Kapitel 33

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Erzähler POV:

"Aufgeblasen?! Arrogant?!"

"Ja genau! Du bist ein aufgeblasener und arroganter Idiot!
Glaubst du wirklich, du kannst einfach so jeden herumkommandieren und alle wären dir zu diensten." ihr Atem ging schnell und vor wütender Erregung hatten ihre Pupillen sich geweitet.
Man hätte vielleicht sogar meinen können sie wäre high.
Aber nein.
Ihr restlicher Gesichtsausdruck widersprach dem vollkommen.
Wut und Enttäuschung. Das war es.
Und da waren die Tränen, die sie mit aller Macht zurück zu halten versuchte...

"Ich bin nicht deine Gespielin. Ich bin nicht dein Zeitvertreib."

7 Stunden zuvor

Malachai POV

Ein "Aufnahme Ritual" einiger neuer Ghulies war in Planung und irgendwie hatte Charlotte davon Wind bekommen.
Ach was sag ich... von wegen irgendwie. Mika, die schlimmste Tratschtante, die diese Welt jemals gesehen hatte und mit der sich Charlotte tragischerweise bestens zu verstehen schien, hatte ihr alles erzählt. Tragisch war das, weil Mika wirklich über alles und jeden bestens Bescheid wusste. Immer.
Ich war keine Ausnahme, wie mir schien. Eigentlich hatte ich Charlotte davon überzeugen wollen, dass ich der perfekte Freund war, von wegen ein guter Mensch und so, doch die Wahrheit warf ihre Schatten auf mich.
Möglicherweise war ich ein wenig gewalttätig gewesen. So wie man es im Drogengeschäft eben sein musste.
Doch das nahm sie gar nicht gut auf, wie mir unter unangenehmen Umständen leider bald klar wurde. Alles ausführlich widerzugeben würde wohl Stunden in Anspruch nehmen. ES endete jedenfalls damit, dass wir beide unseren ersten Streit hatten...

Sie schien von der Aufnahmeprüfung der neuen schon fast ein heidnisches Ritual oder schlimmer noch einen Mord zu erwarten.
Leider musste ich gestehen, dass sie damit das Eigentliche nicht weit verfehlt hatte. Die Aufnahme der Männer unterschied sich von der, der Frauen, weswegen sie auch an unterschiedlichen Tagen stattfand.

Bald waren nun die Frauen dran.
Das war glücklicherweise also weniger brutal. Alle wuselten mehr oder weniger aufgeregt durch das Haus und Vorbereitungen wurden getroffen.
Was mir jedoch die meiste Sorge bereitete, war, dass Charlotte darauf bestanden hatte zuzusehen. Das würde ein Problem werden und sie, das perfekte Mädchen von nicht ganz nebenan, welches nun meine Freundin war würde den Schock ihres Lebens verpasst bekommen. Und das würde sie treffen, wie ein Schlag in die Fresse.

In der Regel liefen die Aufnahmerituale folgendermaßen ab:
Männer betranken sich, schütteten sich mit Drogen zu, während die Frauen sich mehr oder weniger selbst prostituierten und halb nackt auf den Tischen tanzten.
Es lief eigentlich alles ganz ähnlich ab wie bei den Serpens, nur, dass es extremer war.
Viel extremer.

Himmel Charlotte sollte dieser Orgie bloß nicht zu nahekommen.
Das Schlimmste an dieser Sache waren nämlich eigentlich nicht die sturzbesoffenen und möglicherweise zeitweilens sehr gefährlichen Ghulies. Nein. Vor meinen eigenen Leuten würde ich sie ja wohl beschützen können.
Aber das Schlimme war, dass eine meiner Exfreundinnen unter den Frauen war.
Sie bedeutete mir nichts. Ich konnte mich ja nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern, aber ich durfte wohl sicher sein, dass sie mich nicht vergessen hatte.
Sie war nur eine dieser blonden Tussen mit abgesaugtem Fett, Fischmaulmund und einer Sanduhrenfigur. Genau die Art Frau, die ich früher so anziehend gefunden hatte. Früher... das mochte jetzt einige Monate zurück liegen. Bevor ich Charlotte kennengelernt hatte.
Charlotte. Wenn sie von ihr erfahren würde, würde das Chaos ausbrechen.

Charlotte POV:

Eigentlich hätte mich das alles zutiefst schockieren müssen. Wäre ich bis ins Mark erschüttert und vollkommen empört, dann wäre das vermutlich die normalste Reaktion der Welt darauf gewesen, was ich über meinen Freund erfahren hatte.
Doch ich fühlte was das anging gar nichts. Außer ein wenig Enttäuschung vielleicht.
Im kompletten Gegenteil stand nun also meine Reaktion, als Mika mir erzählte wie dieses Aufnahme Ritual ablaufen würde.
Ich war angewidert und wütend.
Derlei Gefühle erhielten noch Auftrieb, als sie mir berichtete, dass eine seiner ehemaligen Freundinnen dabei sein würde. Natürlich hatte ich Mika nicht erzählt, dass Malachai jetzt mein Freund war, weswegen sie mir nun auch ohne jede Rücksicht zu erzählen begann wie hübsch sie doch war. Und sehr reich war sie wohl auch.
Lydia, so hieß sie, war die Schwester von irgendeinem Elio.
"Omg sag bloß du kennst Elio nicht!" rief Mika beinahe schockiert aus, und sah mich dabei so erstaunt an, als würde ich gerade das Rad neu erfinden. Oder die Microwelle. Oder so ähnlich.
Nachdem sie mir einen ausführlichen Bericht über diesen Elio geliefert hatte, der allem Anschein nach ein reicher Schnösel war, inklusive all seiner Exfreundinnen und vielen Beteuerungen wie gut er doch aussah, trennten sich unsere Wege, da mir der Appetit inzwischen vergangen war. Das sagte ich ihr und nachdem wir uns verabschiedet hatten, schlug ich meinen Weg in Richtung Arbeitszimmer ein.
Meine Gedanken hatten sich seit Beginn unseres Gesprächs nur noch um diese Lydia gedreht.
Hatte er überhaupt vorgehabt mir jemals von ihr zu erzählen?

Erzähler POV:

Die folgenden Minuten erwiesen sich als wirklich ereignisreich. Sie war in sein Arbeitszimmer geplatzt und dann hatte der Streit begonnen.

"HATTEST DU VOR MIR VON IHR ZU ERZÄHLEN?!" meinte sie mehr als nur laut, während sie mit ihrer Hand auf deinen Schreibtisch knallte.
Er sah rückartig von seinen bis eben noch halbwegs ordentlich gestapelten Papieren auf und ein angriffslustiges Funkeln glomm in seinen Augen auf. Oh ja... Er hasste es bei der Arbeit gestört zu werden.

"Von wem soll ich dir erzählen?!"fragte er scheinbar ruhig.

"Lydia wer sonst!"

"Und wer ist das, wenn man fragen darf?!"

"Deine Exfreundin." sagte sie nun fast schon monoton.
Er schien nachzudenken und legte die Stirn in Falten, doch dann flackerte die Erkenntnis in seinen Augen auf.

10 Minuten später
Erzähler POV:

Charlotte saß heulend auf dem Sofa und nahm, wie es schien nichts mehr um sich herum war, denn ansonsten hätte sie bemerkt, wie er sich neben sie gesetzt und sie in den Arm genommen hatte und sie hätte ihn sicherlich weggestoßen.
Ihr zweiter Streit war doch sehr plötzlich gekommen.

Als sie sich an seiner Schulter ausgeheult hatte und nun auch endlich bemerkt hatte, dass er da war rückte sie sofort von ihm ab.
Zumindest versuchte sie es, doch dann zog er sie plötzlich zurück zu sich. Ihre schwachen Wehrversuche blieben erfolglos, sodass sie bald aufgab und er sie nun problemlos auf seinen Schoß heben konnte.
Sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter und schloss die Arme um ihn, während er ihr irgendetwas unverständliches ins Ohr brummte und dann begann ihren Hals zu küssen.
Dann schob er eine Hand unter ihren Rock. Augenblicklich verspannte sie sich.
Er würde ihre körperliche Reaktion auf ihn bedenkenlos ausnutzen, um sie an ihn zu binden.
Und somit war dieser Streit vorerst vergessen.

Ghulies lieben nicht || Wattys 2019Where stories live. Discover now