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Mit einem verträumten Lächeln schaue ich an die Decke und denke an den gestrigen Tag.

Niemals hätte ich daran gedacht, dass er in mein Leben auftaucht und es auf den Kopf stellt. Sowieso war schon alles vorher kreuz und quer, doch jetzt nimmt alles eine neue Farbe an und ich beginne in den Tag mit ein wenig mehr Motivation und Glücksgefühl.

Keine Ahnung was das ist, aber seit dem er in mein Leben aufgetaucht ist, fühle ich mich auf irgendeine Art und Weise vollkommen und geborgen. Dieses Gefühl hatte ich bisher noch nie kennenlernen dürfen, umso weniger will ich es verlieren.

Schließlich werden meine Gedanken unterbrochen, als es an der Tür klingelt.

Ich stehe auf und beginne breiter zu lächeln. Das Aufstehen fällt mir irgendwie gar nicht mehr so schwer, wie vor einer Woche.

Gemütlich schlendere ich zur Tür und mache sie mit Schwung auf, um kurz darauf Neena anzublicken und dann das Bedürfnis bekomme, die Tür direkt wieder zuzuknallen.

"Was möchtest du, Neena?", frage ich sie und lehne mich die Arme vor der Brust verschränkend gegen den Türrahmen. Die Tatsache, dass sie dunkle Augenringe und rote Augen hat, ignoriere ich mal gekonnt.

"E-Es tut mir so leid, Sa-am...", stottert sie und fängt an zu weinen. "A-Alle haben die Schnau-auze voll. Was soll ich machen? Bitte hilf mir, Sa-am..."

"Du willst meine Hilfe? Ist das dein Ernst? Nach alledem, was du mit mir abgezogen hast?", frage ich sie und ihre Unterlippe beginnt zu zittern. "Nein, Neena. Einfach nein. Du hast es verdient auf die Fresse zu fliegen und das niemand für dich da ist. Du kommst so typisch nach deinem Vater. Bin ich froh, dass ich nicht so wie ich bin. Denn denk mal darüber nach; Wieso sollte ich neidisch auf dich sein, dass du einen Vater hast, der dir alles kauft, was du willst? Nun ja, merk dir das, Neena. Ich habe einen Vater, der mich über alles liebt und mich, egal wobei auch immer, immer unterstützt. Er wird immer mit Stolz sagen: Das ist meine Tochter. Denk mal echt darüber nach. Ich melde mich, wenn ich der Meinung bin, dass du genug gelitten hast."

Sie starrt mich aus ungläubigen und vor allem traurigen, großen Augen, nicht wissend, was sie darauf antworten soll.

"Ich werde dir jetzt aus bestimmten Gründen kein Zufluchtsort bieten, wo du dich ausheulen kannst. Denk dran, du bist einer der Gründe, warum ich überhaupt einen Neuanfang in meiner Traumstadt starten wollte. Leider hast du mir diesen Traum mit deiner Arroganz und dein krankhaftes Verlangen, mir alles nach- oder besser zu machen, zerstört. Vielen Dank auch, Neena. Du kennst mich nicht, ich kenne dich nicht. Wir stehen uns so nah, eigentlich, aber wir wissen einfach nichts voneinander. Wir sind einfach wie Fremde. Überdenke dein Leben, oder besser gesagt; Verhalten", sage ich und schließe die Tür vor meiner aufgelösten Cousine.

Normalerweise hätte sie mir mit ihrer Anwesenheit die Laune zerstört, doch in Wirklichkeit geht es mir irgendwie besser als zuvor.

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"Ich war heute aufgewacht und hatte mich viel besser als sonst gefühlt. Ich glaube, es liegt daran, dass du in mein Leben aufgetaucht bist", sage ich, während ich mein Handy zwischen Schulter und Kopf klemmt und ich dazu noch meine Tasche auspacke.

Louis lacht etwas: "Was für eine Ehre, Miss Fitzgerald-Clark."

"Fresse Tomlinson", lache ich kurz und schmeiße meine Hose auf einen Berg, der auf dem Boden entstanden ist. "Jedenfalls hatte es geklingelt und ich bin aufgestanden. Vor der Tür stand Neena, meine Cousine."

"Und?", fragt Louis und ich kann mir gut vorstellen, dass er sich gerade hinsetzt und gespannt auf meine Antwort wartet.

Ich räuspere mich kurz und setze mich neben meine Tasche auf mein Bett hin. "Anscheinend sind alle tierisch sauer auf sie. Ich bin es ja auch, von daher. Allerdings hat sie gerade niemanden und ist derbe auf die Fresse geflogen, wieso auch immer. Sie war eigentlich vorbeigekommen, um sich zu entschuldigen. Ich habe ihre Entschuldigung nicht angenommen, da ich sie noch ein bisschen leiden sehen will. Dazu kommt, dass ich der festen Überzeugung bin, dass sie mit dem Messen und Bessersein weitermachen wird, sobald sie sich mit ihrer Mutter und Schwester vertragen hat."

"Oh... nicht so schön. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn meine Cousine aufgelöst vor meiner Haustüre stehen würde. Zudem brauche ich auch das gleiche Verhältnis, was ich nicht zu meiner Cousine habe. Aber... Sami?", seine Stimme hat sich leicht erhöht, als er meinen Namen ausgesprochen hat.

"Ja?", frage ich und lächle.

"Ich bin gleich bei dir, ich muss dich sehen", sagt er und ich lache kurz auf.

"Alles klar. Zwar haben wir uns das letzte Mal erst gestern gesehen, aber okay!", sage ich grinsend. "Du kannst sehr gerne vorbeikommen. Ich freue mich schon."

"Schön, dass du dich freust", höre ich Louis schmunzelnd sagen und im Hintergrund ertönen Geräusche von vorbeifahrenden Autos.

"Ich hoffe doch, dass du dich auch freust", meine ich dann und kichere.

"Aber selbstverständlich, Miss", sagt Louis, während er anscheinend in sein Auto einsteigt, mich auf Lautsprecher stellt, den Wagen startet und dann schlussendlich losfährt.

"Gut", sage ich mit einem amüsierenden Lächeln auf den Lippen. "Dann verstehen wir uns."

"Ja, dann verstehen wir uns", meint er höchst konzentriert.

"Wusstest du, dass wir eigentlich gar nicht so weit auseinander wohnen?"

"Woher sollte ich das bitteschön wissen?", frage ich, doch ich erhalte keine Antwort - stattdessen legt er auf.

Perplex schaue ich auf den Bildschirm vom Handy und zucke zusammen, als es unerwartet klingelt.

Zügig stehe ich auf und gehe zur Tür, um sie schnellstmöglich zu öffnen.

Bevor ich Louis begrüßen kann, drückt er mich in den Flur an die Wand und küsst mich sanft, was ich überrascht erwidere.

Kurz darauf löst er sich, schaut mich aus funkelnden Augen an und haucht: "Hey, Beautiful."

Dear LouisWhere stories live. Discover now