Kapitel 21

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Überrascht sahen wir alle Mary an. Sie hatte zugestimmt uns zu helfen, egal was wir vorhaben. Um ehrlich zu sein denke ich, dass das niemand hier gedacht hätte. Doch wahrscheinlich macht sie nur solange mit, bis ihr eigenes Leben in Gefahr gerät. Oder vielleicht auch doch nicht? Ich kannte sie nicht und auch, wenn ich sie nicht leiden konnte würde ich sie nicht unbedingt verurteilen. Bei einigen Dingen schon, wie zum Beispiel, dass sie höchstwahrscheinlich eine kleine Schlampe ist, aber bei sowas bin ich, wenn es um sie geht, ratlos.

"Okay. Machen wir uns auf den Weg zu Stefanie", sagte Mary und ging langsam los. Sie wohnte nicht weit entfernt von hier, weshalb alle in normaler Geschwindigkeit liefen. Justin blieb dicht bei mir.

"Sie mag mich übrigens nicht. Nur mal so", sagte Justin beiläufig, oder zumindest lies er es so klingen was mich leicht zum Grinsen brachte. "Ich frag mich nur wieso." Er sah zu mir runter.

"Ich habe ihr nie einen Grund gegeben mich zu hassen", entgegnete er. "Du hast einige Menschen umgebracht. Das reicht ihr scheinbar", sagte Jaxon und Justin sah weiterhin zu mir runter.

"Nicht viele. In den letzten Jahren überhaupt niemanden mehr." "Aber du hast viele verwandelt", entgegnete Jaxon und Justin verdrehte die Augen. "Sie alle wollten es." Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich konnte verstehen weshalb viele ein Vampir werden wollen. Wirklich. Es hat bestimmt seine Vorteile. Man ist super schnell. Man ist verdammt stark und man sieht verdammt gut aus. Aber die Nachteile würde ich wahrscheinlich nicht aushalten können. Dieses Verlangen nach Blut. Das Töten von Menschen. Das wäre zu viel für mich.

"Apropros Verwandeln. Weshalb hast du eigentlich schon ewig niemanden mehr verwandelt? Es hat dir doch immer Spaß gemacht ihnen all das zu erklären", sagte Justin und Mary lief langsamer, um neben ihn zu gelangen.

"Weil ich vorsichtig sein musste. Hätte ich einen neuen Vampir wie einen verlorenen Hund am Rockzipfel hinter mir herschleppen müssen, wäre ich auffälliger gewesen. Das musste ich möglichst vermeiden. Außerdem hat es nach all den Jahren seinen Reiz verloren", gab sie zu. Justin nickte, ging aber nicht weiter darauf ein, weshalb sie vorsichtig sein musste. Ganz nebenbei legte Justin seinen Arm um mich und sofort fühlte ich mich sicher und geborgen. Es tat gut sich so zu fühlen. Ich wusste, Justin kann und würde mich beschützen, wenn es darauf ankommt.

"Was war der Anlass dafür vorsichtig zu sein?", fragte Josi, nachdem niemand diese Frage gestellt hatte. Scheinbar hatte auch niemand vor dies zu fragen, denn sonst hätte sie es nicht getan. 

"Der Anlass dafür ist unwichtig. Wichtig ist, dass diese Person wahrscheinlich das Chaos hier angerichtet hat und ich ein für alle mal wissen möchte wer es ist", antwortete sie. Diese Antwort, oder jedenfalls der Beginn dieser Antwort, lies sie ein wenig eingebildet wirken. Oder zeigte es nur, dass sie uns nicht vertraute? Ich wusste es nicht:

"Wir sind da", sagte ich, als wir vor Stefanie's Haus standen. "Also...ehm...ich laufe mal ein Stück", versuchte Justin sich zu drücken. Gerade wollte er den Arm wegnehmen, da hielt ich ihn fest.

"Bitte bleib", flüsterte ich und sah ihn an. Er sah mich ebenfalls an und seufzte. Dann nickte er. Ich lehnte mich an ihn und sah aus dem Blickwinkel, dass Mary die Augen verdrehte. Entweder war sie eifersüchtig, oder sie fand mein Verhalten bescheuert. So oder so würde es aber nichts an meinem Verhalten ändern.

Josi klingelte und wartete. Neben ihr standen Tim und TJ, die zwei Wölfe. Sie sollten zeigen, dass man uns, oder besser den Vampiren unter uns, vertrauen kann. Werwölfe waren nie gut auf Vampire zu sprechen, weshalb dieser Plan womöglich sogar aufgehen könnte.

Stefanie öffnete die Tür und sah uns alle an. "Was wollt ihr?", fragte sie und Mary trat lächelnd vor. Auch Stefanie musste leicht lächeln. "Was machst du denn hier?", fragte Stefanie Mary. "Mein Weglaufen hat mich schlussendlich doch wieder hier her geführt", seufzte sie.

"Wir brauchen deine Hilfe und Antworten", sagte Justin direkt. Es war keine Höflichkeit in seiner Stimme und denoch kam Stefanie hinaus. Allen hier war klar, dass sie nie einen Vampir in ihr Haus beten würde. Das war ihr zu unsicher. Verständlich. Bei mir kamen ja auch nur Justin, Jaxon und Jazzy rein. Jazzy. Ich vermisste sie.

"Was für Antworten?", fragte sie, als sie die Tür schloss. Sie setzte sich auf die Bank vor ihrem Haus. Neben ihr nahm Mary platz. 

"Weißt du von einem Vampir, der nicht in der Stadt sein sollte?", fragte Logan. Sie schüttelte verdutzt den Kopf. "Nein", antwortete sie wahrheitsgemäß. Klasse. Aber jemande musste doch hier sein, oder nicht? Dann sah sie jedoch zu Mary.

"Er ist hier, habe ich Recht?" "Ich befürchte, ja", gab sie zu. "Warum bist du dann noch hier? Sonst wärst du schon längst über alle Berge", sagte Stefanie.

"Ich habe das Weglaufen satt. Ich möchte demjenigen ins Auge sehen. Er oder sie soll sterben und ich will es mit meinen eigenen Augen sehen. Erst dann kann ich wieder glücklich werden", sagte sie und sah einmal kurz zu Justin, dann wieder zu Stefanie. 

Ich stand einfach nur da und konnte nichts sagen. Wie auch? Ich wusste ja nur, dass es um eine Person, wahrscheinlich um einen Vampir, geht. Mehr nicht. Aus heiterem Himmel umarmte mich jemand von hinten und legte seinen Kopf auf meine Schulte. 

"Wie wär's, wenn ihr uns einweihen würdet?", ertönte die gelangweilte Stimme desjenige, der mich umarmte. Es war Justin. Unwillkürlich musste ich lächeln.
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Ich fahre diese Woche auf Klassenfahrt und kann deshalb erstmal keine neuen Kapitel posten. Ich hoffe das ist nicht all zu schlimm. :)
xx

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