XVIII: von Pizzakartons und Papierkram

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Als Nele aus der Schule zurückkam, hatte sie einen Pizzakarton dabei. "Du musst jetzt wirklich etwas essen. Ich habe extra deine Lieblingspizza beim Italiener geholt."

Sie öffnete die Schachtel und zum Vorschein kam eine Schinkenpizza. Martha hatte eigentlich keinen Hunger, doch sie Nele zu Liebe griff sie nach einem Stück.

"Wie geht es dir?", fragte Nele mitfühlend. Martha zuckte mit den Schultern.

"Till war heute auch nicht in der Schule. Nick meinte, dass er heute den ganzen Papierkram mit Berger erledigt, dass er so schnell wie möglich nach England kann."

Martha wollte eigentlich über diese Nachricht freuen, denn augenscheinlich hatte ihr Vorhaben ziemlich gut funktioniert. Doch das einzige Gefühl, was sie wahrnahm, war diese Taubheit, die ihren ganzen Körper zu lähmen schien.

Diese Taubheit war auch der Grund, warum sie sich sofort wieder in ihr Bett legte, nach dem sie mühsam ein Stück Pizza gegessen hatte.

Dort blieb sie für den restlichen Tag.

SAMSTAG

Martha fühlte sich wie gelähmt. Der Schlafmangel, den sie auch letzte Nacht nicht ausgeglichen hatte, zerrte an ihr und legte sich um ihren Körper wie Ketten, die sie an ihr Bett banden.

Glücklicherweise war heute Samstag, das hieß es gab keine Frau Schiller, die nach ihr sah und sie überreden wollte, doch in die Schule zu gehen.

Sie warf einen Blick in Neles Bett. Es war leer. Nele war wahrscheinlich frühstücken.

Plötzlich klopfte es. Kasimir trat in das Zimmer. "Hey, Martha! Wie geht es dir?"

Sie zuckte mit den Schultern, wie sie es auch schon bei Nele gemacht hatte. Wie sollte sie jemandem erklären, wie sie sich fühlte, wenn sie es nicht mal selbst genau wusste?

"Willst du mit ins Kino kommen? Pawel, Moritz und Rike kommen auch mit."

Martha schüttelte den Kopf.

"Bist du sicher? Ich glaube es würde dir echt gut tun, hier raus zu kommen." Kasimir gab nicht so leicht nach.

"Das ist wirklich lieb von dir, aber ich möchte lieber alleine sein.", erwiderte Martha mit kratzendem Hals.

Kasimir verstand und nickte. "Okay, dann bis irgendwann." Er ging zur Tür und verschwand.

Martha war froh, dass sie wieder allein sein konnte und starrte wieder die Decke an.

Doch diese liebgewonnene Ruhe blieb nicht für lange. Nele stürmte in das Zimmer.

"Till fährt gleich los!", erklärte sie außer Atem.

"Jetzt schon?" Martha war schockiert, dass das alles so schnell ging, zu schnell ihrer Meinung nach.

"Ja. Kommst du mit zum Verabschieden?", fragte Nele.

"Ich glaube nicht, dass er mich sehen will."

"Versuche es doch wenigstens. So schnell wirst du ihn nicht wieder sehen."

Martha schüttelte den Kopf. Nele seufzte und ging zur Tür. "Ich verabschiede mich jetzt von Till."

Als Nele weg war, lief Martha zum Fenster. Nele hatte Recht gehabt, auf dem Hof wartete bereits ein Taxi. Als Till vollbepackt mit Taschen auf den Hof trat, schossen ihr die Tränen wieder in die Augen.

Er verabschiedete sich gerade von Timo. Wie gerne würde Martha sich jetzt von ihm verabschieden, doch sie wusste, dass sie das nicht tun kann. Er würde sie sowieso nicht sehen wollen.

Als er in das Taxi stieg und sich das Taxi in Bewegung setzte, wurde ihre Atmung flacher.

Ihre Sicht war vor lauter Tränen verschwommen, doch sie blickte ihm so lange hinterher, bis er endgültig verschwunden war.

Sie atmete tief durch und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie griff nach einem Blatt Papier und einem Stift und bekann zu schreiben:

Lieber Till,

Ich weiß nicht, warum ich diesen Brief hier schreibe. Du wirst ihn wahrscheinlich sowieso nie zu Gesicht bekommen.

Vielleicht brauche ich auch einfach etwas, um mein Gefühlschaos zu sortieren.

Ich weiß, dass du dich gerade nicht so fühlst, aber du bist und bleibst der wichtigste Mensch in meinem Leben. Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, war die vergangene Zeit so intensiv mit dir.

Ich habe von dir so viel gelernt, was du wahrscheinlich nicht einmal realisiert hast. Ich habe gelernt, Menschen eine zweite Chance zu geben und auch, dass hinter einem Menschen so viel mehr steckt, als man anfangs vermutet.

Doch vorallem hast du mir gezeigt, was es heißt, jemanden bedingungslos und aufrichtig zu lieben. Nämlich, dass man das Wohl des anderen über sein eigenes stellt.

Auch wenn du es gerade nicht so empfindest, habe ich es trotzdem getan.

Ich hoffe, dass du das irgendwann verstehen wirst. Dass du realisierst, dass es keinen anderen Weg gab, um dir deine Zukunft nicht zu verbauen.

Dieser Schmerz den du gerade genauso fühlst wie ich, er tut weh, sehr sogar. Doch er wird vorbeigehen, auch wenn es etwas dauern wird.

Wenn die Sweatshirtjacke deinen Geruch verloren hat und der kleine Anhänger die ersten Schrammen hat, wird mein Schmerz kleiner werden und deiner sicherlich auch.

Mir ist bewusst, dass es weh tut und ich erwarte nicht, dass du mir dankbar bist, aber ich hoffe so sehr, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.

In Liebe,
Deine Martha

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Hey, Leute!
Mein Buch ist hier zu Ende und ich wollte mich bei euch bedanken.
Ihr habt so viele liebe Kommentare geschreiben und nur deswegen hatte ich die Motivation, weiter zu schreiben.
Ein besonderer Dank geht an gzszlover18 Emiliamalfoypotter15 _cxxrooo lunas_Luma InWinterDreams Hdksbvs5vdykk CatherineClives SEFGuHP

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWhere stories live. Discover now