VI: von rosa Unterwäsche und Tränenschleiern

2K 45 10
                                    

"Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich gemacht hast!", rief Kasimir. Seine Augen waren glasig. Er war gleichzeitig enttäuscht und unglaublich wütend. Von seiner, sonst so ruhigen und gelassenen, Art, war nichts mehr übriggeblieben. So hatte Martha ihn noch nie erlebt.

"Dieses Mal bist du echt zu weit gegangen. Das ist so hinterhältig!" Auch Nele schrie aufgebracht.

Verwirrt lief Martha zu ihnen. "Was ist denn los? Ich habe doch gar nichts gemacht!"

"Gib es wenigstens zu. Steh wenigstens dazu.", Neles Stimme hörte sich unglaublich brüchig an.

In Martha machte sich ein schlimmes Gefühl breit. Es durchfuhr sie durch Mark und Knochen. Sie fühlte sich so hilflos, wie schon lange nicht mehr. "Könnt ihr mir bitte sagen, was los ist?"

"Was los ist?" Kasimir rannte zur Fensterscheibe und zeigte auf Marthas Klebezettel. "Wir hatten eine verdammte Abmachung!"

"Es tut mir echt leid, dass ich euch nicht von dem Streit mit Till heute in der Schule erzählt habe. Aber woher wisst ihr das?", fragte Martha verwundert.

"Wir wussten es nicht.", erwiderte Nele. Sie schrie nicht mehr, doch die Enttäuschung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.

Kasimir hingegen, konnte noch schreien. "Das wird ja immer besser! Was alles verheimlichst du mir sonst noch?"

"Moment mal, wenn ihr das gar nicht wusstet, von was redet ihr dann?" Martha raufte sich verzweifelt die Haare.

"Es ist sowas von link, Kasi mit in deine Rachepläne reinzureiten, von denen du versprochen hast, sie zu lassen." Nele hatte sich wieder gefangen und sie verschränkte ihre Arme.

Das ungute Gefühl entwickelte sich langsam aber sicher in Panik. "Leute, ich verstehe gar nichts mehr! Was ist los? Verdammt noch mal!" Martha atmete tief durch, um ihre schnelle Atmung in den Griff zu bekommen.

"Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht? Dachtest du, dass Till so von der Schule fliegt? Sind ja immer hin zwei Fliegen mit einer Klappe. Du machst Streiche und bist Till endlich los. Ich dachte allerdings nicht, dass es dir wert ist, deine Rache an mir auszulassen, nur um zu gewinnen.", Kasimir blickte sie so verletzt an, dass es sie schmerzte.

"Meine Rache an dir auslassen? Ich habe dir doch nichts getan!"

Nele stellte sich neben Kasimir und las Marthas Notizen vor: "Der ultimative Racheplan. Ideen für das Zimmer. Juckpulver in der Bettwäsche, Eier in den Schuhen, Rasierschaum am Griff vom Kleiderschrank, Unterwäsche verstecken und nur rosa Unterwäsche dalassen."

"Und wie erklärst du dir, dass meine Bettwäsche voll mit Juckpulver ist, in meinen Schuhen rohe Eier liegen, an meinem Kleiderschrank Rasierschaum hängt und die einzige Unterwäsche, die ich noch habe, rosa ist?"

Martha riss die Augen auf. "Das kann nicht sein! Ich war das nicht!"

Nele verdrehte die Augen. "Man Martha, alles was du getan hast, steht sogar noch auf der Fensterscheibe. Du kannst das nicht Till in die Schuhe schieben, dass warst eindeutig du."

"Aber es muss Till gewesen sein! Das wäre doch voll die dumme Aktion. Glaubt ihr wirklich, ich würde nicht so offensichtliche Beweise vernichten?"

"Genau Martha, es war eine total dumme Aktion von dir!", rief Kasimir.

Nele nickte zustimmend. "Du hast dich schon den ganzen Vormittag so komisch benommen. So unruhig, wie du warst, hätte ich ahnen müssen, dass du irgendetwas planst."

"Kannst du mir wenigstens erklären, warum du das gemacht hast? Ist dir unsere Beziehung so wenig wert?" Kasimir schaute sie bittend an.

Ihre Augen wurden glasig. "Kasimir, unsere Beziehung, du, bist das wichtigste für mich. Ich könnte dir so etwas niemals antun. Das musst du mir glauben, bitte." Durch den Tränenschleier hindurch sah sie das enttäuschte Kopfschütteln von Kasimir.

"Ich werde nie wieder mit dir im gleichen Zimmer schlafen, das verspreche ich dir."

"Nele," Als Martha einen Schritt auf sie zu ging, wich sie zurück, so dass sie mit dem Rücken an die Fensterscheibe gepresst stand.

"Und ich verspreche dir, dass wir nie wieder etwas miteinander zu tun haben werden. Es ist vorbei Martha, ich mach Schluss.", wisperte Kasimir verletzt.

"Glaubt mir doch bitte." Martha wusste nicht mehr weiter. Sie schaute verzweifelt zwischen Nele und Kasimir hin und her. Kasimir legte einen Arm um Neles Schulter. "Geh jetzt." Neles Stimme klang eiskalt.

Martha sah in die Gesichter der beiden. Sie sahen sie so eiskalt an, als ob sie nichts verbinden würde. Sie fühlte sich so machtlos und klein.

Sie drehte sich um und stürmte aus ihrem Zimmer. Sie boxte sich durch die Traube an neugierigen Schülern, die sich vor ihrem Zimmer gebildet hatte. Sie stürmte den Flur entlang und die Treppe runter. Es fühlte sich an, als ob ihre Luftröhre zugeschnürt wäre und sie bekam keine Luft, während Tränen ihr die Sicht versperrten.

Als die durch den Türrahmen trat, begann sie zu rennen. Sie wusste nicht wohin, sie wollte einfach nur weg, weit weg von hier. Sie hatte das Internatsgelände verlassen und rannte in den Wald.

Sie verlor jegliches Zeitgefühl. Ihre Lungen brannten und sie hielt erschöpft an. Sie setzte sich auf eine Bank um Luft zu holen.

Nach Luft ringend wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie erinnerte sich zurück an die Szene in ihrem Zimmer, an die Verletztheit in Kasimirs Blick und die vor Enttäuschung bebende Stimme von Nele.

Sie fing hemmungslos an zu weinen, dieses Mal wischte sie ihre Tränen nicht weg. Zusammengekauert und mit eng umschlungenen Beinen saß sie auf dieser Bank, allein, im Dunkeln und mitten im Wald und wartete, bis dieser furchtbare Schmerz in ihrer Brust aufhörte.

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang