Kapitel 2 - Oh Gott! DAS war Peinlich.

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Kurz gesagt kam die Innenstadt bei weitem nicht an Berlin ran aber man konnte durchaus damit leben. Ich schlenderte also die Fußgängerzone hoch und runter und sah mir ein paar Läden an. Auch was die Einkaufsmöglichkeiten anging würde ich mich mit Gelsenkirchen arrangieren können und zur Not gab es ja immer noch Online Shops. Als ich nach einer Weile an einer kleinen Eisdiele vorbeikam, beschloss ich mir einen Erdbeermilchshake zu holen und anschließend meine Freundin Paula anzurufen. Ich betrat die gemütlich aussehende Eisdiele und bestellte meinen Milchshake. Nebenbei wählte ich bereits Paulas Nummer und verließ den Laden dann wieder um mich um eine Bank zu setzen. Allerdings war ich so mit dem wählen von Paulas Nummer beschäftigt, dass ich den Typen der mit entgegenkam nicht bemerkte.

Wir stießen zusammen und ich schüttete meinen gesamten Milchshake über seinen Pullover. Ich zuckte zusammen und schlug mir eine Hand vor den Mund. "Ohje das tut mir wahnsinnig leid. Ich hab dich gar nicht gesehen. Ich bin aber auch wirklich dämlich manchmal. Kann ich dir irgendwie..." fing ich hysterisch an zu stottern und wollte gerade versuchen den Milchshake von seinem Pullover zu wischen, hielt mich aber dann zurück.

"Hey alles gut. Das macht doch nichts" unterbrach er mich und wischte dann selber etwas des Getränks von seinem Pullover. "Wie bitte!?" gab ich erstaunt zurück und sah ihm das erste Mal ins Gesicht. Ich konnte allerdings nichts erkennen da er eine Sonnenbrille trug und die Kapuze seines Pullovers ziemlich weit ins Gesicht gezogen hatte. "Ich wasch den Pulli zu Hause einfach und dann ist er wieder wie Neu. Mach dir keinen Kopf" sagte er und mir fiel aus, dass er eine unglaublich angenehme Stimme hatte. "Bist du sicher? Mir ist das wirklich schrecklich unangenehm. Also wenn ich das irgendwie wieder gut machen kann, dann..." setzte ich an. "Du willst das wieder gut machen?" unterbrach er mich, setzte seine Sonnenbrille ab und grinste mich an. Ich nickte nur. "Gehen wir einen Kaffee trinken. Jetzt" sprach er weiter. Ich war etwas überrumpelt allerdings sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich das Angebot unbedingt annehmen sollte. Ich lächelte also zurück und schielte dann auf den Fleck auf seinem Pullover. " Willst du wirklich so etwas trinken gehen?" sagte ich dann etwas schüchtern. "Bin ich dir zu peinlich?" gab er sarkastisch zurück und zog eine Augenbraue hoch. Er sprach allerdings sofort weiter als er merkte, dass ich rot wurde. "Ich hab noch ein T-Shirt drunter" Ich nickte erleichtert und warf meinen, fast leeren, Milchshake in den Mülleimer neben uns. "Okey dann gehen wir" sagte ich gut gelaunt und er ging neben mir her zu einem kleinen Café.

Er suchte einen kleinen Tisch in der Ecke des Cafés aus und ich setzte mich auf einen der Stühle. "Ich bin mal schnell auf Toilette und mich umziehen. Bestell ruhig schon mal wenn du möchtest" sagte er und verschwand in Richtung Toilette.

Kurz nachdem er weg war kam ein Kellner und brachte eine Cola light. "Und was möchte die Dame trinken?" fragte er mich nachdem er die Cola abgestellt hatte. "Ich glaube das ist eine Verwechslung. Die hatte ich nicht bestellt" sagte ich mit einem Blick auf die Cola. "Die ist für ihre Begleitung." gab er freundlich zurück. Ich bestellt also, zugegeben etwas verwirrt einen Cappuccino für mich als (Moment mal wie hieß er überhaupt) auch schon von der Toilette wieder kam.

"Dir hat gerade jemand eine Cola light gebracht. Hast du die bestellt?" fragte ich noch immer verwirrt und er lachte nur "Na das ist ja mal ein Service" antwortete er und setzte sich mir gegenüber. Ohne seine Kapuze und die Sonnenbrille konnte ich endlich mal sein Gesicht erkennen. Er war, ohne jeden Zweifel, wirklich sehr gut aussehend. Er trug nun ein schwarzes T-Shirt, hatte dunkelbraune kurze Haare und seine Augen hatten exakt den gleichen Farbton. Außerdem hatte er ein unglaublich sympatisches lächeln. Irgendwo her kam er mir bekannt vor aber so sehr ich auch überlegte mir fiel nicht ein woher. Mir wurde der ganze Vorfall immer und immer unangenehmer. "Dann mal zu dir" unterbrach er meinen Gedankenfluss und riss mich wieder in die Realität "Wie heißt du eigentlich?" er trank einen Schluck seiner Cola und sah mich wartend an. "Anna" antwortete ich. "Freut mich Anna. Ich bin Julian. Du kommst nicht von hier oder?" fragte er weiter. "Erwischt. Ist es so offensichtlich?", gab ich etwas beschämt zu und bedankte mich bei dem Kellner der mir gerade meinen Cappuccino brachte. "Ja schon" er lachte leise in sich hinnein und schaut auf seine Hände. Irgendwas an der Situation war komisch... "Und was machst du so außer Leute mit Milchshakes zu attakieren?" Ich wurde wieder mal rot und sah ihn dann an. Er kam mir mit jeder Minute bekannter vor und es machte mich wahnsinnig, dass ich nicht wusste woher. Ich war hier 5 Stunden von meinem alten Zuhause entfernt woher sollte ich ihn also kennen. "Ich mache mein Abitur. Ich habe bis gestern in Berlin gewohnt aber mein Vater hat einen neuen Job bekommen und deshalb bin ich jetzt hier..." erzählte ich in Kurzform.

Wir redeten noch sehr lange über alles möglich und mir fiel auf, dass er mir viele Fragen stellte wir allerdings kaum über ihn sprachen. Ich beschloss irgendwann ihn zu fragen ob er auch auf meine neue Schule ging als ich vom Klingeln meines Handys unterbrochen wurde. 'Mama ruft an...' Mist...

"Kann ich kurz rangehen?" fragte ich ihn, da ich es unhöflich fand einfach ans Handy zu gehen. Er nickte nur lächelnd und ich nahm den Anruf an. "Anna, Gott sei Dank gehst du ran. Wo bist du denn? Wir haben schon 21 Uhr!" schallte direkt Mamas Stimme durch den Hörer. "Ich bin in der Stadt, Mama, alles gut. Habe die Zeit etwas vergessen tut mir leid. Ich komme bald nach Hause" beruhigte ich sie und legte dann auf. "Tja ich sollte wohl langsam gehen" sagte ich an Julian gewandt. "Schade vielleicht sieht man sich ja nochmal" gab er sichtlich enttäuscht zurück und ich nickte ihm lächelnd zu. Dann kramte ich mein Portmonnaie aus der Tasche um die Getränke zu bezahlen. Ich wollte schließlich etwas wieder gut machen. Doch er legte seine Hand auf meine und stoppte mich damit. "Kommt gar nicht in Frage. Ich zahle das schon" sagter er ernst und ich wollte schon ansetzen mich zu wehren doch er Schnitt mir das Wort ab. "Ich hab gesagt nein" Daraufhin bedankte ich mich also bei ihm und verabschiedete mich dann.

Ich lief zur Bushaltestelle und nahm den nächsten Bus nach Hause doch Julians Gesicht ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf...

Du & Ich - Ein Leben lang | FF Julian DraxlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt