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In Kölner Flughafen angekommen war es schon dunkle und mein Geld wurde knapp.
Verzweifelt saß ich mich an eine Bank und starrte in die Ferne. Ich hatte mich ein wenig beruhigt und atmete wieder normal. Das einzige, wo ich hin könnte war das Frauenhaus. Wie der Name schon sagte, war es ein Haus für Frauen, die misshandelt oder gar geschlagen worden sind von Männern oder gar ihren Vätern. Das einige Problem war, dass es geheim war wo es sich befand. Ich lief also die dunklen Straßen von Köln, als mich ein Junge aufhielt.
„Wo ist meine Mama?" fragte mich der kleine Junge, anscheinend verwechselte er mich mit jemandem.
„zu Hause." sagte ich, er hielt meine Hand und zog mich laufend mit sich. Wir blieben an einem Appartement stehen und klingelten. Voller Angst betraten wir es und eine Frau kam mir entgegen. Sie sah mich von oben bis unten an und presste ihre Lippen zusammen.
„Sie können bleiben, sie sehen fertig aus." sagte sie und ich nickte. Ich sah nicht nur so aus, ich wars aus.
Sie lud mich in ihr Büro und fragte mich Sachen.
„Sie wurden also geschlagen.." notierte sie sich das.
„Von wem?" fragte sie mich interessiert.
„Von mein Vater." sie nickte erneut.
„Also sie kommen aus Berlin, haben die Kinder?" fragte sie genauer.
Genau als die Frage kam überlegte ich, was ich sagen könnte, doch der Moment wurde unterbrochen. Sie hatte Dienst Schluss und weißte mich vorher in mein Zimmer ein. Ich teilte es mir mit einer anderen Frau, da ich ohne Kinder war. Ihr Zimmer war gleich neben an, dennoch teilten wir uns ein Bad und ein Wc, sowie den Flur.
„Hey." sagte sie grinsend.
„Hey." erwiderte ich schüchtern.
„Oh du brauchst Kleidung, komm mit." sagte sie mir und brachte mich in ein Raum, wo es Kleidungen in Säcken gab.
„Hier, da sind genug." sagte sie und zeigte aus sie. Ich nickte und suchte mir etwas zum schlafen aus. Teilweise waren sie dreckig und stanken widerlich.
Wir gingen wieder rauf und ich zog mich um. Ich sah in Spiegel Capis Knutschflecken, die er mir verpasst hatte, doch sie ließen mich kalt. Eher machten sie mir Angst, ich wollte nie wieder einen Mann so nahe kommen. Das hatte ich immer als Kind genauso gesagt, bis der Tag kam an dem ich Hussein traf.
Ich zog mir Schell das t-Shirt rüber mit einer zu engen short. Es klopfte an der Tür und meine Mitbewohnerin kam rein.
„Dafür das sowas Leute tragen, die kein Geld haben siehst du doch gar nicht so schlecht aus." sagte sie etwas überheblich.
„Danke.." murmelte ich eingeschüchtert. Ich war wie ausgetauscht, ich hatte Angst und war panisch.
„Sabrin." sagte sie und ich nickte.
„Bahar." sagte ich leise. Sie setzte sich auf das Bett.
„Erzähl mir was über dich." sagte sie lächelnd und neigte ihren Kopf zur Seite.
„Was zum Beispiel, es gibt nichts zu erzählen." sagte ich und spielte mit meinen Händen.
„Hast du Kinder? Bist du verheiratet? Warum bist du hier? Es gibt genug fragen." sie verlor ihr Lächeln nicht, ebenso ihren arroganten Blick, denn sie drauf hatte.
Sollte ich sie anlügen und mir ein neues Leben aufbauen? Immerhin könnte ich ihr das mit Hussein nicht erzählen und wollen würde ich es auch nicht. Das mit mein Vater, war ein Geheimnis, dass ich mit in mein Tod nehmen werde, das hatte ich mir geschworen.  Auch, wenn ich diesen Mann hasste. Soweit ich mich erinnern kann, kam er nachts in mein Zimmer und machte solche Sachen mit mir, wenn ich daran dachte kamen mir schon die Tränen. Ich war nur froh, dass meine Kinder in Sicherheit waren und sie nicht das durchleben müssen, was ich durchlebt hatte. Ich war ein ungewolltes Kind, was nie glücklich war. Ich hatte nichts, nicht mal eigene Kleidung, ich musste immer das anziehen, was anderen nicht mehr gepasst haben, deswegen machte es mir nichts aus, es jetzt noch an zu ziehen.
Ich atmete hörbar aus, als ich die Stimme von Sabrin wahr nahm.
„Ich gehe mal schlafen, gute Nacht." sagte sie und ging aus dem Raum.
Mutterseelenallein legte ich mich in mein Bett und versuchte zu schlafen ohne an den Vorfall von meinen Vater zu denken. 

Samra ~FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt