Kapitel 9

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Charlotte POV:

Als ich das nächste Mal aufwachte, war ich allein in dem viel zu großen Bett. Die Seite auf der Malachai gelegen hatte war leer und kalt. Er musste also schon länger weg sein.

Ich setzte mich auf. Spätestens jetzt würde Cheryl bei Cherif Keller angerufen haben und mein Verschwinden irgendwo im Internet geposted haben. Es wusste sicherlich schon die ganze Schule Bescheid und auch meine Eltern. Doch nach der abgelaufenen Zeit von 48h würde außer Cheryl und vielleicht Kevin niemand nach mir suchen.

Ich beschloss, aufzustehen. Weil mir nichts besseres zu tun einfiel, ging ich zu dem großen Flügel und übte einige Songs die ich auswendig konnte.
Dann wollte ich mich anziehen. Also schnappte ich mir aus dem Schrank eine viel zu große Jogginghose und ein T-Shirt.
Ich verließ den Raum, denn seltsamerweise war die Tür nicht abgeschlossen. So bekam ich Gelegenheit mich in diesem großen Haus umzusehen.

Ich durchstreifte lange Gänge, sah mich in einigen Räumen um. In manchen von denen wohnte ganz offensichtlich jemand. Doch keiner der Wohnräume war so groß wie der von Malachai.
Andere Räume waren verschlossen.

Irgendwann hatte ich mich dann verlaufen und außerdem hatte ich unglaublichen Hunger.

Ich kam um die Ecke und stieß auf einen großen Korridor. Auf der einen Seite waren Fenster, auf der anderen große Bilder und Portraits, die ziemlich wertvoll aussahen. Am Ende sah ich eine große Tür aus dunklem Holz mit einem metalernen Griff.
Ich trat an das erste der Gemälde heran.
Es war ein mit Ölfarben gemaltes Landschaftsbild, dass den Sweetwaterriver im Sommer zeigte.
Ähnliches war auch auf den anderen Bildern zu sehen.
Ich war fasziniert.
0 Dann jedoch kam ich an das Ende des Korridors. Dort hing an der Wand, mit einem silbernen Rahmen verziert, ein Portrait von Malachai.
Es war so lebensecht, dass es mir den Atem verschlug.
Mit ernstem Gesicht blickte der Mann, neben dem ich letzte Nacht unfreiwillig gelegen hatte auf mich herunter. Es hatte eine einschüchternde und zugleich auch anziehende Wirkung auf mich. Ich konnte mir das einfach nicht erklären.
Nun starrte ich wie bei unserer ersten Begegnung in seine Augen, die so schwarz waren wie die Nacht es ist. Von derselben Farbe waren auch seine dunklen braunen Locken, die ihm vereinzelt auf die Stirn fielen.
Seine Haut war ungewöhnlich hell doch ohne dabei ungesund zu wirken.
Vielleicht lag es daran, dass er auf diesem Bild auch ein schwarzes Hemd trug.

Er sah gut aus musste ich mir nun schon zum zweiten Mal in zwei Tagen eingestehen.
Es kam mir so vor als könnte ich seine warmen, rauen Hände wieder auf meinem Bauch spüren und es begann in mir zu kribbeln. Ein kurzes Gefühl der Glückseligkeit, wie ich es nur aus Büchern beschrieben kannte.
Doch es reichte aus um mich derart zu schocken, dass ich einige Schritte zurück stolperte, Abstand von dem Bild und seinem intensiven Blick, welchem ich mich nun entwand, nehmend.
Schnell rannte ich den Rest des Wegs zu der großen Tür am Ende des Gangs und riss sie auf. Dahinter befand sich das Treppenhaus. Zum Glück. Ich beeilte mich zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen nach unten zu kommen.
Zwei Stockwerke und genau 48 Stufen tiefer hielt ich schließlich keuchend an und fuhr mir frustriert durch die langen roten Haare. Was war nur mit mir los?

Ich konnte doch nicht...
Nein. Es war unmöglich, dass ...
Das konnte doch nicht wahr sein. Empfand ich etwas für diesen wildfremden Typen, der höchstwahrscheinlich auch noch ein Frauenheld war?
Nun ja von empfinden konnte bestimmt keine Rede sein. Vielleicht stand ich auf ihn. Vielleicht mochte ich ihn. Aber sicher nicht mehr.

Oder?!

Ghulies lieben nicht || Wattys 2019Donde viven las historias. Descúbrelo ahora