IX: von Sixpacks und Mülleimern

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Nick und Timo hielten an. "Ist das deine Jacke?", fragte Nick ungläubig und starrte Martha verwirrt an. "Du hast ihr aber schon erzählt, was du getan hast, oder?"

"Klar." Till zuckte mit den Schultern. Nick und Timo schauten sich verwundert an.

"Ich wollte euch noch um etwas bitten. Könnt ihr bitte für euch behalten, dass Till es war?", fragte Martha.

"Was geht denn jetzt ab? Das ist nicht dein Ernst!" Nick starrte Martha an, als hätte sie den Verstand verloren.

"Bitte, was habt ihr denn davon, wenn ihr die Wahrheit rumerzählt? Ich weiß, dass ihr sauer auf Till seid, aber tut es wenigstens für mich. Immerhin hättet ihr mich vorwarnen können, ihr wusstet ja von Tills Racheplänen."

Verlegen fuhr sich Timo durch die Haare. "Sorry, das war echt blöd von uns. Wenn du es wirklich willst, verraten wir auch nichts."

"Danke." Martha strahlte.

Martha sah Nele und Kasimir in ihre Richtung kommen. "Schnell!" Sie griff Tills Hand und zog ihn hinter den nächsten Busch.

"Was genau machen wir hier?", fragte Till verwundert.

"Pscht." Martha legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen. "Nele und Kasimir kommen."

Till und Martha verharrten eng nebeneinander und warteten, bis Nele und Kasimir an ihnen vorbeigegangen waren.

Als sie außer Sichtweite waren, setzten Martha und Till ihren Weg zum Internat fort.

In ihrem Zimmer angekommen, zog sich Martha frische Klamotten an und putzte sich die Zähne. Sie schnappte sich ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zu Tills Zimmer.

Seine Zimmertür war nur angelehnt. Sie spähte vorsichtig in das Zimmer. Till stand oberkörperfrei in seinem Zimmer und wühlte in einem großen Haufen aus Klamotten. Martha erwischte sich dabei, auf sein Sixpack zu schauen. Sein Körper war durchtrainiert und er sah unheimlich gut aus.

Plötzlich drehte er sich um und lief zu seinem Kleiderschrank, der direkt neben der Tür stand. Als er Martha sah, wie sie ihn beobachtete, grinste er. "Gefällt dir, was du siehst?" Er wackelte mit einer Augenbraue.

Martha wurde augenblicklich rot und räusperte sich verlegen. "Äh, quatsch. Du Idiot."

Till kam näher. "Vollidiot.", sagte er mit sanfter Stimme. Ihre Gesichter kamen sich immer näher und waren nur noch wenige Centimeter voneinander entfernt.

"Solltet ihr nicht schon längst in der Schule sein?" Frau Schiller war aus dem nichts aufgetaucht. Martha und Till fuhren auseinander.

"Wir sollten uns noch etwas Frisches anziehen.", erklärte Martha verlegen.

"Ja, das sehe ich. Till, ziehe dir endlich ein Shirt an und ab in die Schule mit euch." Frau Schiller schüttelte den Kopf und Till griff sich ein Shirt und zog es über seinen Kopf. Martha holte seinen Rucksack und warf ihn Till zu. "Fang!"

Till keuchte vor Überraschung auf, als der Rucksack auf ihn zuflog.

"Und du willst ein Sportler sein?", fragte Martha lachend.

"Ab jetzt mit euch!", erinnerte Frau Schiller sie.

"Was ist das eigentlich für ein Anhänger?", fragte Till und deutete auf ihren Rucksack, während sie auf dem Weg zur Schule waren.

"Oh, den habe ich ganz vergessen, ist ein Geschenk von Kasimir." Sie nahm den Rucksack von ihren Schultern und riss den kleinen Cowboyhut ab. "Es war ein Geschenk von Kasimir.", verbesserte sie sich und warf ihn in den nächsten Mülleimer.

"Martha, dass mit ihm wird schon wieder.", munterte Till sie auf. Martha zuckte mit den Schultern. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie das überhaupt noch wollte.

Als sie an der Schule ankamen, war gerade die erste Pause. Die Schüler tummelten sich auf dem Schulhof. Als die ersten bemerkte, dass Martha und Till den Schulhof betraten, wurde es still und einige fingen an zu tuscheln. Offensichtlich war die Sache schon durch die gesamte Schülerschaft gegangen. Nele und Kasimir bahnten sich einen Weg zu Martha und Till.

"Martha, können wir kurz mit dir reden?", fragte Nele. Martha warf Till einen kurzen Blick zu. Er nickte und Martha folgte Nele und Kasimir.

"Timo und Nick haben heute Morgen angedeutet, dass Till es vielleicht gewesen ist. Stimmt das?", fragte Nele erleichtert.

"Nein." Martha verschränkte ihre Arme.

"Warum kannst du uns nicht einmal sagen, was Sache ist?" Der Ärger in Kasimirs Stimme war deutlich rauszuhören.

"Bitte was? Denkt ihr wirklich, dass ich euch noch einmal etwas erzähle, nachdem was gestern passiert ist?"

"Aber jetzt ist es doch ganz anders. Timo und Nick haben doch gesagt, dass, ..." rechtfertigte sich Nele.

Martha unterbrach sie: "Und wie genau macht es das besser? Gestern habt ihr Till mehr geglaubt als mir und heute glaubt ihr Timo und Nick mehr. Lasst es einfach!" Martha hatte genug.

"Du deckst ihn, oder? Warum machst du das?", fragte Nele verzweifelt.

"Nein, ich habe Kasimirs Unterwäsche versteckt, Rasierschaum und Eier im Zimmer verteilt und seine Bettwäsche mit Juckpulver bestreut. Das habt ihr doch gestern alles selbst gesagt. Und jetzt lasst mich in Ruhe." Martha drehte sich zum Gehen um, doch Kasimir hielt sie an ihrer Jacke fest.

"Nele ist deine beste Freundin und ich dein Freund, also lüge uns nicht an!"

"Ex-beste Freundin und Ex-Freund, schon vergessen?", fauchte Martha und versuchte sich von Kasimir loszumachen. Dieser verstärkte seinen Griff um ihr Handgelenk. "Lass das, du tust mir weh!", beschwerte sich Martha.

"Lass sie los!", rief Till erbost. Er eilte zu Martha und stellte sich zwischen sie und Kasimir. "Du hast gehört, was sie gesagt hat. Hör auf, ihr weh zu tun!"

"Und seid wann hast du das zu entscheiden?" Kasimir blickte ihn wütend an.

"Gar nicht, aber Martha hat durchaus das Recht, zu entscheiden, von wem sie angefasst werden möchte, also lass deine Griffel von ihr!", erwiderte Till und Kasimir knirschte mit den Zähnen.

"Kasi, lass sie los.", sagte Nele vorsichtig zu ihm. Kasimir schaute zu ihr und lockerte tatsächlich seinen Griff. Martha schlug seine Hand weg und machte eilig zwei Schritte rückwärts.

"Hainzinger, du weißt ja, wer zuletzt lacht, ...", rief Kasimir wütend.

Till unterbrach ihn: "...steht noch lange nicht fest."

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWhere stories live. Discover now