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Gedämmtes Licht fiel auf den grauen Boden, der sich unter Elides nackten Füßen rau und kalt anfühlte. Sie hörte gedämpfte Schritte und Stimmen, die sich Herzschlag für Herzschlag entfernten, bis sie letztendlich von der eisigen Stille verschluckt wurden.
Sie spürte ihren Herzschlag selbst in ihrem Kopf pulsieren.
Ihre Gedanken glichen einem einzigen Chaos.
Unschlüssig - sich fragend, wo sie war - hob sie den Blick und richtete ihn auf die schwache Lichtquelle.
Es war ein Fenster hinter einem Stahlgitter. Vermutlich bezweckte es, ihre Fluchtmöglichkeiten einzuschränken. Sie würde dennoch herauskommen - mit Sicherheit.
Hoffentlich.
Alles, was du brauchst, ist Hoffnung und Kraft, hörte sie die Stimme ihrer Mutter im Gedächtnis widerhallen, die Hoffnung, dass alles irgendwann besser wird und die Kraft bis dahin durchzuhalten.

Erst als Elide sich aufrichtete, begann sie die kühlen Eisenfesseln zu spüren, die sich eng um ihre Fußgelenke schlangen. Entsetzt musste sie feststellen, dass sie jeweils mit einer Eisenkette verbunden waren, die an den gegenüberstehenden Wänden des tristen Raumes befestigt waren. Zumindest vermutete sie das; die Wände lagen in Dunkelheit. Sie konnte weder sagen, wie groß der Raum war, noch, was alles in der verschlingenden Finsternis lag, die wuchs, desto weiter das Fenster entfernt war.

Auf dem Betonboden klebte eine getrocknete Blutlache. Sie nahm an, es war ihr Blut. Sie wusste zwar nicht, wie lang Hydra sie schon hier festhielt, doch sicher war, dass es lang genug war, dass ihre zugefügten Wunden vollständig verheilen und das dunkelrote Blut trocknen konnte.
Ihr Herz stand still.
Was war das? Dieses Kratzen ...
Ein erneutes Scharren - wie Krallen auf Stein.
Alarmiert blickte sie sich um, kniff die Augen zusammen, um etwas in der Dunkelheit auszumachen. Zwecklos.
Mindestens ein Dutzend Vorstellungen, was dort lauern könnte, blitzten vor ihrem geistigen Auge auf.

Das Geräusch ertönte abermals.
Elide fuhr flatternden Herzens ihre Krallen aus. Sie blitzen im matten Licht auf. Verwundert blickte sie auf die langen Krallen, die ihre Fingernägel ersetzt hatten. Anstatt sie in ihre üblichen, Knochen-artigen Form zu sehen, sah sie in ihr völlig verzerrtes Spiegelbild, dass sich auf der Metall-ähnlichen Umhüllung ihrer Krallen bildete.
Was hatte Hydra mit ihr gemacht?
Ihr blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken.
In der Dunkelheit regte sich etwas.

Sie zitterte. Wie gelähmt sah sie zu, dass sich graue Wände aus allen vier Richtungen auf sie zuschoben.
Bei dem scharrenden Geräusch stellten sich ihre Nackenhaare auf. Es war, als würde man mit Fingernägeln über eine Kreidetafel kratzen.
Elide hockte sich rasch  auf den Boden und zerrte an ihren Fußfesseln. Aber es nützte nichts. Sie versuchte, das fremdartige Metall, das beim genaueren Betrachten viel zu leicht für Eisen war, mit ihren Krallen irgendwie durchzuschneiden - erfolglos. Vermutlich war beides aus dem gleichen Element.
Das Scharren wurde lauter, die Wände kamen näher.
Und selbst wenn sie sich losketten könnte, würde sie nirgendwo hin fliehen können.
Die aufdrängenden Wände schlossen sie ein.
Sie kamen Sekunde für Sekunde näher, das Scharren wurde unerträglich laut. Zu laut. Sie drückte sich die Hände auf die Ohren und spürte ihr hämmerndes Herz, befürchtete, es würde jeden Augenblick durch ihren Brustkorb brechen.
Und dann spürte sie die Wände an ihrem Körper. Von allen Seiten. Sie machte sich so klein, wie sie konnte. ,,Nein", wimmerte sie, als die Wände sämtlich Körperteile aneinander pressen - und so fühlte sie sich auch: wie in einer Müllpresse.
Ihr Atem rasselte.
Da knackten die ersten Knochen. Ein entsetzlicher Schmerz durchflutete ihren Körper.
Sie schrie auf. ,,Nein, hört auf, hört bitte auf ...", presste sie zwischen ihren bebenden Lippen hervor.
Es knackste erneut. Es waren ihre Arme, die sie schützend um den Kopf geschlungen hatte.
Die Wände drückten sie unaufhaltsam zusammen.
Wirbelsäule und Kopf brachen.
Ihr wurde schwarz vor den Augen.

Gedämmtes Licht fiel auf den grauen Betonboden, der sich unter Elides Füßen rau und kalt einfühlte.
Sie spürte die brennenden Schürfwunden an ihren Fußgelenken unter den Eisenfesseln, wegen welchen sie nicht verheilen konnten; bevor sie es nämlich taten, rissen die Eisenfesseln abermals ihre Haut auf.
Auf dem grauen Betonboden klebte dunkles, getrocknetes Blut, das höchstwahrscheinlich von ihr stammte.
Ein Scharren.
Wände, die sich aus den Schatten auf sie zu bewegten.

Black Jackal | Bucky FFKde žijí příběhy. Začni objevovat