24 - Wenn man vom Teufel spricht

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Ich ließ mich für die nächsten Tage krankschreiben und bewarb mich parallel auf neue Jobs.Das Leben musste irgendwie weitergehen. Ich konnte es mir nicht leisten, mich in Selbstmitleid zu baden. Ich hatte eine Tochter für die ich funktionieren musste.

Ich hatte gehofft, dass Marius sich vielleicht noch einmal bei mir melden würde, doch es passierte nichts. Eine Woche verging und es gab noch immer kein Zeichen von ihm.

Es schien also nicht nur der erste Schock gewesen zu sein, der zu so einer Reaktion geführt hatte. Er hatte offenbar wirklich kein Interesse daran irgend etwas mit uns zu tun zu haben.

Ich verlor die Hoffnung, dass er sich doch noch einmal melden würde.
Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte. Am liebsten würde ich ihn einfach anrufen, doch offensichtlich wollte er ja nicht mit mir sprechen, sonst hätte ich von ihm schon etwas gehört.

Die Situation machte mich wahnsinnig.

„Ich hätte nicht gedacht, dass er so ein Arschloch ist", ließ Mia mich wissen.

Wir saßen auf einer Bank am Spielplatz, während sich Greta und Joshua über den Sand jagten. Ich freute mich sie so unbeschwert zu sehen.

„Ich hätte auch niemals so eine Reaktion von ihm erwartet. Er hat Greta vergöttert. Wirklich! Ich weiß wirklich nicht, was in seinem Kopf vorgeht."

„Es ist ja nicht so, dass die Schwangerschaft dein Fehler ist. Es war einfach Pech. Die herkömmlichen Mittel haben bei euch versagt. Das ist weder seine doch deine Schuld. Da hat er nicht das Recht so sauer auf dich zu sein. Er sollte verdammt noch mal seine Verantwortung annehmen."

„Vielleicht ist er auch so sauer, weil ich es ihm über fast drei Monate nicht gesagt habe."

„Ja, dann kann von mir aus auch sauer sein. Aber komplett den Kontakt abbrechen, obwohl er Greta doch mochte? Wer macht so etwas? Vor allem kann doch Greta nichts dafür. Und mal ehrlich: Wie hättest du es ihm denn am ersten Tag sagen sollen? 'Hallo, ich bin die neue Angestellt und achso, du hast mit mir übrigens eine Tochter'. Das ist doch völlig unrealistisch. Du wolltest, dass die beiden sich erst einmal kennenlernen und als du gemerkt hast, dass sie sich verstehen, hast du es ihm gesagt. Ich finde nicht, dass diese Vorgehensweise so verwerflich ist."

So wie sie es sagte, klang das gar nicht mehr so, als hätte ich es total verbockt.

„Ich kann es mir auch nicht erklären. Wir haben uns so gut verstanden. Wenn ich ehrlich bin, dann hätte ich mir wirklich vorstellen können, dass da mehr zwischen uns geht. Manchmal hat es sich wirklich angefühlt, als wären wir eine Familie."

Vielleicht war das am härtesten für mich. Insgeheim hatte ich wohl gehofft, dass wir doch noch diese wunderbare Bilderbuchfamilie sein könnten. Doch diese Illusion war jetzt geplatzt.

„Ach Romy, es tut mir so leid, dass das so gelaufen ist."
„Es tut mir vor allem für Greta leid. Sie mochte Marius so sehr und jetzt sieht sie in vielleicht nie wieder. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich ihr überhaupt jemals sagen soll, dass er ihr Vater ist. Das wäre doch eine so große Enttäuschung für sie. Sie haben sich immer gut verstanden und kaum erfährt er, dass sie seine Tochter ist, will er nichts mehr von ihr wissen. Diese Erkenntnis möchte ich ihr eigentlich ersparen."

Mein Handy vibrierte.

Ich sah auf das Display.

Wen man vom Teufel sprach.
Ich konnte es gar nicht richtig glauben, dass sein Name dort stand.

„Eine Nachricht von Marius", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Mia.
„Was schreibt er?", erkundigte sie sich sofort neugierig und rückte näher an mich heran.

Ich hatte Angst die Nachricht zu öffnen. Vielleicht teilte er mir mit, dass er nie wieder etwas mit uns zu tun haben wollten.

„Nun öffnete die Nachricht", drängte mich Mia.

Ich tippte sie mit zitterndem Finger an.

Können wir uns heute Abend treffen? Bei mir zuhause? Ohne Greta.

Wow, für diese Worte hatte er über eine Woche gebraucht.

„Immerhin will er reden", sagte Mia, die mit auf den Bildschirm gelugt hatte.

„Ja, aber ich habe kein gutes Gefühl."

My Little SecretWhere stories live. Discover now