Kapitel 27: Bekannte Gesichter

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"Narfi...", flüsterte er, doch sein Bruder reagierte nicht.

"Narfi, wo sind die anderen."

Ein Lachen, gefüllt von Wahnsinn drang an sein Ohr und entsetzt sah er seinen Vater an, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und ihn auslachte.

"Was denkst du denn, wo sie sind?", kicherte der Eisriese und seine smaragdgrünen Augen funkelten Vali entgegen.

Sprachlos starrte er seinen Vater an.

"Nein!", erscholl Narfis Stimme und sein Schrei war schmerzerfüllt:
"Was ist mit Len, was ist mit Mom?! Was hast du mit ihnen gemacht?!"

"Was ist mit Len?", äffte Loki ihn nach:"Was ist mit Mum"

"Wann wirst du endlich lernen, dich von ihnen nicht mehr ablenken zu lassen? Sie sind unwichtig."

Narfi stieß einen Laut aus, der an ein Jaulen grenzte und sackte in sich zusammen.
Es zerbrach Vali das Herz ihn so zu sehen, sein großer Bruder, sein starker, großer Bruder, der ihn immer beschützt hatte.
Zu Boden getrieben von ihrem eigenen Vater.

Wut flammte in ihm auf wie konnte er nur.

Adrenalin raste erneut durch seine Adern und Krallen brachen aus seinen Fingerkuppen.
Sein Blick verschärfte sich, die Geräusche seiner Umgebung waren plötzlich sieben mal so laut.

Moment Mal.

Er richtete die Gelben Augen auf seinen Vater, der an der Wand lehnte und Narfi mit kühlem Blick beobachtete.

"Loki!"

Sein Vater hob den Blick und runzelte die Stirn.

"Was?"

"Was sollte das Schreien? Ich meine... Ich verstehe nicht ganz, was das hier alles soll. Du sagst ein Paar Dinge, die uns verletzen sollen, folterst jemanden, der nicht mal halb so alt oder stark ist wie du... Was ist dein Ziel?!"

Etwas in Lokis Augen blitze auf.

" Ich meine... Ist es nicht merkwürdig, dass wir deine Schreie hörten und du mittlerweile wohlauf bist, Bauger aber derjenige, der gefoltert wird? "

Valis Blick wanderte zu Bauger, der ihn während seiner Rede unentwegt angestarrt hatte.
Der Junge hustete und richtete sich, trotz der Höllenqualen, die er erleiden musste ein Stückchen höher auf.

"Ich bin stolz auf euch. ", röchelte er und Narfi hob irririert den Kopf, um den Gefangenen anzublicken. Dann fuhr er wie von der Tarantel gestochen auf und wich zu Vali zurück.

Loki nickte:"Gut gemacht, Vali.
Ich bin allerdings ein wenig enttäuscht von dir, Narfi, ich habe dich für schlauer gehalten."

Narfi funkelte den Mann wütend an:"Ich scheiß' auf deine Meinung!"

Loki lächelte und sein Blick wurde leer.

Ein bläulicher Schimmer erfüllte den Raum und derjenige, den sie zunächst für Bauger gehalten hatten, verwandelte sich in seine ursprüngliche Form zurück.

Derjenige hob den Blick und seine grünen Augen suchten den Blick seines jüngsten Sohnes.
Loki, dessen Gesicht normalerweise blass und ebenmäßig war, war nun vollkommen entstellt durch das Gift, dass ihn verbrannte.

"Nun, also...", zog die Person, die immernoch an der Wand lehnte erneut die Aufmerksamkeit auf sich:
"Ihr fragt euch sicher, warum ich das getan habe-"

Noch bevor er sich erklären konnte, unterbrach ihn Loki, der kraftlos in seinen Fesseln hing und es nicht einmal mehr schaffte seinen Kopf zu seinem Gesprächspartner zu drehen:
"Aus einem völlig vorhersehbaren Grund. Du warst schon immer auf den verdammten Thron aus."

