Kapitel 8: Geschichte des 21. Jahrhunderts

48 3 0
                                    


Und damit ließ Narfi ihn einfach allein. Mit dem Wissen, dass Vali ein verdammter GOTT sein sollte! Und er fühlte sich in diesem Moment ganz und gar nicht göttlich. Er fühlte sich verloren.

Der Nebel, der sonst allgegenwärtig war und ihn beschützte war weg. Seine eigene kleine, flauschige Wolke, die ihn sein Leben lang begleitet und von der Außenwelt abgeschottet hatte. Einfach verschwunden.

Diese ganze Illusion, dass er eines Tages ein völlig normales Leben führen könnte, für immer vorbei.

Doch hatte er wirklich jemals an ein normales Leben geglaubt? Er war viel eher wie ein Schlafwandler blind durch seine Jugend gestolpert, abwartend, ob ihm der Sinn seiner Existenz eines Tages einfach begegnete, wie ihm Menschen auf der Straße begegneten. Vielleicht fand er ihn auch auf dem Gehweg wie eine heruntergefallene Münze, wer wusste das schon?

Er fühlte sich wie ein leeres Buch, in das seine Geschichte erst hineingeschrieben werden musste.
PlEr brauchte einen Sinn.

Hatte er diesen nun gefunden?

In Narfi, den Jungen mit den Eisaugen und den Feuerhänden? Und in dem Fremden, der anscheinend kein Fremder war, sondern Loki, ein waschechter Gott?

Er hörte eine Stimme und begriff erst einen Moment später, dass es seine eigene war. Er hatte angefangen seine Gedanken auszusprechen. Zu Murmeln.

"Ich habe zwar gesagt, dass ich einen Sinn will, ABER DOCH NICHT SO EINEN!"

Die letzten Worte spie er wütend hervor.

Und obwohl er die Wut brodeln spürte, brachen ihm die schwarzen Krallen nicht wieder aus den Fingerkuppen und ihm wurde klar, dass er langsam begann, sich an die Situation zu gewöhnen. Er hatte noch lange nicht seinen Frieden damit gemacht, doch er wurde ruhiger, seine Gedanken ordneten sich langsam.

Er musste mehr über diesen Loki herausfinden und er kannte genau die richtige Person, die ihm dabei helfen würde...

***

"Endlich bist du zu Verstand gekommen, Lokis Sohn! Was hast du eigentlich mit deinem Arm gemacht?"

Jei, das würde bestimmt...spaßig.

"Ich bin im Stacheldraht hängen geblieben. Im Park.", antwortete Vali seinem Zimmergenossen so nett wie er konnte. Eventuell mit leicht sarkastischem Unterton.
Wie auch immer.

Wieso war er eigentlich immer so unfreundlich zu Clark? Der Junge war zwar ziemlich aufgedreht, aber etwas wirklich böses hatte er Vali niemals getan.
Wenn er darüber nachdachte war Clark eine der wenigen Personen die in seinem Leben einem Freund noch am nahsten kamen.

"Es gibt Stacheldraht im Park?", fragte Clark mit zusammengekniffenen Augen, während Vali im Badezimmer verschwand um sich die Hände zu waschen und sich ein Oberteil anzuziehen, das nicht halb in seine Haut gebrannt worden war. Zum Glück bekam Clark nichts von den Verbrennungen mit und schien sich auch nicht zu fragen, warum Valis Hände zwar blutverschmiert gewesen waren, er jedoch keine Verletzungen an Arm, Händen oder Handgelenken vorzuweisen hatte.

"Ehm, ja...Ich war mit Narfi joggen und im Wald war noch ein alter Stacheldrahtzaun, den ich in der Hektik übersehen haben muss."

"Mit Narfi? Wow! Ihr seid ja wirklich richtig dicke Freunde! Ihr habt übrigens das Mittagessen verpasst...", sagte Clark und klopfte ihm anerkennend auf die rechte Schulter. Valis Grinsen gefror und er presste die Zähne zusammen, um nicht aufzuwinseln. Au.

