36. Ins Land der Träume

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Es ist neun Uhr abends, ich liege frisch geduscht und mit geputzten Zähnen im Bett und bin überhaupt nicht müde. Frustriert wälze ich mich von der einen Seite auf die andere.

Meine Wut ist mittlerweile ein wenig abgeklungen und ich kann etwas klarer denken, was nicht unbedingt ein Segen ist. Eine Frage drängt sich mir immer und immer wieder auf.

Warum bin ich so unglaublich wütend geworden? Ich verstehe das einfach nicht. Plötzlich durchbricht ein schrilles Klingeln die Stille und ich zucke erschrocken zusammen. Ächzend rolle ich mich zur Seite und klaube mein Handy vom Nachttisch auf. Es ist Robin.

»Hi, Robin!«

»Ella, du lebst noch? Wie schön«, kommt es trocken von der anderen Seite.

»Sorry, ich habe dich wegen der ganzen Aufregung komplett vergessen«, murmle ich zerknirscht. »Was denn für 'ne Aufregung?«, will er wissen. »Ähm... so dies und das, du weißt schon. Jack finden und so«, antworte ich ausweichend.

»Ach, stimmt, wie läuft's denn so?«

»Naja, es geht...« Ich hasse es, zu lügen. »Wie geht's dir?«, lenke ich ab.

»Scheiße.«

»Oh, nein! Wieso das denn?«

»Ich war gestern auf einer Party bei Janina, da ist Anna mit ihrem Neuen vor mir rumstolziert... der gleiche Typ, mit dem sie mich betrogen hat.«

Mir klappt die Kinnlade runter. Dass Anna ihn betrogen hat, hat er mir nicht erzählt. »Das ist nicht dein Ernst!«, rufe ich aus.

»Doch! Es kommt mir so vor, als hätte ihr unsere gemeinsame Zeit absolut gar nichts bedeutet. Nicht, dass ich so viel von ihr erwartet hätte, aber... das ist schon sehr respektlos, mir den Typen gleich auch noch so unter die Nase zu reiben!«

»Du kannst froh sein, dass du sie los bist.«

»Ist so...«

Wir schweigen einträchtig.

»Und wie kommst du so mit diesem Typen klar?«, fragt er wieder etwas munterer.

»Du meinst Fox?« Allein schon seinen Namen zu sagen lässt meine Wangen heiß werden. »Ist denn sonst noch einer bei dir?«, fragt er lachend.

Ich verdrehe die Augen. »Momentan kommen wir nicht so gut klar«, gestehe ich schließlich.

»Aha, und wieso?«, fragt er, wobei ich das süffisante Grinsen förmlich durch die Leitung hören kann.

»Weil er etwas furchtbar blödes gemacht hat, wodurch er sich in sehr große Gefahr gebracht hat, und ich... naja, sehr ungehalten reagiert habe.«

»Was genau heißt ›ungehalten‹?« Ich verziehe das Gesicht. »Ich habe ihn... geschlagen. Eine Schelle und eine Faust.« Stille.

»WAS?! Das hätte ich echt gern gesehen! Gewalttätige Frauen sind seeeexyyy!«, ruft er.

»Toll, das hilft mir jetzt echt weiter, Idiot!«, erwidere ich schnaubend.

Als Antwort bekomme ich nur schallendes Gelächter zu hören. »Das ist nicht lustig, okay?!« Noch mehr Gelächter folgt.

Resigniert schürze ich die Lippen und warte ab, bis das Lachen verklungen ist. »Haben wir's dann jetzt?«, schnauze ich übellaunig.

»Wieso warst du denn so wütend?«, fragt er wieder ernst. Ich seufze. »Diese Frage stelle ich mir seitdem die ganze Zeit. Naja, eigentlich nicht. Ich glaube das liegt einfach daran, dass er mir wichtig ist. Leider.«

»Was genau hat er eigentlich gemacht?«

»Glaub mir, das willst du gar nicht wissen«, sage ich schaudernd.

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