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Elide war fassungslos. Entgeistert und überrascht, starrte sie Dr. Zola an, der von Tag zu Tag immer hässlicher wurde. Aber es war nicht sein wirklich abschreckendes Aussehen, dass sie erblassen ließ, sondern das, was aus seinem Mund gekommen war.

,,Nur um das noch mal klarzustellen", fing sie zögerlich an, ,,Sie wollen, dass ich den Winter Soldier auf seine erste Mission nach Japan begleite? Mit ihm?" Sie lenkte ihren Blick zu Mr. Ignoranz in Person, welcher in einem Meter Abstand neben ihr stand. Crane machte wieder sein Pokerface. Dr. Zola lehnte sich im Stuhl zurück und trug ein altbekanntes Lächeln im Gesicht, welches sie dazu anregte, ihm ihn ein Andenken in Form von fünf nebeneinander liegenden Narben zu hinterlassen. Das Traurige war, dass er ohne Narben hässlicher war, als er es mit welchen sein könnte.

,,Euer Flugzeug hebt um 15:30 Uhr ab, also rate ich euch beiden, eure Koffer zu packen." Damit schickte der Doktor sie von einer Handbewegung  begleitet fort - sie traten aus dem Büro und gingen den dunklen Gang entlang. Nach ein paar Metern trennten sich ihre Wege, Crane ging in sein Zimmer, während Elide in den Gang zur Zelle von Frosty ging. Kaum hatte sie die Tür aufgestoßen, richtete der Soldier seinen starren Blick auf sie. ,,Pack dir ein paar Waffen ein, Frosty", sie lehnte sich an den Türrahmen, ,,wir machen Urlaub." Auf seinen verständnislosen Blick hin, verdrehte sie die Augen. ,,Urlaub aka Mission. Ich erwarte dich um 15:20 Uhr im Hangar."

Elide war noch nie in Japan gewesen, geschweige denn auf einer Tötungsmission. Aber sie freute sich darauf - selbst wenn nicht sie, sondern Bucky das Opfer ausschalten sollte. (Und auch wenn ein gewisser Brite mit einem permanenten Ignoranz-Problem mitkam.)
Der Name des Opfers lautete Yoshida. Er war ein japanischer Geschäftspartner von Hydra, der angeblich jedoch zu viel wusste. Und eine undichte Stelle war. Denn bekanntlich war Hydra untergetaucht, und sollte jemand davon erfahren, dass Hydra noch existierte ... dann wäre das nicht so toll. Eigentlich würde sie es ja begrüßen, wenn jemand Hydra finden und auslöschend würde. Nur hatte Hydra immer noch den "Code" für sie und sollte jemand Hydra angreifen, würde sie zweifellos auf Hydras Seite stehen. Das wiederum bedeutete, es würde auf der anderen Seite eine Menge Verluste geben. Und dann war da noch der Assassine ...

Sie richtete ihren Blick auf den Soldier, der Crane zu seinem Vorbild ernannt hatte und einen auf Steinskulptur machte. Die beiden starrten regungslos ins Leere, indes sie gelangweilt mit den Füßen wippte und sich von den beiden stillen Gesellen abwandte. Sie schloss für einen klitzekleinen Augenblick die Augen, hörte die ratternden Flügel und lauschte all den anderen Geräuschen, die sie glauben ließen, dass das Flugzeug jeden Moment auseinanderfallen würde. Vor Panik krallte sie ihre Nägel in den Sitz, die sich gefühlt jeden Moment zu Krallen formen würden. Hatte sie schon erwähnt, dass sie eine tierische Angst vorm Fliegen hatte?

,,Sag bloß du hast Flugangst", bemerkte Crane trocken, der völlig entspannt im Flieger saß. Inzwischen fühlte der Inhalt ihres Magen sich an wie Kleidung in der Waschmaschine. ,,Sag bloß du hast Lust aufgespießt zu werden", entgegnete Elide und funkelte den Briten bedrohlich an. Crane hob die Brauen. ,,Bedrohst du mich etwa?" ,,Ich doch nicht ..."
Crane schnaubte, bevor er den Blick von ihr nahm. Wow, wie fesselnd und lang unsere Gespräche doch waren ... Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Pilot ansagte, dass sie landen würden.
Während der Landung fühlte sie sich wie ein Fisch auf trockenem Land - bis sie den Boden erreichten. Erleichterung stieg in ihr auf, und als sie mit den anderen zweien aus dem Flieger trat, hätte sie sich am liebsten auf den Boden geworfen und den kalten, dreckigen Asphalt geküsst. Stattdessen stieg sie - souverän wie sie war - mit ihrem Gepäck und zwei Pokerface-Statuen im Schlepptau in den Wagen, der sie zum Hotel brachte.

Das Erste, was ihr an Japan aufgefallen war, war das Klima, welches im Vergleich zu Russland beinah schon heiß war. Hinzu kam die Kleidung der Einheimischen: sie war bunt und teilweise aus edlem, Stoff, welcher fast genau so glänzte wie die dunklen Haare der Leute. Und auch wenn sie in einem Wagen saßen, gezielt schlichte, unauffällige Klamotten trugen, so stach ihr aller westliches Erscheinungsbild direkt heraus.
Demnach fühlte sich Elide wie ein Tiger im Käfig, unzählige Augenpaare starrten durch die Fensterscheiben des Wagens. Vor Unbehagen begannen ihre Fingerspitzen zu jucken, als würden jeden Moment Krallen heraussprießen.

Black Jackal | Bucky FFWhere stories live. Discover now