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"Willst du mit reinkommen?", frage ich Louis, als wir bei mir Zuhause ankommen. Er scheint zu überlegen.

"Gerne", sagt er dann schlussendlich und wir schnallen uns ab, um kurz darauf aus dem Auto zu steigen.

Louis öffnet seinen Kofferraum und ich nehme meine Tasche raus.

Allerdings verweilt sie nicht länger in meiner Hand, sondern wird von Louis genommen und getragen.

"Ich kann sie alleine tragen", sage ich leise und sehe zu, wie er den Kofferraum schließt.

Ich hasse es, wenn man mich nicht meine eigenen Sachen tragen lässt, dann fühle ich mich immer so nutzlos... oder wie Jemand, der eine andere Person ausnutzt - sowie meine Mutter es immer getan hat.

"Ach komm Samiya, chill' mal", grinst er mich leicht an. "Ist doch nicht die Welt, wenn ich einmal deine Tasche trage."

Ja genau, ist nicht die Welt.

Seufzend wende ich mich ab und laufe zur Haustür, um sie aufzuschließen.

Im Eingangsbereich stellt Louis meine Tasche ab, während ich dabei bin, mir die Schuhe auszuziehen.

Mein Blick wandert zum Terminkalender, wo all meine Mitbewohnerinnen ihre Arbeitszeiten eintragen und so wie es gerade ausschaut, ist jede gerade außer Haus.

"Samiya?", höre ich Louis' Stimme und wende mein Gesicht zu ihm. "Hey...", er lächelt leicht und legt eine Hand an meine Wange. "Was ziehst du so ein Gesicht?"

Ich presse die Lippen aufeinander und seufze nach einer Weile.

"Es gibt manche Momente, wo ich einfach irgendwohin verschwinden und neu anfangen will", sage ich leise. "Einfach irgendwohin, wo keiner mich kennt und keiner mich jemals dort finden wird."

"Warum denkst du an so etwas?", fragt er mich leise und ich spüre, wie sein Daumen sanft über meinen Wangenknochen streicht.

"Hier ist zu viel geschehen, in Irland ist zu viel geschehen...", ich zucke mit den Schultern. "Ich mag London echt gerne, deswegen habe ich vor ein paar Monaten gewählt hierher zu ziehen, um so viel Abstand zwischen mir und meiner Mutter beziehungsweise meiner Cousine Neena zu bekommen. Nur Neena ist mir gefolgt und meine Mutter würde extra nach London kommen, um mit mir Essen gehen zu wollen."

Louis' Daumen ruht auf einer Stelle und er schaut mir angestrengt in die Augen. "Die Frau kann da bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich lasse es nicht zu, dass sie dich noch weiter zerstört als was du ohnehin schon bist."

"Das ist lieb, Louis, und ich danke dir, aber meine Vergangenheit wird mich verfolgen", sage ich leise und schmiege mein Gesicht etwas in seine Hand, was ihm zum Lächeln bringt. "Aber ich sagte immer; Irgendwann wird schon irgendjemand kommen und mich so fest umarmen, sodass all meine zerbrochene Teile wieder eins werden."

Er presst die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und legt die Stirn in Falten.

"Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht", sage ich leicht schmunzelnd, um die Stimmung ein wenig aufzulockern, und umschließe Louis' Handgelenk mit meinen dünnen, kalten Fingern, um seine Hand dann von meiner Wange zu drücken.

Seufzend wende ich mich ab, schnappe mir die Tasche und gehe in mein Zimmer, was über meine Abwesenheit nicht gelüftet wurde. Ohne Weiteres öffne ich die Fenster und atme die frische Luft mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

"Interessantes Bild", höre ich Louis sagen. "Gefällt mir", meint er dann noch schnell dran zu hängen. Verwirrt drehe ich mich um und sehe das R-O-C-K ME AGAIN-Bild an der Wand hängen.

"Das habe ich vor ein paar Tagen gemalt, aber ich weiß nicht, wie das Ding jetzt an der Wand hängen kann", meine ich und betrachte das Bild. "Es sieht langweilig aus. Ich hatte überlegt, Zayn darauf zu malen."

"Wieso Zayn?", fragt Louis und zieht mich an seine Seite.

"Ohne dich beleidigen zu wollen, Louis, muss ich allerdings offen zugeben, dass ich bei Rock Me an Zayn denken muss. Ich weiß nicht mal, wieso", sage ich gerade heraus und eine kurze Stille entsteht.

"Und an welchen Liedern denkst du an mich?", fragt Louis leise und ich beginne zu lächeln.

"Bei C'mon C'mon, Over Again und Little Things", sage ich leise und merke, wie Louis meine Hand nimmt und unsere Finger miteinander verschränkt. "Truly Madly Deeply zähle ich langsam mit dazu..."

Ich spüre Louis' Lächeln. "Weißt du eigentlich, wie wundervoll du bist?"

"Louis, ich bin ni-", will ich widersprechen, doch der Chaot neben mir fährt mir über den Mund.

"Du bist wundervoll, Samiya. Keine Widerrede, verstanden? Du bist stark und gibst es offen zu, dass du seelische Probleme hast. Und weißt du was? Ich bewundere dich dafür. Du bist Gold wert, Samiya."

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Ein kurzes Update :-) Ich hoffe, es gefällt euch. :-*
x Rike

Dear LouisWhere stories live. Discover now