XI: von aufgerissenen Augen und besten Freundinnen

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MITTWOCH

Der Wecker klingelte und Martha öffnete ihre Augen. Wegen ihrem Treffen mit Till war sie noch so glücklich, dass sie sich nicht einmal über den Wecker beschwerte. Sie sprang aus dem Bett und summte vor sich hin.

Nele fiel Marthas ungewöhnlich gute Laune auf. "Was ist denn mit dir los? Hat deine neuerdings gute Laune etwas mit Till zu tun?", fragte Nele vorsichtig. Es herrschte immer noch eine gewisse Spannung zwischen ihr und Martha.

"Till?", fragte Marta betont scheinheilig.

"Naja, die graue Jacke, die seit gestern in deinem Bett liegt ist doch von ihm, oder nicht?"

Martha blickte zu ihrem Bett. Tills Jacke lag ziemlich zerknittert neben ihrem Kopfkissen. Sie hatte nicht vor, sie ihm zurückzugeben, da sie so gut roch.

Ihr juckte es in den Fingerspitzen, Nele endlich von dem Kuss mit Till zu erzählen.

"Nele,..." "Martha,..." , fingen beide gleichzeitig an. Sie starrten sich verwundert an, bevor sie losprusteten.

"Fang du an.", sagte Nele.

"Nein, mach du zuerst.", erwiderte Martha.

"Okay.", setzte Nele an. "Ich wollte dir sagen, dass mir es furchtbar leidtut, dass ich dir nicht geglaubt habe. Ich hätte wissen müssen, dass du so etwas niemals machen würdest. Martha, ich vermisse dich. Ich brauche dich als beste Freundin und ich würde alles machen, um die Zeit zurückzudrehen. Es tut mir unglaublich leid, dass ich dich in dem ganzen Chaos allein gelassen habe und du wegen mir im Wald übernachten musstest." Sie schaute Martha bittend an. Martha lächelte.

"Ich habe dich auch vermisst. Können wir einfach wieder beste Freundinnen sein?", fragte Martha.

"Klar". Nele nickte erfreut. "Und du musst mir auch nicht die Wahrheit erzählen. Es ist mir egal, ob du es warst oder nicht und wie die ganze Sache abgelaufen ist. Das heißt, mir ist es nicht egal, aber ich will dich nicht dazu drängen. Wenn du aber doch irgendwann Mal reden willst, ich bin immer für dich da."

Martha lief zu ihr und umarmte sie fest.

"Und was wolltest du mir sagen?", fragte Nele.

"Naja,..." Martha wurde rot und blickte verlegen zur Seite. "Ich und Till, wir verstehen und seit Neustem gut."

Nele schaute sie verwundert an. "Wie gut?", fragte sie.

"Ziemlich gut."

Nele hob fragend eine Augenbraue. "Was heißt ziemlich gut?"

Martha fuhr sich mit ihren Fingerspitzen über den Handrücken und schaute aus dem Fenster. "Wir haben uns geküsst.", nuschelte sie so schnell, dass Nele einen Moment brauchte, um die Wörter in ihrem Kopf zu sortieren.

Sie riss die Augen auf. "Du und Till? Ihr habt euch geküsst?" Martha nickte verlegen. "Wann? Und seit wann stehst du bitte auf Till, und er auf dich? Ihr wart doch so etwas wie Feinde?", fragte Nele aufgeregt.

"Naja, ich habe ja mit ihm im Wald übernachtet. In dieser Nacht ist mir einiges klar geworden." Nele schaute sie fragend an. Martha fuhr hastig fort: "Bevor du fragst, nein, ich kann dir nicht sagen, was es ist."

"Dann hat es sicher mit der Situation mit Kasimir zu tun.", stellte Nele fest und Martha nickte zustimmend. "Okay, dann erzähle weiter. Irgendwas muss ja noch passiert sein."

"Gestern hatten wir ein Date, zumindest glaube ich, dass es ein Date war."

"Wie kann man sich da nicht sicher sein?"

"Er hat nie das Wort Date benutzt, sondern die ganze Zeit von einer Überraschung geredet. Jedenfalls sind wir dann mit den Fahrrädern zu einem Sonnenblumenfeld gefahren. Mitten in dem Feld hatte er ein Picknick aufgebaut, mit Picknickdecke, Essen und Kissen, so wie man sich ein Picknick halt vorstellt."

Nele unterbrach sie mit aufgerissenen Augen: "So wie man sich ein Picknick halt vorstellt? Also so, wie du es beschreibst, war das das romantischste Picknick überhaupt. Ich meine, in einem Sonnenblumenfeld, hallo?"

Martha lächelte selig vor sich hin. "Es war wirklich romantisch. Wir haben dann Netflix geschaut. Naja, ich glaube keiner von uns hat sich so wirklich auf die Serie konzentriert. Und dann ist es irgendwie passiert." Marthas Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen.

"Du weißt schon, dass so etwas eigentlich nur in kitschigen Liebesfilmen passiert."

"Du willst Till und mich ernsthaft mit diesem schrecklich überzogenen Mädchenkram vergleichen?" Martha sah nicht sehr begeistert aus.

"Tja, manchmal kann die Realität echt grausam sein!" Nele lachte.

"Haha.", sagte Martha, während die sich ein Grinsen verkniff.

In der Schule sah Martha Till auf dem Pausenhof. Sie lächelte ihm zu und er nickte leicht, doch sie begrüßten sich nicht. Beide hatten keine Lust auf die gaffenden Blicke der anderen Schüler.

Im Unterricht drehte sich Martha ständig zu Till um. Er musste grinsen, als er dies sah. Zu gerne hätte sie neben ihm gesessen. "Warum musste Timo ausgerechnet heute da sein?", dachte sie verärgert.

Heute würde sie zum ersten Mal Küchendienst mit Till haben. Sie war aufgeregt und freute sich insgeheim darauf.

Martha kam es so vor, als ob der Schultag in Zeitlupe verstrich. Die Zeiger der Wanduhr wanderten quälend langsam über das Ziffernblatt.

Als endlich die Schulglocke nach der letzten Stunde klingelte, atmete sie erleichtert aus.

Zusammen mit Nele ging sie ins Internat. "Na, schon aufgeregt wegen später?", fragte Nele neugierig.

"Naja, irgendwie schon." Martha kratzte sich verlegen am Kopf. "Es ist so nervig, dass wir in der Schule so tun müssen, als ob wir uns immer noch hassen würden."

"Müssen tut ihr es nicht.", gab Nele zu bedenken.

"Wir sind momentan sowieso das Gesprächsthema Nummer eins. Was denkst du was los ist, wenn das mit mir und Till rauskommt? Außerdem sind wir ja noch nicht mal zusammen?"

"Ja, noch nicht." Nele wackelte wissend mit einer Augenbraue.

Nele lachte und Martha stimmte mit ein.

Till und Martha - eine Schloss Einstein-LovestoryWhere stories live. Discover now