"Ja. Jetzt erzähl mir alles über diesen Loki.", antwortete er und entfernte Clarks Hand von seinem verletzten Oberarm.

Sein Mitbewohner lief zu seinem Rucksack hinüber und holte zu Valis Überraschung ein Schulbuch hinaus. Ein Geschichtsbuch, um genaus zu sein.

"Hier steht alles drin, was du für den Anfang wissen musst. Wenn du dann noch fragen hast, frag einfach. Ich gehe eben runter in den Gemeinschaftsraum, ok?"

Vali nickte langsam, bereits vertieft in das Buch. Mit vor Aufregung zitternden Händen suchte er im Inhaltsverzeichnis nach Loki und fand den Namen schließlich unter einem Kapitel erwähnt, dass sich "Geschichte des 21. Jahrhunderts" nannte. Er klemmte einen Finger in besagtes Kapitel um die Seite nicht zu verlieren und kletterte auf Clarks Bett. Dort rollte er sich zusammen und blätterte zu einer Seite vor, die den Titel "Thor und Loki" nannte.

Die Seite bestand aus 3 Elementen: 2 Steckbriefe, die zusammen mit den dazugehörigen Zeichnungen rechts und links der Seite angeordnet waren un einem langen, extrem klein geschriebenen Text in der Mitte dazwischen, der den Rest der Seite einnahm.

Vali ließ den langen Text und den Steckbrief von Thor links liegen und wandte sich Lokis Steckbrief zu.

Die Informationen des Steckbriefkastens waren durch einen dunkleren Hintergrund von dem Rest der Seite abgehoben, eine hellgrüne Schlange schien sich am Rand des Kastens entlangzuschlängeln.

Der Loki in der Zeichnung sah dem echten Loki beängstigend ähnlich: hochgewachsen, elegant mit langen, schwarzen Haaren und grünlichen Augen.

Sein Gesicht zierte ein dämonisches Grinsen, in der rechten Hand hielt er demonstrativ einen goldenen, gehörten Helm. Teufelshörner?, fragte sich Vali sofort.

Er riss die Augen von der Illustration los und widmete sich dem Steckbrief. Geschrieben standen dort zunächst nur Standartinformationen wie Familienzugehörigkeit, Art, typische Erscheinungsform, offizieller Name und so weiter. Das war noch relativ langweilig, auch wenn es Vali zugegebenermaßen überraschte, dass Loki nicht als Gott eingestuft wurde, sondern als Riese. Hatten Clark und Narfi nicht gesagt, er wäre ein Gott?

Schnell las er weiter und blieb an der "Hintergrund"- Spalte hängen.

"Loki ist ein über tausend Jahre altes Wesen, dass von den Menschen bis ins Jahr 2018 als böse und gefährlich eingestuft wurde. (Siehe folgendes Kapitel: Loki und die Avengers).

Überraschenderweise gab Thor vor seinem Rücktritt als Avenger zu Gutem, dass sein Adoptivbruder Loki den Titanen Thanos im Zeichen der Avengers besiegt und somit das Universum gerettet hatte. Außerdem  entschuldigte er sich im Namen seines Bruders für den Vorfall im Jahre 2012."

Loki war also einer der Guten!, dachte Vali erleichtert und blätterte weiter zu dem Kapitel Namens "Loki und die Avengers".

Mitten auf der Seite prangte ein Foto, dass unverwechselbar den echten Loki zeigte, der mit einem verrückten Grinsen in die Kamera starrte. Obwohl er angeblich nicht böse und gefährlich sein sollte, jagten ihm diese hypnotisierenden, grün-blauen Augen und das teuflische Grinsen doch einen Schauer über den Rücken.

Die Bildunterschrift lautete "Überwachungskameraaufnahme von Loki eingesperrt in einem Flugezeug von SHIELD in 2012"

Eingesperrt? Aber warum sollten die Agenten von SHIELD ihn einsperren, wenn er doch einer  der Guten war?

Er runzelte nachdenklich die Stirn.

Lokison- WolfheartedWhere stories live. Discover now