"Oh- ist das so?!", knurrte Askan und sein eisblauer Blick war so fies und hasserfüllt, dass Vali sich am Liebsten dafür ohrfeigen wollte, dass er seine Absichten nicht schon früher erkannt hatte.

"Und, mein Freund, was hast du nun vor. Mich umbringen? Und meine Söhne gleich mit? Denkst du wirklich, Thor macht dich zu seinem Nachfolger, nur weil du der Bruder der Mutter einer der Kronprinzen bist?!"
Er lachte verächtlich auf.

Askan trat näher an Loki heran, bückte sich, um auf gleicher Höhe wie er zu sein und fauchte ihm förmlich ins Gesicht:
"Genau das. Sigyn kann sehr überzeugend sein, weißt du? "

Loki verengte die Augen:" Sigyn?"

Eine Person löste sich aus dem Schatten und ging zu Loki hinüber, und plötzlich fand Vali sie gar nicht mehr so schön.
Ihr hübsches Gesicht war entstellt von Hass und Zorn.

Man sah Loki an, dass er gegen die Ohnmacht ankämpfte und Vali wurde schwindelig allein bei der Vorstellung, wie stark seine Schmerzen gerade sein mussten.

"Sigyn-Ich-", murmelte Loki, doch die Asin unterbrach ihn mit schriller Stimme:

"Schweig! Das hast du nun davon, dass du mich so ausgenutzt hast! Das geschieht dir Recht! Und die Rolle der lieben Göttin spiele ich gerne, um meinem Bruder nach deinem Ableben den Thron zu verschaffen. Thor könnte niemals widerstehen, auf eine vernünftige, starke junge Frau wie mich zu hören, wenn ich ihm einen Rat gebe. "

Loki blinzelte perplex, Narfi brachte ein heiseres, empörtes " Mom! ", zustande

Valis Kopf dröhnte vor sich überschlagenden Gedanken:
Es musste doch irgendetwas geben, mit dem man diese Situation entschärfen konnte!

"Sigyn, du bist nicht stark. ", flüsterte Loki und seine Worte waren traurig:"Du lässt dich von deinem Bruder manipulier-"

Weiter kam er nicht, denn Askan (der sich ihm nähern konnte, ohne von der Schlange angegriffen zu werden) schlug ihm ins Gesicht.

Lokis Illusion flackerte, die blaue Eisriesenhaut und die dunkelroten Augen zeigten sich. Blaues Blut tropfte auf seine grüne Kleidung, als sein Hinterkopf durch den Schlag gegen den Stalagmiten geschleudert wurde. Er keuchte auf.

"Schlag ruhig zu. Das macht dich nicht besser.", zischte der Gott des Schabernacks böse:"Du bist Abschaum, dieses Throns nicht würdig!"

Askan stürzte sich mit einem Kampfschrei auf Loki und begann auf ihn einzuschlagen, ihm das Gesicht zu zerkratzen, in den eisblauen Augen, die Narfis so ähnlich sahen blitzte heller Wahnsinn auf.

Wiederholte Male traf Lokis Kopf auf den Stein hinter ihm, bis seine Augenlider flackerten, sich schlossen und er das Bewusstsein verlor.

Vali, der immernoch in seiner Wolfsgestalt dastand und dem Ganzen nur hilflos hatte zusehen können ließ nun ein Knurren seine Kehle hochsteigen.

Narfi griff nach seinem Schwert, um ebenfalls gegen Askan zu kämpfen, doch bevor er es erheben konnte, traf ihn ein Pfeil in die Schulter.
Vor Wut aufschreiend brach er den Holzstiel ab (in dem Wissen, dass das entfernen des Pfeilkopfes nur noch mehr Schaden anrichten würde) und wirbelte herum um zu sehen, wer auf ihn geschossen hatte.

Zu seinem Entsetzen stand er seiner Mutter gegenüber.

Lokison- WolfheartedTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon