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Gedankenverloren schaue ich auf das große Blatt und überlege, wie ich es aufbessern kann.

In Großbuchstaben steht dort mit schwarzer Wasserfarbe R-O-C-K ME AGAIN geschrieben.

Theoretisch könnte ich dort versuchen Zayn zu zeichnen. Bei Rock Me denke ich irgendwie an Zayn, ich weiß auch nicht so genau, warum ich bei diesem Lied an Zayn denke.

Bei More Than This und Little Things denke ich an Niall, aber nur weil mir seine Parts gefallen.

An Harry denke ich nur, wenn ich Story Of My Life höre, aber wieso das so ist, kann ich sagen.

Wenn Little White Lies denke ich an Liam, wieder ohne Begründung.

Schon kommen wir zu meinen Liebling Louis. An ihn denke ich bei ganzen drei Liedern: C'mon C'mon, Little Things und Over Again.

Seufzend packe ich all die Sachen, mit dem Entschluss es so zu lassen, weg und will mich aufs Bett setzen, doch Celine hält mich auf. "Jemand steht vor der Tür und will dich sprechen."

Irritiert stehe ich auf und gehe vor die Tür, um dann Neena anzutreffen.

"Was willst du hier?", frage ich sie und schließe hinter mir die Tür.

"Dich besuchen", sagt sie schlicht und alleine schon der Klang ihrer arroganten Stimme könnte mich zum brechen bringen.

"Ich will dich aber nicht hier haben", zische ich und gehe einige Schritte auf sie zu, damit sie einige Schritte vom Grundstück geht. "Ich habe die Schnauze voll von dir, Neena. Du bist einer von vielen Gründen, warum ich Irland hinter mir gelassen habe. Ich wollte dich loswerden. Aber nein! Madame musste mir ja so unbedingt folgen und alles nachmachen!", rege ich mich in aller Öffentlichkeit auf und beginne immer lauter zu werden bis meine Stimme immer schriller wird. "Seit dem wir beide dumme, kleine Kinder waren versuchst du dich mit mir zu messen! Weißt du, wie sehr du mir auf die Eierstöcke gehst?! Ach nein, du warst ja damit beschäftigt mir nachzumachen und mir eins reinzuwürgen. Du hast dich so zum Affen gemacht, ich hatte dich so dermaßen ausgelacht! Deine Attacken konnten mir rein gar nichts. Du bist mehr als nur arrogant und eingebildet, urgh. Du denkst ja auch noch, du wärst die Schönste."

"Du bist einfach nur neidisch", unterbricht sie mich und sieht sehr von sich selbst überzeugt aus.

Ich lache auf - falsch und freudlos. "Auf was soll ich neidisch sein, huh?! Ich kann von Glück-"

"Du bist neidisch auf mich, weil du so eine tolle Schwester wie Shereen haben willst, genauso wie eine Mutter, die Stolz auf dich ist und immer hinter dir steht und einen Vater, der dir alles kaufen kann, was du willst", meint sie und verschränkt die Arme vor der Brust.

"Ich soll auf das neidisch sein? Vielleicht habe ich nicht die tolle Mutter, dich sich um mich schert, aber ich kann dir sagen, dass deine Mutter mehr als genervt von dir ist!", schreie ich und sie beginnt einfach zu lachen.

"Du bist einfach nur neidisch", behält sie ihre Meinung bei.

"Ich bin nicht neidisch, ich bin nur lediglich froh, dass meine Familie mich nicht kaufen muss", spucke ich ihr verbittert ins Gesicht.

Wütend funkelt sie mich an und plötzlich klatscht es.

Wutentbrannt und geschockt zugleich halte ich mir meine Hand an die Wange und spüre, wie sich das Blut unter der Haut an der Stelle ansammelt.

Neena sieht alles andere so aus, als würde sie es bereuen.

"Verschwinde von meinem Grundstück, du niveauloses Miststück!", schreie ich so laut, sodass es Leute im Umfeld von einen Kilometer noch hören können, und schubse sie ganz in die Fußgängerzone, damit sie endlich verschwindet.

Sofort gehe ich zurück und wäre beinahe gegen die Tür gelaufen, da ich wegen meiner Wut vergessen habe, dass ich die Tür ursprünglich geschlossen hatte.

Die Ohrfeige meiner "Cousine" hat mir jetzt den Rest gegeben. Ich muss hier weg.

Voller Tränen und aufgelöst hämmere ich gegen die Tür, bis Celine sie mir öffnet und mich erschrocken mustert.

Irgendwie hatte ich gewusst, dass so etwas passiert, Miststück.

Ohne auf Celine zu achten laufe ich in mein Zimmer und schließe mich ein.

Kurz betrachte ich meine knallrote Wange, doch dann wende ich den Blick ab.

Ich ziehe mir schnell einen Hoodie über, um mir dann die Kapuze tief in die Stirn zu ziehen.

Aus meiner Kommode krame ich den Ersatzschlüssel von Jiggys Wohnung hervor, den ich dann einstecke sowie meinen Schlüssel und mein Handy.

Damit mich nicht jeder anspricht oder ich die anderen hören muss, stecke ich mir ebenfalls Kopfhörer ein.

Kurz darauf dröhnt aus meinen Kopfhörern den Bass von I Just Can't Deny und ich stecke mir die Kopfhörer in die Ohren.

Zu guter letzt schnappe ich nach meiner Fahrkarte und schließe leise die Tür auf, um dann zur Haustür zu schleichen.

Als ich 20 Minuten später in der U-Bahn sitze, kann ich es nicht verhindern, dass meine Gedanken hier und da hin schwirren.

Über damals, über heute, über Erinnerungen, über Erfahrungen, über schöne Dinge und über schlechte Dinge.

Ja, ich hatte auch gute Dinge im Leben. Zunächst kann ich mich glücklich schätzen das Licht der Welt erblicken zu dürfen, und ich danke Gott dafür, dass er mir so eine tolle Familie (abgesehen von meiner Mutter) geschenkt hat.

Mir mussten echt viel durchmachen, bis wir kapiert haben, was Familie wirklich bedeutet.

Warum machen wir uns für die Schule oder Arbeit fertig? Weil wir dazugehören und akzeptiert werden wollen.

Warum laufen wir Zuhause wie die letzten Penner herum? Weil unsere Familie uns so nimmt, wie wir sind und sie lieben uns, egal wie viele Streitereien es gibt.

Niemand kann mir das Gegenteil sagen, denn seien wir uns ehrlich: Das stimmt.

Irgendwann habe ich es geschafft vor Jiggys Wohnungstür zu stehen und die Tür zu öffnen.

Wie ein Agent auf einer Mission schleiche ich in seine Wohnung und öffne die Kommode in dem kleinen Flur.

Ein bisschen muss ich herumsuchen, bis ich diesen einen Schlüssel finde und schnellstens einstecke.

Ich lege alles schnell so hin, wie es vorher ungefähr ausgesehen hat und verlasse seine Wohnung wieder.

Mein Entschluss steht fest, ich werde in seine Ferienwohnung außerhalb London fahren.

Niemand kann mich wirklich davon abhalten. Wirklich niemand.

Dear LouisWhere stories live. Discover now