II: von Klebezetteln und sexfreien Zonen

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Martha blickte Nele nach, wie sie sich in den Strom der Schüler einreihte und nach oben verschwand. Kasimir kam auf sie zu. "Hey, was ist passiert?", fragte sie besorgt.

Kasimir fuhr sich durch die Haare. "Du weißt doch noch, dass ich mit so einem Till im Zimmer wohne. Und an den merkwürdigen Typ am Eingang erinnerst du dich doch auch noch, oder?" Marthas unbekümmertes Lächeln verschwand, als sie verstand, was er ihr damit sagen wollte.

"Heißt das, du wohnst mit diesem Sportposer auf einem Zimmer?", fragte sie geschockt. Kasimir nickte bloß. "Ach du kacke."

"Das kannst du laut sagen." Kasimir blickte resigniert auf den Boden. Martha seufzte und umarmte ihn. "Wir überlegen uns was, okay? Im Notfall schläfst du einfach bei mir im Zimmer. Nele hat bestimmt nichts dagegen und für die Schiller fällt uns auch noch was ein." Kasimir lächelte und schaute ihr tief in die Augen. Martha stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.

Kasimir lächelte, während sie sich küssten und zog sie näher zu sich. Genau das brauchte er jetzt. Martha schaffte es immer wieder, ihn von seinen Sorgen und Problemen abzulenken, egal wie groß sie auch waren.

"Ey, hier ist sexfreie Zone!" Till war aus dem nichts aufgetaucht und lächelte schelmisch. Martha wirbelte herum und funkelte Till böse an. "Hau ab, du Vollidiot!"

"Martha, das mit dem Vollidioten hatten wir doch schonmal.", erwiderte Till, als wäre er ein Lehrer, der seiner Schülerin ein und dasselbe zum zwanzigsten Mal erklären muss. "Rede nicht so mit mir!", fauchte sie. "Wie rede ich denn mit dir?", fragte Till nichts ahnend.

Kasimir schob sich schützend vor Martha und baute sich vor dem deutlich kleineren Till auf. "Kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen? Was willst du eigentlich von uns?"

"Ich kann also nicht mal nachschauen, was mein lieber Zimmerkollege so treibt? Oder besser gesagt, mit wem?" Offensichtlich fand Till seinen eigenen Witz so gut, dass er selbst darüber lachen musste. "Du weißt aber schon, dass es erbärmlich ist, über seine eigenen Witze zu lachen.", erwiderte Martha, die mittlerweile wieder vor Kasimir stand.

Kasimir zog sie neben sich und legte einen Arm um ihre Schulter. "Martha, wir gehen." Till winkte hämisch. "Tschüss, ihr Loser." Martha versuchte sich nochmals zu Till umzudrehen, doch Kasimir hielt sie an ihrer Schulter fest.

Sobald sie aus der Hörweite von Till waren, wand sich Martha aus seinem Arm. "Sag mal, gehts noch?", fragte Martha angefressen. "Was meinst du?" Kasimirs Verwirrung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er ging einen Schritt auf sie zu, doch sie wich zurück. "Lass mich einfach!"

Sie drehte sich zum Gehen um und eilte die Treppe hinauf. "Was habe ich denn gemacht, Martha?", rief er ihr hinterher.

Martha war an ihrer Zimmertür angekommen und riss sie stürmisch auf. Nele sprang erschrocken von ihrem Schreibtischstuhl auf. "Was ist passiert?" Bevor Martha antworten konnte, stürmte auch Kasimir durch die Tür. "Martha, sag mir bitte, was los ist!", sagte Kasimir verzweifelt. "Was um alles in der Welt, habe ich falsch gemacht?"

"Was du falsch gemacht hast? Du hast mich vor Till komplett lächerlich gemacht!", erwiderte Martha wütend. "Ich soll dich lächerlich gemacht haben?"

"Ja, genau. Wie du mich hinter dir her geschliffen hast, als wäre ich dein verdammtes Schoßhündchen! Es geht um den Respekt. Wie genau soll Till vor mir Respekt haben, wenn er denkt, dass ich..."

"Dass du was? Meine Freundin bist? Das muss ich mir echt nicht geben!" Kasimir drehte sich wütend um und ging zur Tür. Bevor er die Tür schloss, drehte er sich nochmal um und sagte enttäuscht: "Ich erkenne dich echt nicht wieder. Wo ist die Martha aus Spanien geblieben?"

SONNTAG

Der Pfeifton von gestern ertönte wieder durch das Internat. Genau wie gestern, war es nun mit der Ruhe vorbei und man hörte die Sportler bei ihrer täglichen Portion Morgensport durch das Internat poltern.

Nele öffnete murrend die Augen und stöhnte. "Boah, dieser Hauser kann einem echt auf die Nerven gehen, oder Martha? Martha?" Verwirrt erblickte sie das bereits leere Bett.

Am Fenster raschelte es. Dort stand Martha mit Kopfhörern im Ohr und einem Filzstift und bunten Klebezetteln gewaffnet. Sie wirkte wie ein verrückt gewordener Professor, wie sie unstrukturiert Pfeile über die komplette Fensterscheibe zeichnete, Notizen beifügte und sich nebenbei etwas unbeholfen zur Musik bewegte.

Nele stand auf und lief zum Fenster. "Frau Schiller wird sich freuen, wenn sie die beschmierte Fensterscheibe sieht.", dachte sie sich.

Als sie Martha antippte, fuhr diese erschrocken herum. Martha nahm ihre Kopfhörer ab und zeigte stolz auf ein Gewirr aus Notizen, Pfeilen und Klebezetteln auf der Fensterscheibe. "Tada, rate mal, was das ist."

"Eine Anleitung für Kasi? Das Verstehen der Marta Pracht für Anfänger und Fortgeschrittene?", riet Nele belustigt.

"Nein, natürlich nicht. Das hier ist der ultimative Plan, wie wir Till und den Sportlern mal so richtig eins auswischen!" Martha stemmte ihre Hände in die Hüften. "Meine Favoriten sind auf jeden Fall Juckpulver in der Bettwäsche oder verstellte Wecker. Obwohl, es wäre auch mega lustig, nachts im Treppenhaus zu pfeifen und den Sportheinis dabei zuzusehen, wie sie mitten in der Nacht die Treppen rauf und runter rennen. Und, was hältst du davon?"

"Man Martha, meinst du das gerade ernst? Das ist doch voll kindisch!"

"Kindisch? Und wie nennst du das, was Till abzieht? Ist das etwa erwachsen?" Mit Marthas guter Laune war es schon wieder vorbei. "Auf welcher Seite stehst du eigentlich?"

"Ich finde natürlich auch, dass Tills Verhalten voll daneben ist, aber es bringt doch nichts, sich genauso wie er zu verhalten. Er ist halt ein Arschloch, aber du bist es nicht. Also was bringt es dir, dich genau so zu verhalten, wie er es tut? Keine Streiche oder andere Rachepläne, okay? Kann ich mich auf dich verlassen, Martha?"

Martha zuckte erst mit den Schultern, nickte dann aber. Die überkreuzten Finger hinter ihrem Rücken sah Nele nicht, als sie Martha umarmte.

"Da das ganze ja jetzt geklärt ist, können wir uns überlegen, wie du die Sache mit Kasi aus der Welt schaffst.", sagte Nele erleichtert. "Irgendwelche Vorschläge?"

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWhere stories live. Discover now