Chapter 71

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"Vergiss nicht die Hausbesichtigung in einer Stunde, ja?" sagte Lukas noch bevor ich mit Julie ins Eiscafé ging in dem wir Mal gearbeitet hatten. Ich hatte es irgendwie vermisst. Julie trank einen Kaffee und ich einen Kakao, weil Schwangere ja kein Koffein zu sich nehmen sollten.
"Ich kann es nicht fassen, dass du mir verschwiegen hast, dass du schwanger bist. Wie lange denn schon?" fragte sie mich nachdem wir unsere Getränke bekommen hatten. "Ich bin jetzt in der 8. Schwangerschaftswoche. Der Embryo ist jetzt etwa so groß wie eine Bohne." erklärte ich. "Wow. Und wie lange weißt du es schon?" fragte sie weiter. "Uff... vier oder fünf Wochen vielleicht..."

Wir redeten noch über Vieles, aber eine dreiviertel Stunde später, machten wir uns auf den Rückweg. "Also ihr schaut euch jetzt ein Haus an?" fragte Julie. "Jup. Es ist ungefähr zwischen Lehrte und Hannover. Also so ziemlich am Ende von Hannover." Lukas' Eltern wohnten in Lehrte und ich wohnte in Hannover. Ich hoffte sehr, dass das klappt mit dem Haus, denn die Lage war perfekt, es sah schön aus, war groß, aber nicht zu groß und der Preis stimmte mit unseren Vorstellungen überein. "Mach dir über das wer bezahlt was keine Gedanken, Süße. Wir legen unsere Konten zusammen und dann ist alles uns." hatte Lukas zu mir gesagt, als wir über die Preisvorstellung geredet hatten. Und trotzdem hatten wir uns auf ein Budget geeinigt, dass wir maximal ausgeben wollten.


10 Minuten später saßen Lukas und ich im Auto und fuhren in 5 Minuten zu dem Haus. Das Haus hatte zwei Stockwerke und einen kleinen Vorgarten. Hinter dem Haus war noch ein zweiter Garten mit viel Platz. Die Haustür war eine riesige Flügeltür neben der in goldenen Lettern die Hausnummer 15 stand.
Die Fassade war aus Holz, welches rot gestrichen war. Die Farbe blätterte allerdings schon ab. Das ganze Haus war hell und wurde von Licht durchflutet. Der Flur war offen und eine Wendeltreppe führte in den zweiten Stock. Dadurch, dass es so hell war, wirkte alles größer als es eigentlich war. Die Küche war geräumig mit einer Kücheninsel und im Wohnzimmer war ein großes Fenster durch das man in den Garten gelangte. Ein Sofa fehlte und auch kein Fernseher oder ähnliches war da. Das Bad unten war nicht gefließt und im oberen Stockwerk waren drei der vier Zimmer nicht gestrichen und das Bad oben hatte außer Toilette und Waschbecken keine Einrichtung. Und trotzdem malte ich mir schon bei jedem Raum genauestens aus wie er fertig aussehen würde. Im Prinzip war es das schon an Räumen. Es gab noch einen Keller und einen Dachboden, der allerdings voll mit Spinnenweben war und höchstwahrscheinlich lebten da noch Mäuse. Der Garten sah nicht sonderlich wohnlich aus -zumindest nicht für Menschen- aber mit ein bisschen Arbeit und viel Liebe könnte man da ein Paradies draus machen. Es gab sogar einen Pool, von dem wir nichts wussten, und als wir den sahen, wussten wir auch warum. Es war kein Wasser drin und trotzdem schimmelten die Wände und sauber war definitiv etwas anderes.
"Der Pool war der Grund, warum die anderen Interessenten abgelehnt haben, also haben Sie entweder Glück oder Sie lehnen den Kaufvertrag ebenfalls ab. Also wenn Sie wollen, gehört das Grundstück Ihnen." sagte der Markler und rückte seine Brille zurecht. "Wir besprechen das kurz." sagte Lukas und ging mit mir ein paar Schritte weiter. "Was sagst du?" fragte er leise. "Ich will es haben! Fliesen kann man legen, Decken, Wände und die Fassade kann man streichen, den Pool können wir sanieren lassen und und auch fliesen lassen, den Dachboden kriegen wir auch auf Vordermann, also meiner Meinung nach hat das Haus alles was wir brauchen und sogar noch mehr." sagte ich. "Ja, aber alle vor uns haben das Haus wegen dem Pool nicht genommen. Da muss was faul sein. Und das meine ich jetzt nicht wortwörtlich." schmunzelte er. "Vielleicht, weil es denen an Geld gemangelt hat und sie eine Sanierung sich nicht hätten leisten können. Ich meine nicht jede Frau der Welt bekommt einen sexy Popstar ab." lachte ich. "Ich schlafe mal eine Nacht darüber." sagte er schließlich. Ich schaute ihn schmollend an. "Komm schon. Ich hol mir auch den Job im Eiscafé wieder. Damit ich wenigstens ein bisschen was verdiene." "Schau mich nicht so an! Sonst unterschreibe ich noch Verträge die ich nie vorhatte zu unterschreiben."

15 Minuten später hatten wir alles unterschrieben, was wir unterschreiben sollten und alle Anwesenden waren glücklich. Auch Lukas! "Ich wusste ich krieg dich rum..." grinste ich. "Jap. Es läuft wie immer." lachte er. "Ich liebe dich!"
Wir waren also ab sofort im Besitz eines schönen Hauses.

Die nächsten drei Wochen verbrachten wir also damit, das Haus fertig und alles einzugsbereit zu machen. Wir waren gefühlt Tausend Mal im IKEA, in Gartenhandlungen, hatten sämtliche Bauarbeiter und professionelle Poolbauer im Haus und waren nachdem alles fertig war echt k.o., aber es hat sich gelohnt. Einfach alles hat sich gelohnt. Der Garten war noch schöner als ich ihn mir vorgestellt hatte. Den hab ich zusammen mit Mama gemacht. Gut, Luis hat noch den Rasen gemäht. Das einzige, was noch nicht ganz fertig war, war der Pool. Wir hatten uns nämlich dazu entschieden eine Heizung einbauen zu lassen, damit das Wasser nicht ganz so kalt ist.

"Hanna?" rief Lukas vom Dachboden nach unten. Er, Daniel und Luis schraubten noch das ein oder andere Brett fest oder ersetzten es durch ein neues. Ich kletterte die Leiter zum Dachboden hoch. "Was ist?" fragte ich. "Der Typ vom Standesamt hat gerade angerufen. Es gab wohl einen Todesfall bei ihm in der Familie und deswegen hat er uns an eine Kollegin weitergeleitet, allerdings ist die sehr beschäftigt und kann uns frühstens nächste Woche Samstag einen Termin geben. Da heiraten wir kirchlich." Ich schloss die Augen um nachzudenken. Da will man einmal im Leben heiraten und schon stirbt jemand. "Na super...und jetzt?" fragte ich und Lukas zuckte nur mit den Schultern. "Au! Bist du verrückt?" schrie Daniel auf. "Oh sorry. Ich hab gerade nicht aufgepasst." sagte Luis und legte betreten den Hammer beiseite. "Ich hab's gemerkt!" meckerte Daniel und lutschte an seinem schmerzenden Finger. Und da kam mir eine Idee. "Warte. Die kirchliche Trauung beginnt um 10. Wenn wir um 8 oder so zum Standesamt gehen, kommen wir spätestens halb 9 wieder raus. Dann haben wir immer noch eine und ne halbe Stunde Zeit um pünktlich vor der Kirche zu stehen. Dann heiraten wir einfach an einem Tag zweimal." sagte ich. "Soll ich das jetzt als Kompliment oder als Beleidigung sehen, dass dir das eingefallen ist, nachdem der Vollpfosten hier mir den Finger zermatscht hat?!" fragte Daniel. "Och ich hab mich doch schon entschuldigt." sagte Luis. "Ja, aber davon kann ich mir keinen neuen Finger kaufen!" "Den kannst du dir so oder so nicht." Ich schlug mir die flache Hand gegen die Stirn. "Leute, ihr seid voll die Zicken. Wie alt seid ihr?" fragte ich rhetorisch. "Er hat angefangen!" sagte Luis schulterzuckend. "Wie bitte? DU hast MIR den Finger gebrochen!" "Ach jetzt übertreib mal nicht!" "FRESSE JETZT! Wir haben ne Hochzeit zu planen." schrie ich und ging wieder die Treppe runter. "Schwangere..." sagte irgendwer noch. "Ich hoffe ich bekomme eine Tochter!" rief ich nach oben. "Äh...hallo?" mischte sich nun auch Lukas ein.



Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt