Kapitel 11: Loki Odinson

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In der Nacht fand Vali keine Ruhe, viel zu aufgeregt war er, endlich seine Eltern kennen zu lernen.
Sie würden ihm bestimmt all seine Fragen über seine Fähigkeiten beantworten und ihm erklären können, was ihn von den normalen Menschen unterschied.
Obwohl: war er dann überhaupt menschlich? Wenn seine Mutter Captain Marvel war und sein Vater ein Eisriese: was war er dann überhaupt? Halb Eisriese- Halb Supermensch? Obwohl seine Fähigkeiten ja eher Richtung Raubtier gingen...
Aber egal.
Vorallendingen wollte er wissen wie Loki war.
Ihm war klar, dass Loki höchstwahrscheinlich kein netter, normaler Mann war, denn obwohl der Gott sich immer wieder für die richtige Seite entschieden hatte, gab es definitiv dennoch böses in ihm.
Letztenendes war er der Gott des Schabernacks und würde es auch immer bleiben.
Aber es gab auch niemanden, der immer das richtige tat, oder? Selbst Captain America musste irgendwelche Schwächen haben, auch wenn dieser sich der Außenwelt gegenüber immer glatt und makellos präsentierte. Aber das musste man als Nationalheld wohl...

Vali fragte sich, ob er sein Temperament von Loki hatte...

Und selbst wenn der Gott jähzornig und hinterlistig war (wie er ja häufig dargestellt wurde), freute sich Vali dennoch unendlich doll, ihn kennen zu lernen...

Und wie war seine Mutter gewesen? "Captain Marvel"? Eine richtige Superheldin mit übermenschlichen Fähigkeiten... Was war die Geschichte der Beiden, was hatten sie und Loki zusammen erlebt, was sie so zusammenschweißte...?
Er war so glücklich darüber, dass er tatsächlich Eltern hatte, Eltern die ihn liebten und sich um ihn sorgten.
So unfassbar glücklich, dass er sich zwischendurch immer wieder selbst davon überzeugen musste, dass er das alles nicht nur träumte.

Erneut wälzte Vali sich herum, ihm war unerträglich warm und an Schlaf war nicht zu denken.
Clark über ihm schnarchte trotz der Hitze entspannt... Wie er das anstellte war dem Jungen ein Rätsel.

Ehrlich gesagt war sich Vali gar nicht sicher, ob er überhaupt einschlafen wollte... Viel zu groß war die Angst, aufzuwachen und zu erkennen, dass all das nur ein Traum gewesen war...so etwas war ihm schon öfter passiert, doch dieses Mal wären die Auswirkungen beachtlich! Er wollte sich das Gefühl gar nicht vorstellen, das er haben würde, wenn er aufwachte und seine kleine, jämmerliche Existenz genauso quälend und langweilig wäre wie noch einige Tage zuvor.

Unwillkürlich musste er daran zurückdenken, wie Clark ihm so andächtig von Loki, von seinem Vater, erzählt hatte.

Vali öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit: wieso hatte Clark abgestritten, dass sie sich so lange unterhalten hatten?
Sein erster Gedanke war, dass es Clark vielleicht peinlich war, doch diesen tat er schnell wieder ab: Clark wusste nichts von Valis peinlichem Jähzorn und generell hatte Clark nicht so viele Freunde, dass er das Recht hatte sich mit Absicht von seinem Mitbewohner abzuwenden...
Das klang vielleicht etwas Selbstverliebt, doch Vali würde sich selbst als ziemlich wichtigen Kameraden für Clark zählen. Vielleicht sogar als dessen bester Freund... Auch wenn ihre Freundschaft nicht so war wie in den ganzen Hollywoodfilmen: sie redeten dennoch viel, saßen zusammen beim Essen und da sie sowieso im selben Zimmer wohnten schmissen sie quasi andauernd Übernachtungsparties...

Er wälzte sich erneut herum und lag nun auf dem Rücken, beobachtete das Lattenrost über ihm.
Schweiß lief ihm die Schläfen herab und er strampelte die Bettdecke fort, trotz dem allseits bekannten Gefühl, ohne diese Schutzlos zu sein.
Er lachte leise: als ob ein Monster vor so einer kleinen Daunendecke halt machen würde, wenn es ihn in die Hölle schleppen würde. Abgesehen davon war er nun gefährlicher als die Dämonen, die ihn ins Reich des Teufels verfrachten könnten, also wovor sollte er Angst haben??

Wenn es doch nur nicht so fürchterlich warm wäre...

Dann könnte er vielleicht auch vernünftig nachdenken...

Es kribbelte ihm in den Beinen und Armen, als ob diese sich nach Bewegung sehnten, doch in Wahrheit war es nur sein Gehirn, das ihm einen Impuls der Ungeduld durch den Körper jagte.

Was war es nur, dass er übersah...

Was stimmte hier nicht?

Er schloss die Augen und spielte das Szenario im Kopf noch einmal so gut wie möglich nach.
Anfangs schien alles normal:
Clark überließ ihm das Buch, verschwand im Gemeinschaftsraum, kam daraufhin irgendwann zurück und begann über Loki zu erzählen.

Einzelne Satzfetzen flimmerten in seiner Erinnerung auf, die ihm merkwürdig vorkamen... Ihm war nicht ganz schlüssig, warum Clark Fakten so verschönern wollte, dass er Loki tatsächlich verstand... Konnte es seinem Zimmermitbewohner nicht egal sein, was er von dem Gott hielt...?

"Er hat mit seinen Illusionen die Eisriesen in den Palast geschmuggelt um damit Thors Krönung zu sprengen. Aber wer kann ihm das übel nehmen..."

Das hatte Clark gesagt...

... Aber wer konnte ihm das schon übel nehmen...

Hätte es nicht gereicht, wenn er ihm erklärt hätte, dass Loki inzwischen auf der guten Seite stand, anstatt auchnoch seine schlechten Taten zu rechtfertigen?
Woher konnte er durch die Interviews von Thor überhaupt wissen, wie sich Loki gefühlt hatte? Der wird das seinem Bruder wohl nicht alles erklärt haben, wie jemand der anderen seine Gefühle aufdrängte wirkte Loki ganz und gar nicht...

Irgendwas stank hier gewaltig...

Der Satz über Thors Krönung kreiste immernoch durch die Gedanken des Jungen, doch Vali wusste nicht warum...
Warum gerade dieser eine Satz? Was war das besondere an ihm?

"Er hat mit seinen Illusionen die Eisriesen in den Palast geschmuggelt um damit Thors Krönung zu sprengen..."

...

Die Erkenntnis traf Vali Lokison wie ein Schlag:

Er hat mit seinen Illusionen die Eisriesen in den Palast geschmuggelt!

Mit seinen Illusionen!

Täuschungen!

Loki konnte etwas verstecken, was niemand sehen sollte, oder etwas vortäuschen, was nicht da war!

Alles ergab plötzlich einen Sinn... Clarks seltsamer Blick, den er ihm zugeworfen hatte, bevor er kurz darauf erneut im Gemeinschaftsraum verschwand... Wie Clark bis zum Abendessen nicht mehr auftauchte und ihre Konversation verleugnete beziehungsweise sich nicht mehr daran erinnerte...

Loki.

Sein Vater, der Prinz von Asgard, der verdammte Gott des Schabernacks...hatte sich als sein Mitbewohner ausgegeben und ihm seine verdammte, eigene Geschichte erzählt... Kein Wunder dass diese "Clark" so mitgenommen hatte!

Vali grinste in die Dunkelheit:

Er konnte es nicht abwarten, seinen Vater endlich persönlich kennen zu lernen...

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*füge an dieser Stelle dramatisches DAMM DAMM DAAAAAMMM ein*

Lokison- WolfheartedWhere stories live. Discover now