Kapitel 5 - Das ist nicht wahr...

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Die ganze Autofahrt über dachte ich an diesen Typen und was es ihn angeht ob ich was mit Julian zu tun habe oder nicht. Ich wusste dass irgendwas an ihm unsympathisch auf mich wirkte aber dass er mich in der nächsten Minute indirekt bedrohen würde hatte ich dann doch nicht erwartet. Während ich also in meinen Gedanken daran in welcher Verbindung der Mann zu Julian stand steckte kamen wir unserem Haus immer näher und schon bald riss Papas Stimme mich aus meinen Gedanken. "Anna! Hey wir sind da" sagte er etwas lauter. Ich schreckte auf und nickte dann langsam bevor ich aus dem Auto stieg und in Richtung Haustür ging. Mein Vater sah mir misstrauisch hinterher und auch meine Mutter ließ mich seit der Begegnung mit Julian nicht aus den Augen. Als sei es so ungewöhnlich dass ihre Tochter mit einem Jungen Kontakt hatte. Auch wenn dieser Junge ein wahrscheinlich jetzt schon sehr reicher Fußballspieler war den ich unter normalen Umständen wahrscheinlich wirklich nicht kennen sollte...

"Willst du uns nicht noch irgendwas erzählen?" rief sie mir hinterher als ich gerade die Treppe hoch in mein Zimmer gehen wollte. "Können wir das morgen besprechen ich bin wirklich müde" redete ich mich auch raus und sie stimmte, wenn auch nicht ganz zufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs, zu. Ich lächelte sie dankbar an und schloss oben sofort die Tür hinter mir. Das letzte was ich wollte war jetzt nochmal die ganze Story mit Julian erzählen zu müssen. Ich wollte gerade ehrlich gesagt nicht mal daran denken. Es war viel zu viel passiert in den letzten zwei Tagen. Müde schleppte ich mich ins Bad und beschloss in die Badewanne zu gehen. Dieses Badezimmer war immer noch mein Lieblingsraum im ganzen Haus und das würde es vermutlich auch immer bleiben. Seufzend ließ ich mich in das heiße Wasser gleiten und lehnte den Kopf zurück. Ich schloss die Augen und wollte gerade alle Ereignisse der letzten 48 Stunden ausblenden als mein Handy, das auf dem Klo neben der Badewanne lag, vibrierte. Eine Nachricht von Paula. 'Mist ich hatte sie wegen der Milchshake Sache total vergessen' ging es mir direkt durch den Kopf. 'Hey Anna. Ist alles in Ordnung bei dir? Meld dich mal ich mache mir Sorgen. Du fehlst mir' schrieb sie und ich tippte schnell eine Antwort ein in der ich ihr sagte es sei alles in Ordnung und ich habe durch den Umzugsstress einfach vergessen sie anzurufen, würde dies aber auf jeden Fall in den nächsten Tagen nachholen. 

Nach einer halben Stunde stieg ich aus der Badewanne und trocknete mich ab. Ich war noch viel müder als vorher und konnte es kaum erwarten in meinem Bett zu liegen. Als ich in mein Zimmer kam fiel mein Blick auf den Zettel den Julian mir gegeben hatte. Auch wenn ich mir geschworen hatte die Gedanken daran für diesen Abend zu verbannen musste ich irgendwie lächeln. Er konnte ja schließlich nichts für die komische Andeutung von Papas Chef. Ich tippte seine Nummer in mein Handy und schrieb ihm eine Nachricht 'Hey hier ist Anna. Ich hoffe eine Nachricht statt des versprochenen Anrufs ist auch in Ordnung :)'. Ich schickte die Nachricht ab und bekam meine Antwort keine 2 Minuten später. 'Hey. Ich freu mich dass du dich meldest. Lust morgen was zu unternehmen? Ich habe frei. Falls ja hole ich dich von der Schule ab. ~ Julian:)' Auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte ihn so schnell wieder zu sehen freute ich mich wahnsinnig und tippte sofort meine Antwort ein. 'Gerne. Ich freue mich!:)' Danach bekam ich noch einen Smiley und ein 'Gute Nacht' als Antwort. Ich schloss mein Handy zum Laden an und schlief lächelnd ein. 

Am nächsten Morgen stand ich 20 Minuten, die sich wie zwei Stunden anfühlten, vor dem Kleiderschrank bis ich etwas passendes zum anziehen gefunden hatte. Ich entschied mich schließlich für eine gelbe Bluse mit V-Ausschnitt, eine hellblaue Jeans und Vans. Dazu glättete ich meine Haare und trug sie so ausnahmsweise mal offen und legte eine Kette und ein Armband um. Hundertprozentig zufrieden war ich nicht aber ich hatte nun auch wirklich keine Zeit mehr mich nochmal um zu entscheiden. 

Meine Eltern standen schon unten an der Treppe und warteten. "Da bist du ja endlich. Wir müssen los!" sagte mein Vater ungeduldig wie jeden Morgen. "Wir können" antwortete ich ihm und wandte mich dann zu meiner Mutter "Ich muss etwas länger in der Schule bleiben heute. Wir arbeiten noch an einem Projekt" Sie nickte nur und ich verließ mit Papa das Haus. Ich würde meiner Mama noch früh genug von der Sache mit Julian erzählen nur hatte ich da heute Morgen wirklich keinen Nerv und auch keine Zeit für.

Der ganze Schultag zog sich wirklich wie Kaugummi und ich konnte es kaum erwarten wenn es endlich klingelte. In der letzten Stunde hatte ich Englisch und bekam wirklich gar nichts von dem mit was vorne besprochen wurde. Ich war viel zu Nervös wegen dem Treffen, oder Date (War es das?), mit Julian. Als dann endlich der Schulgong ertönte und mich von diesem endlos langen Schultag erlöste war ich die erste die ihre Sachen einpackte und aus dem Klassenraum verschwand. Ich lief aus dem Gebäude und sah mehrere Autos am Straßenrand parken. Nach einer Weile erkannte ich endlich einen schwarzen Mercedes mit dem Kennzeichen JD - 10. 'Das war ja nicht sonderlich unauffällig' dachte ich mir und lief auf den Wagen zu. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und Julian lächelte mich entschuldigend an. "Hey. Ich hätte dir echt gerne die Tür aufgehalten und all sowas aber ich glaube aus zu steigen wäre nicht so schlau gewesen" Ich verstand was er meinte und nickte nur "Alles gut. Ich versteh schon"  "Und was machen wir jetzt?" fragte er gut gelaunt und fuhr schon mal los. Gerade als ich vorschlagen wollte man könnte man dem schönen Wetter ja in den Park fahren und spazieren gehen fing es an zu regnen "Damit sind die Möglichkeiten jetzt eher beschränkt würde ich mal sagen" ich grinste und er lachte leise und stellte das Radio an. "Dann fahren wir zu mir" sagte er als wäre es völlig normal bei einem ersten Date zu jemandem nach Hause zu fahren. Ich sah ihn etwas erschrocken an und er musste erneut lachen "Keine Angst ich entführ dich schon nicht" Mir fiel auf wie Paranoid ich eigentlich war. Es regnete und er hatte vorgeschlagen zu ihm zu fahren da war schließlich nichts dabei. "Das ist es nicht" gab ich unsicher zurück, lächelte aber dann "Okey dann zu dir" fügte ich hinzu. 

Als wir an seinem Haus ankamen wurde ich wieder daran erinnert mit wem ich hier eigentlich durch Gelsenkirchen fuhr. Das Haus war riesig und sah einfach nur extrem teuer aus. Ich wusste nicht mal was ich dazu sagen sollte, so dass ich wahrscheinlich immer noch wie bescheuert das Haus anstarrte als er mir die Tür öffnete. "Mund zu" sagte er grinsend und ich stieg aus seinem Auto. Ich wurde mal wieder rot und fragte mich wann ich eigentlich aufhören würde mich alle 2 Minuten zu blamieren. Er ging vor zur Haustür und ich folgte ihm damit beschäftigt meine Gesichtsfarbe unter Kontrolle zu kriegen. Er schloss die Tür auf und ließ mich vorgehen. Schon alleine der Flur war größer als unser gesamtes Wohnzimmer + Küche. Durch eine Schwingtür konnte man in den riesigen Wohn- und Essbereich schauen. Es war alles in hellen Naturtönen eingerichtet und dekoriert und ich wollte gerade sagen wie schön alles war als ein Mann durch die Schwingtür auf mich zugab und mich wütend anfunkelte. 

Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich dachte ich würde gleich in Ohnmacht fallen. Es war Papas Chef. Der Mann der mir gestern noch gedroht hatte ich solle mich von Julian fernhalten. Meine Beine fühlten sich auf einmal wackelig an und ich sah hilfesuchend zu Julian. "Anna darf ich vorstellen das ist mein Vater" sagte dieser dann und ging auf den Mann zu. 

Das durfte nicht wahr sein...

Du & Ich - Ein Leben lang | FF Julian DraxlerWhere stories live. Discover now