III: von großen Versöhnungen und Wasserbomben

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"Hey Kasimir, du bist immer noch mein Lieblingsposer. Können wir uns später treffen? Es tut mir leid.", las Martha vor. Sie blickte von ihrem Handy auf und runzelte die Stirn. "Das ist doch albern. Er könnte sich auch als erstes entschuldigen."

"Man Martha, du weißt genau, dass du dich als erstes entschuldigen musst. Immerhin hast du ihn angemotzt, und nicht anders herum."

Martha hob abwehrend die Hände. "Okay, okay, ich habe es verstanden. So, gesendet!" Sie warf das Handy auf ihr Bett.

"Jetzt heißt es abwarten.", meldete sich Nele zu Wort.

Für fünf Sekunden herrschte Stille in ihrem Zimmer, doch dann platzte aus Martha heraus: "Ich halte es nicht mehr aus! Mit was ist er bitte beschäftigt, dass er meine Nachricht nicht liest?" Sie schmiss sich auf ihr Bett und vergrub den Kopf in ihrem Kopfkissen.

Nele setzte sich zu ihr auf die Bettkante und sagte lächelnd: "Jetzt mach dich doch nicht so verrückt. Du hast die Nachricht erst vor einer Minute versendet."

Martha hob ihren Kopf. Ihre blonden Strähnen fielen ihr ins Gesicht und flogen gleich darauf in alle Richtungen, als sie sie genervt wegpustete.

"Kannst du mich ablenken?", fragte sie Nele verzweifelt.

"Klar, wir müssen uns noch überlegen, was du später zur großen Versöhnung anziehst.", überlegte Nele. Als sie "große Versöhnung" sagte, warf sie ihre Hände in die Luft.

"Und wie genau sollen mich Outfits für die große Versöhnung von der großen Versöhnung ablenken?", fragte Martha, während die Neles Handbewegung nachäffte.

"Okay, dann eine andere Idee. Wir müssten zum Beispiel dringend mal wieder aufräumen."

Martha wollte gerade die Augen verdrehen, hielt jedoch inne, als sie den Klingelton ihres Handys vernahm. Sie griff danach und rief erleichtert: "Er hat geschrieben!"

Nele rückte neben sie. "Und, was hat er geantwortet?", fragte sie neugierig. "Okay. Treffen uns um elf Uhr auf dem Internatshof." Martha sah von ihrem Handy auf. "Na, das klingt ja nicht sehr begeistert."

"Ist doch jetzt egal. Überlege dir mal lieber, was du nachher anziehst."

Vierzig Minuten später stand Martha mit einer hellblauen Jeans und einer roten Bluse vor dem Spiegel und betrachtete sich kritisch. "Denkst du, das gefällt ihm?" Sie drehte sich fragend zu Nele um.

"Klar. Du siehst super aus." Nele blickte auf ihre Armbanduhr. "Du musst los."

"Okay," Martha atmete tief durch, "dann wünsche mir mal viel Glück." Sie öffnete die Zimmertür und ging auf den Gang.

Als sie durch den Türrahmen nach draußen trat, erblickte sie Kasimir, der auf einer der grauen Sitzbänke saß. Er saß mit dem Rücken zu ihr und bemerkte sie erst, als sie "Hallo, Kasimir.", sagte.

Er schaute ernst und nickte zur Begrüßung. Für eine Weile starrten sie sich einfach nur an.

"Wolltest du dich nur mit mir treffen, um mich anzustarren?", fragte Kasimir. "Quatsch. Ich wollte mich bei dir entschuldigen."

Kasimir antwortete nichts. "Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich war einfach enttäuscht, weil ich mich so auf dieses Schuljahr und das neue Internat gefreut habe." Da Kasimir immer noch keinen Laut von sich gab, redete Martha einfach weiter: "Mann Kasimir, was soll ich denn machen, damit du mir verzeihst? Soll ich dir so einen richtig kitschigen Liebesbrief schreiben? Oder auf Knien um Entschuldigung betteln? Deine Füße küssen?"

Auf Kasimirs Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. "Martha, hol erstmal Luft."

"Du bist nicht mehr sauer?", fragte Martha teils erfreut, teils skeptisch.

"Komm her." Kasimir stand auf und breitete seine Arme aus. Als Martha in seinen Armen lag, flüsterte er: "Ich verzeihe dir, wenn du mir versprichst, Till in Ruhe zulassen."

"Aber, ..." , widersprach Martha.

"Kein aber. Umso mehr du zurückkämpfst, umso schlimmer wird es, vor allem für mich. Ich habe einfach keine Lust, dass sich zwischen euch beiden eine Feindschaft entwickelt."

"Ist ja gut, ich ignoriere Till jetzt einfach." Sie küsste Kasimir auf die Wange. Als sie sich wieder von ihm löste, fragte er enttäuscht: "Das war es schon?" Martha grinste und küsste ihn auf den Mund.

Plötzlich spürten Martha und Kasimir etwas Nasses und fuhren auseinander, während Martha aufschrie. "Was soll der Mist?", fragte Kasimir erschrocken.

Als über ihren Köpfen Gelächter ertönte, sahen sie Till, Timo und Nick, die ihre Köpfe aus dem Fenster im ersten Stock streckten und sich johlend abklatschten. Martha schnaubte verärgert und rief: "Für wen hältst du dich eigentlich?"

Tills Antwort kam sofort. "Für den Chef!"

Kasimir stellte sich zwischen Martha und das Fenster, um den Blickkontakt zwischen den beiden zu unterbrechen. "Martha,", begann er mit fester Stimme, "Vergiss nicht, was du mir versprochen hast. Kein Krieg zwischen euch beiden."

Martha seufzte und wand ein: "Ist ja gut. Ich habe es verstanden. Komm, wir gehen."

Hand in Hand liefen sie wieder nach oben. Als sie Marthas Zimmer betraten, rief Nele erfreut: "Ich wusste, dass sich mein Lieblingspärchen nicht trennt. Marthimir rules!" Martha lachte, während sich Nele und Kasimir abklatschten.

MONTAG

Der Wecker klingelte mörderisch laut. Martha drehte sich murrend um. "Nele, mach den verdammten Wecker aus!"

Nele lachte und zog Martha die Bettdecke weg. "Aufwachen, du Schlafmütze! Du willst doch nicht den ersten Schultag verschlafen, oder?"

Nachdem auch Martha endlich die Courage gefunden hatte, aufzustehen und sich anzuziehen, machten sich Nele und Martha auf den Weg in den Speisesaal.

Martha schaute sich suchend nach einem freien Platz um, als sie Till und seine Kumpels erblickte. Auch Till bemerkte sie. "Seht, Martha in ihrer vollen Pracht.", rief er euphorisch und so laut, dass sich alle nach ihnen umdrehten. "Denkt ihr nicht auch, ein bisschen Morgensport würde sie noch prächtiger aussehen lassen?"

Im Gegensatz zu Martha sah Till, trotz der frühen Tageszeit, wirklich gut aus.

"Till, wir haben es verstanden. Dieses Wortspiel mit Marthas Nachnamen ist wirklich unglaublich originell.", erwiderte Nele sarkastisch mit einem Seitenblick auf Martha. Sie griff Marthas Hand und zog zu einem freien Tisch, wo Kasimir bereits aus sie wartete.

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt