14. Tom

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Meine hohen Schuhe klacken während ich die Treppen heruntersteige. Ich öffne die Eingangstür und halte Ausschau nach Fox' schwarzem Truck. Wo hat er sich bloß hingestellt?

Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter und ich fahre schreiend herum.

»Ah! Alter, hast du mich erschreckt!«, rufe ich. »Das merke ich«, antwortet er trocken.

Mir kommt es so vor, als würde er mich irgendwie komisch ansehen und ich fühle mich direkt, als könnte er alle meine Gedanken lesen. Er schaut mir unverwandt in die Augen.
Ich erröte und muss direkt an den Traum denken, den ich kürzlich hatte. Warum schaut er mich immer noch an?!

Um meine Verlegenheit zu überspielen, täusche einen Hustenanfall vor. »Frosch im Hals...«, krächze ich. Wahrscheinlich habe ich mir seinen komischen Blick bloß eingebildet...

Wie peinlich. Ich wünschte, ich hätte heute einfach einen ganz normalen, traumlosen Schlaf haben können. Mein Blick fällt auf seine sommersprossigen Lippen und erneut huste ich wie eine Wilde.

»Wehe, du steckst mich mit irgendeinem Scheiß an!«, sagt er während er mich argwöhnisch ansieht und ein kleines Stück von mir weg geht. Ich verdrehe die Augen. »Ich bin nicht krank, du Blödmann!«, murre ich genervt. Ich hatte nur einen kranken Traum.

Fox hat sein Auto ein paar Meter von der Bushaltestelle entfernt geparkt. Als ich die Beifahrertür öffne, sehe ich, dass alles ganz genauso ordentlich ist wie letztes Mal.

Wir fahren los und mit einem Mal habe ich das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen. »Dein Auto ist echt ordentlich! Bei Jack sieht es immer aus wie ein Saustall, das kann ich dir sagen.«

»Gut zu wissen«, entgegnet er gelangweilt. Sein Tonfall lässt keinen Zweifel zu, was er von der Idee einer Unterhaltung zwischen ihm und mir hält. Leider werde ich mit jedem Meter, den wir uns unserem Ziel nähern, nervöser. Seine Anwesenheit direkt neben mir macht es auch nicht gerade besser.

»Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf einer Party. Moment, doch! Auf der Party, wo wir uns kennengelernt haben, aber ich hatte da nicht sonderlich viel Spaß und außerdem war die Musik scheiße.« Ich seufze. »Ich hoffe, dass das heute irgendwas bringt, ganz ehrlich! Aber es ist halt, wie es ist, im Endeffekt. Wir können nur schauen, dass wir unseren Job gut machen.« Ich zucke die Schultern.

»War's das dann jetzt?«, fragt er mürrisch.
Ich habe schon wieder angefangen zu plappern – das mache ich immer, wenn ich aufgeregt bin. Dann kann ich mich einfach nicht zurückhalten! Es bricht aus mir heraus wie ein Fluss, bei dem der Staudamm gebrochen ist.
Katastrophal.

Mit glühenden Wangen schaue ich aus dem Fenster. Ich hoffe wirklich, das wir heute irgendwelche Hinweise finden, die uns weiterbringen...

›Vielleicht ist Jack ja heute sogar da!‹, flüstert mir eine unverbesserlich optimistische Stimme zu. ›Klar – wenn er da ist, dann nur, um Drogen zu verticken‹, antwortet die ewig pessimistische Stimme gehässig.

Ich habe mir, seit wir gestern das Baumhaus verlassen haben, nicht erlaubt, weiter über das Thema nachzudenken, weil ich sonst durchgedreht wäre. Aber irgendwann muss ich mich nun mal damit auseinandersetzen, dass es stark danach aussieht, dass Jack dealt.

Meine innere Optimistin meldet sich wieder:
›Aber du weißt doch gar nicht sicher dass es so ist, wenn du dir nicht erstmal angehört hast, was er zu sagen hat.‹

Und gleich darauf kommt natürlich die Pessimistin: ›Wie auch immer, du sollest auf jeden Fall auf das Schlimmste gefasst sein.‹
Das ist ja wie ein Engelchen und Teufelchen, die sich ständig streiten, auf beiden Schultern sitzen zu haben!

FoxtrottWhere stories live. Discover now