Epilog

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Allein gelassen. Sie hatten mich allein gelassen. Sie waren doch selber daran Schuld. An allem was ich getan habe. Nie hatte ich darum gebeten verwandelt zu werden. Nie. Ich war bereit zu sterben und dann mussten sie es tun, weil sie mich angeblich 'nicht sterben lassen konnten'. Und dennoch ließen sie mich einfach allein zurück. Dann noch dieses verfluchte Brennen in meinem Hals, das einfach nicht aufhören wollte. Ein Fluch. Sie haben gelogen: Das ist keine Rettung sondern ein verdammter Fluch. Doch ich wusste nicht, wie ich es beenden sollte. Mittlerweile versuchte ich es seit knapp 200 Jahren und noch immer war ich es. Ein Vampir, wie sie es genannt haben. Wie sie mich genannt haben. Seit dem Tag meiner verfluchten Verwandlung habe ich über 1.000 Menschen getötet und es werden noch mehr werden. Viele mehr. Das Schlimmste an allem war noch, dass ich mich nichteinmal schuldig fühlte. Ich war ein Mörder und es war mir egal. Ja, ich tat es sogar gern, denn es stillte dieses elende Verlangen, welches ich dank ihnen an der Backe hatte. Mit dem ich jeden verdammten Tag zu kämpfen hatte. Ich wusste, dass es mittlerweile mehr von mir gab. Einen hatte sogar ich erschaffen, nachdem ich herausgefunden habe wie es geht. Soetwas hatten sie mir nämlich verschwiegen. Ich glaube sie denken, dass ich längst tot sei, doch das war ich nicht. Ich habe gelernt es zu vertuschen. Die Morde. Die unzähligen, nie enden werdenden Morde. Vor knapp 50 Jahren hat mein einziger Gefährte, der junge Mann, dem ich dasselbe angetan habe, was mir angetan wurde, verlassen. Gerne würde ich behaupten, dass er ein sehr enger, guter Freund gewesen ist, doch das war nicht so. Nein, ich hatte keine Freunde. Konnte keine haben. Selbst Vampire mieden mich. Sie hatten Angst vor mir. Lag es daran, dass ich schon so alt bin? Möglicherweise. Doch das war mir egal. Gerade beobachtete ich sie. Von weitem natürlich. Die Leute, einst meine Freunde, die mir das angetan haben. Heute sollen sie für all das bezahlen. Heute werden sie sterben.

Während ich die Stadt verließ dachte ich darüber nach. Was, wenn ich es wirklich getan hätte? Dann wäre ich heute wahrscheinlich nicht fast gestorben. Doch das war ich, weil ich gezögert hatte und Zögern war schon immer meine Schwäche gewesen. Neben mir saß er. Der Mörder von Josi. Der Verräter. Mit ihm hatte ich nichts am Hut. Nichteinmal ein Geschäft hatte ich mit ihm. Doch das war egal. Er hatte mich um Hilfe gebeten und aus reiner Höflichkeit hatte ich ja gesagt. An der Stadtgrenze schmiss ich ihn aus meinem Wagen und fuhr weiter. Mit der Höflichkeit würde es nun wieder vorbei sein. Diese Stadt hatte mich verändert und das gefiel mir nicht. Ich habe Dinge getan, die ich sonst nie getan hätte und auch nie wieder tun würde.

Ich erreichte ein Motel. Da würde ich ihn treffen. Die erste Person, die ich je verwandelt habe. Vor einigen Jahrzehnten hatten wir uns wieder getroffen. Seitdem stehen wir in Kontakt. Man könnte sagen, dass er nun mein einziger Freund war, wenn ich das überhaupt so bezeichnen konnte.

Ich knallte die Tür des Wagens zu und da stand er. Grinsend sah er mich an. Enge, schwarze Hose, weißes Hemd und darüber eine schwarze Jacke. Außerdem hatte er, wie immer eigentlich, einen Dreitagebart. Ich ging zu ihm.

,,Lange ist's her, Jorge", begrüßte ich ihn ebenfalls grinsend. Okay, fünf Monate waren für Vampire keine lange Zeit. Doch für Menschen schon. Jedenfalls in gewisser Weise. Denke ich.

,,Hey Kumpel", entgegnete er. Wir würden jetzt eine Pizza bestellen. Doch die würden wir nicht essen. Nein, wir würden uns den Pizzaboten nehmen. Die Pizza würde wahrscheinlich im Müll landen.

Gerade machten wir uns auf den Weg in mein gebuchtes Zimmer, als ich plötzlich zu husten begann. Sofort wurde Jorge und auch mir bewusst, dass etwas nicht stimmen musste, denn ich hustete Blut. Das war überhaupt nicht normal. Nichteinmal als Mensch wäre das nochmal. Außerdem bekamm ich augenblicklich schlechter Luft. Was zur Hölle..? Vampire werden nicht krank und besonders bekommen wir keine verdammte Atemnot. Dann wurde mir schwarz vor Augen und ich klappte zusammen. Das Letzte was ich mitbekam waren Jorges Worte 'Sam, alles okay? Samuel?'. Dann war ich weggetreten.

ENDE DES ERSTEN TEILS

Teil zwei wird 'Dark Love ~ Try To Survive' heißen. :) Ich hoffe euch hat es gefallen  & ihr lest auch den zweiten Teil. :) Vielleicht ahnt ihr ja schon, was da auf euch zukommen wird. :D

dark kiss ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt