12. Dreck

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Entgeistert blinzele ich. »Bist du dir sicher, dass es das ist?«, frage ich mit einem Zittern in der Stimme. Er zuckt mit einer Schulter. »Sieht so aus, aber ganz sicher kann ich erst sein, wenn ich mir das Zeug genauer anschaue. Es ist auf jeden Fall etwas Illegales.«

»Wieso?«, will ich wissen, die naive Hoffnung in mir nährend, dass das alles hier nur ein riesiger Irrtum ist. Fox sieht mich an, als wäre ich unfassbar dumm.

»Was für einen anderen Grund hätte dein Typ denn, das hier unter Dielenbrettern zu verstecken? Puderzucker ist es ganz bestimmt nicht, das kann ich dir sagen.«

Ich schüttle ungläubig den Kopf. Das darf doch alles nicht wahr sein!

Wie betäubt sehe ich Fox dabei zu, wie er ein paar weißer Handschuhe aus einer Plastikverpackung herausnimmt und sie überzieht. In einem entfernten Winkel meines Gehirns frage ich mich, wieso er Einweghandschuhe mit sich führt. 

Dann greift er sich vorsichtig eine der unzähligen Pulvertüten und öffnet sie. Er studiert eingehend den Inhalt und zieht dann die Brauen hoch. »Ja, das ist Koks«, stellt er schließlich trocken fest. Ich richte mich auf, mit einem Mal wütend. 

»Woher willst du das eigentlich so genau wissen, hm?!«, rufe ich. Stechend sieht er mich von der Seite an. Dann sagt er: »Ich hab schon so einige Dinge gesehen, glaub mir.«

Kraftlos lasse ich mich auf den Hintern fallen und vergrabe den Kopf in den Händen. »Ist er... abhängig oder so was?«, krächze ich leise. Fox schüttelt den Kopf.

»Wenn, dann wäre er ziemlich blöd. Ich glaube eher, er vertickt das Zeug.« Ich schnappe nach Luft. »Wie, du meinst... Er ist ein Drogendealer?!«

Er kneift grimmig die Augen zusammen. »Darauf würde ich fast wetten. Diese ganze Geschichte nimmt gerade eine sehr interessante Wendung an...« Empört schnaube ich.

»Für dich ist das alles hier vielleicht nichts anderes als ein verrückter Plottwist, aber ich habe gerade erfahren, dass mein Freund Drogen verkauft, verdammt nochmal!«, schreie ich. Er sieht mich unverwandt an. Mein Ausbruch scheint ihn nicht besonders zu berühren. »Das ist nicht mein Bier.«

»Herzloses Arschloch«, zische ich, doch er zuckt bloß gleichgültig mit den Schultern.

Das Vogelgezwitscher von draußen will so gar nicht zu der düsteren Atmosphäre hier drinnen passen. Das Leben eines Vogels muss schön sein...

Sie sorgen sich nicht um solche Dinge, wie wir Menschen. Einfach nur fliegen, den Wolken entgegen, keine Grenzen kennen...

Und vor allem wissen Vögel nicht, was Koks ist.

»Was machen wir jetzt eigentlich?«, will ich resigniert wissen. Fox runzelt die Stirn. »Was sollen wir schon machen?«

»Nehmen wir das... die Droge mit, oder –«

»Hast du sie nicht mehr alle?! Natürlich lassen wir das schön da, wo es hingehört! Am Ende werden wir noch wegen Besitz illegaler Substanzen verhaften und landen im Knast – glaub mir, das ist kein Spaß.« Ganz kurz huscht ein dunkler Schatten über sein Gesicht. Ich will gar nicht wissen wofür er schon alles gesessen hat... oder wie oft.

»Schön, dann lassen wir es da, ist mir sowieso lieber«, murmle ich resigniert. Sorgfältig verschließt er die Tüte wieder und verstaut sie unter den Dielen. Mit einem vernehmlichen Klappern befördert er anschließend die Holzlatten wieder an ihre ursprünglichen Postionen und schiebt den Vorratsschrank darüber.

Während Fox noch beschäftigt ist, melde  ich mich wieder bei Robin. Die letzten paar Nachrichten haben ungefähr so ausgesehen:

Ich: Lebe noch.
Er: Gut.

FoxtrottWhere stories live. Discover now