das wird genauso ekelig." sagte ich und bereute es sofort. Genau das war jetzt ihr wunder Punkt und ich bin voll reingelatscht ins Fettnäpfchen. Hanna fing wieder an zu weinen. "Oh das tut mir leid! Ich wollte nicht..."
"Schon gut." sagte sie und zog ihr Kleid weiter hoch, damit ich sie besser sauber machen konnte. "Wenn wir daheim sind machen wir gleich einen Termin beim Frauenarzt, ja?" 

Die letzten zwei Stunden Flug überstanden wir auch noch. Ich hatte es geschafft Hanna auf andere Gedanken zu bringen und redete mit ihr über meine Karriere und was ich vor hatte. 
"Ich hab vor mich bei Promotion Engine Media in Hannover zu bewerben. Einfach um was zu machen was mir Spaß macht." sagte ich. "Hab ich noch nie zuvor gehört... was genau würdest du da machen?" fragte Hanna mich und lehnte sich an meine Schulter. "Naja, das ist sone Werbeagentur. Ich könnte mich um Websites, Apps, Werbevideos oder Grafikdesign kümmern. Im Prinzip alles Zeug was ich damals in meiner Ausbildung gelernt habe." erklärte ich. "Damals, als wäre das schon zwanzig Jahre her." lachte Hanna und pikste mir in die Seite. "20 nicht, aber immerhin schon 5 Jahre. Und da hab ich die Ausbildung beendet. Also theoretisch schon 8." sagte ich. Und wieder einmal stellte ich fest wie alt ich schon geworden war. "Was ist mit deiner Karriere? Willst du weiter Musik machen?" fragte sie weiter. "Mh, also aufhören werde ich nicht. Ich denke, dass ich mir so viel Zeit nehmen werde wie ich brauche um neue Musik zu machen und dann werde ich das natürlich veröffentlichen, aber eine Tournee oder so wird es denke ich so schnell nicht wieder geben." 
"Deine Fans werden dich hassen." lachte Hanna. "Nein, die eine Hälfte wird es verstehen und die andere Hälfte wird dich hassen." lachte nun Lukas. "Das kann auch sein." sagte Hanna. "Ist ja auch egal wie meine Fans reagieren werden. Fakt ist, dass ich für dich und die Bohne da sein möchte."
"Mensch, die Bohne ist doch schon eine kleine Avocado!" sagte ich gespielt empört. 

Es dauerte nicht lange, da saßen wir schon im Taxi nach Hause. Das erste was ich tat war duschen, weil ich mich super ekelig fühlte. Dann zog ich mir was bequemes an und fuhr gleich mit Lukas zum Frauenarzt. Ich hatte in der Zwischenzeit beschlossen erst durchzudrehen, wenn es auch einen Grund dazu gibt. Ohne das würde ich hier wahrscheinlich durchdrehen. 

Es dauerte eine Weile bis wir dran kamen, weil wir keinen Termin hatten, aber als es dann soweit war, war ich schon sehr nervös. Aber die Ungewissheit war noch schlimmer und der Gedanke daran zu erfahren was los ist motivierte mich weiter zulaufen.
Als ich dann auf der Liege lag, bereit für den Ultraschall, nahm Lukas meine Hand und ließ sie nicht mehr los. "Also auf den ersten Blick sehe ich jetzt erstmal nichts bedenkliches. Das Herz pumpt so wie es sein sollte. Das einzige was ein bisschen ungewöhnlich ist ist, dass der Embryo schon ganz schön gewachsen ist. Aber das ist erst bedenklich wenn der Bauch größer wird als er sein sollte. Blutungen kommen öfter mal vor und müssen nicht immer bedenklich sein. Aber es ist wichtig das das regelmäßig kontrolliert wird, also Sie haben alles richtig gemacht. Ein überaus gesundes Kind." Das war das beste was man mir in dem Moment hätte sagen können. Ich war so erleichtert wie noch nie zuvor. Lukas Griff lockerte sich und erst jetzt merkte ich, dass er total angespannt war. Manchmal vergesse ich einfach, dass ihn das ja genauso was angeht. "So, wollen Sie denn das Geschlecht wissen?" fragte die Ärztin und wir sagten gleichzeitig ja. Sie bewegte das Ultraschallgerät an eine andere Stelle und lächelte dann. "Herzlichen Glückwunsch! Sie bekommen ein Mädchen!" 




Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt