Chapter 9

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Die Sonne tanzte auf meiner Nasenspitze und ich saß auf dem Rand des Pools und ließ meine Beine ins Wasser hängen, während Lukas schwamm. Ich beobachtete ihn und musste immer wieder feststellen das er einfach wunderschön war. Seine gebräunte Haut, seine schönen Augen die sich nicht entscheiden konnten ob sie jetzt grün oder grau sind. "Hab ich was im Gesicht oder warum schaust du mich so an?" fragte Lukas. Ertappt. "Du bist hübsch!"  sagte ich wahrheitsgetreu. Er kam zu mir geschwommen und zog mich an den Beinen ins Wasser. Ich hatte keinen Bikini an sondern nur ein rot weiß gestreiftes Shirt und einen Rock. Ich klammerte mich mit den Armen panisch an Lukas fest. Lukas hielt mich fest, legte mich gerade auf die Wasseroberfläche und schob seine Arme unter meinen Rücken und meine Beine. "Was machst du..."
"Shh." sagte er nur und trug mich so über das Wasser. Ich schloss meine Augen und schenkte ihm mein vollstes Vertrauen. Wir lagen eine Weile so im Wasser und redeten einfach nur, bis die Sonne hinter den Wolken verschwand und mir kalt wurde. Ich zitterte doch wollte mir nichts anmerken lassen um den Moment nicht zu zerstören. Lukas bemerkte es allerdings trotzdem und hob mich hoch. "Wir gehen jetzt was trockenes anziehen." Damit er nicht den Rollstuhl nass machte setzte er mich auf der Wiese ab und nahm mein Handtuch in die Hand um mich abzutrocknen. "Ich kann das auch alleine." lachte ich und nahm ihm das Handtuch aus der Hand. "Sorry. Ich bin von meiner Schwester anderes gewohnt." lachte er nervös und nahm sich das zweite Handtuch. Während er sich abtrocknete musste ich aufpassen selbst nicht damit aufzuhören. Er ist einfach nur heiß. Wer ist er bitte? Gott höchstpersönlich?! Ich schüttelte den Kopf und trocknete mich weiter ab. Dank der Klamotten kam ich aber nicht weit. Ich zog mir mein Shirt über den Kopf und Lukas drehte sich erschrocken um. Ich lachte. "Brauchst dich nicht umdrehen. Ist doch wie ein Bikini." Er schaute kurz über seine Schulter und drehte sich dann wieder um. Anschauen tat er mich trotzdem nicht. Ich legte mich hin und zog mir noch meinen Rock aus. Dann trocknete ich mich weiter ab. Lukas hatte sich ein Shirt über gezogen und hob mich hoch. Er schaute überall hin nur nicht zu mir. Offensichtlich war es ihm unangenehm mich halb nackt zu sehen.
"Willst du duschen oder nur was trockenes anziehen?" fragte Lukas als wir in meinem Zimmer standen.
"Eigentlich reicht es was trockenes anzuziehen." Er nickte und setzte mich auf den Boden ab.
"Ich geh den Rollstuhl holen." Er wollte gerade die Tür schließen als ich noch kurz nach ihm rief. "Kannst du mir kurz helfen?" Er schaute mich verwirrt an. "Bei was?" Ich lächelte. Er ist so süß. "Also ähm naja... kannst du mir meinen BH öffnen?" fragte ich vorsichtig. Ich hätte das natürlich auch alleine hinbekommen, aber das musste er ja nicht wissen. Er ließ die Türklinke los und sah mir in die Augen während er auf mich zukam. Dann kniete er sich hinter mich und versuchte nicht meine nackte Haut zu berühren. Ich lachte kurz wegen seinem Verhalten. "Hast du noch nie ein Mädchen angefasst?!" fragte ich scherzhaft.  Er schaute mich ernst an. Oh. Anscheinend hat er außer seiner Mutter und seiner Schwester nie die Haut eines Mädchens berührt.
"Tu es!" sagte ich. Lukas zögerte einen Moment und legte dann seine Hand auf meinen Rücken. Ich genoss die Berührung während er versuchte meinen BH zu öffnen. Als er in offen hatte drehte er sich direkt weg und verschwand aus dem Raum. Oh man. Er braucht dringend eine Freundin! Ich öffnete die Schublade neben mir und holte mir neue Unterwäsche raus. Nachdem ich die anhatte, robbte ich zum Schrank und öffnete die Tür. Ich zog mir ein langes Shirt -oder eher ein kurzes Kleid- aus dem Schrank und zog es mir über. "Lukas!" rief ich und sofort ging die Tür auf. "Ja?" fragte er. "Rollstuhl?" er kam mit Rollstuhl in den Raum und ich zog mich auf ihn. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest das ich hunger hatte. Ich fuhr in die Küche und sah wie meine Mutter bereits das Abendessen vorbereitete. "Können wir dir helfen Sue?" fragte Lukas hinter mir höflich. "Ähm eigentlich bin ich jetzt gleich fertig, aber ihr könnt den Tisch decken." antwortete Mama und lächelte uns an. Vielleicht darf ich ja irgendwann mit nach Hannover. Jetzt wo meine Mama Lukas kennen lernen kann. Ich fuhr zum Schrank und reichte Lukas sechs Teller.

"Wie lang dauert es noch bis es Essen gibt?" fragte ich nachdem der Tisch gedeckt war. "20 Minuten ungefähr. Dann sind die Kartoffeln fertig." Ich nickte und ließ mich -ja ich weiß ich bin faul- von Lukas ins Zimmer schieben. Ich platzierte den Rollstuhl neben dem Bett und hob mich auf das Bett. Ich richtete meine Beine und legte mich entspannt hin. Ich rückte ein Stück, dass Lukas sich neben mich legen konnte. "Wenn meine Beine stören, dann schieb sie in die Ecke." lachte ich. Lukas lächelte. "Ist alles okay?" fragte ich. "Du bist so still. Wenn ich dich vorhin überfordert hab dann tut es mir leid."
"Es ist alles okay. Aber dich nervt es wahrscheinlich, oder? Also ich mein, dass ich so wenig Erfahrung habe. Ich bin fast 19 und hatte noch nie ne Freundin." antwortete er in Gedanken versunken. "Warum sollte es mich nerven? Ich finde es süß. Ich fände es schlimm, wenn du so ein Typ wärst, der jeden Abend ein anderes Mädchen im Bett hat. Es würde mich nerven, wenn du mich die ganze Zeit anstarren würdest, als würdest du mich ausziehen wollen. Und was mir am meisten gefällt ist, dass du dich aufhebst. Du schmeißt dich nicht einfach so weg." sagte ich und strich ihm dabei über die Brust.
Ich kuschelte mich ganz nah an ihn. Heute war ich echt kuschel-bedürftig. "Du bist heute echt kuschel-bedürftig..." stellte auch Lukas fest. Ich rückte ein bisschen von ihm weg und murmelte: "Sorry. Ich will dich nicht nerven." Er lächelte mich an als wäre ich ein süßer Hundewelpe. "Nein. Das stört mich nicht. Ich genieße es sogar. Selten kuschelt jemand so mit mir." Er zog mich zu sich ran, musste mich aber kurz darauf wieder ein bisschen weg schieben, weil sein Handy klingelte.
"Ja?" fragte er ohne drauf zu schauen wer es ist. "Hi Luis. Was gibt's?" ... "Klar, wieso nicht?" ... "Nein, das ist schon in Ordnung!" ... "Cool. Sehen wir uns dann morgen?" ... "Ok. Bis dann. Bye" und schon legte er wieder auf.
"Luis ist in der Nähe. Er besucht Lily." sagte er und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich wollte gerade was dazu sagen, als es an der Tür klopfte und meine Mama sagte, dass es Essen gibt. Lukas sprang auf und hob mich in den Rollstuhl.
Marie konnte sich echt glücklich schätzen so einen großen Bruder zu haben. Wenn er sich so um sie kümmerte wie er sich um mich kümmert, dann hat sie trotz ihrer Krankheit ein glückliches Leben.

Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt