Kapitel 21: Verliese

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"Wieso sollten wir dir auch nur ansatzweise glauben, Bauger.", knurrte die ehemalige Walküre.
Sie war verbannt worden, weil sie sich zu Thanos' Zeit gegen ihre Kameradinnen stellte, jetzt sollte sie die Ewigkeit in den Verliesen Asgards verbringen.
Genervt löste sie den Zopf wieder auf, den sie versucht hatte zu flechten und begann von vorn: Ihr war langweilig.

"Wieso solltet ihr es nicht tun?", sagte Bauger, versuchte selbstbewusst zu klingen, doch seine Unsicherheit konnte selbst der unemphatischste Idiot, der größte Soziopath hören.

Ein alter Krieger, der schon lange von den Asen gefangengehalten wurde, meldete sich nun zu Wort:
"Selbst wenn du die Wahrheit sagst, wird dir das nichts nützen. Wir kommen hier nie raus."

"Doch. Ich bin mir sicher, dass ich es schaffe, die Prinzen von der Wahtheit zu überzeugen... Oder Thor. Oder Carol. Irgendwer wird mir Gehör schenken und dann sperren die
"Loki" "-er deutete Anführungszeichen in der Luft an:"hier ein, wo wir jetzt sind. Diese Geschichte ist erst vorbei, wenn er hier sitzt und ich wieder da draußen bin."

Die Walküre mit den Feuerroten Haaren und den dunklen, beinahe schwarzen Augen hustete angestrengt.

Bauger lächelte:"Und euch nehme ich natürlich auch mit."

Seine letzten Worte hallten in den leeren Fluren des Raumschiffs wieder und verliehen dem Versprechen eine Ernsthaftigkeit, die es sonst vermutlich nicht gehabt hatte.

*****

Nach einer Weile des Suchens und Herumirrens in dem riesigen Raumschiff, fand Vali Lokison endlich den Thronsaal.

Er schlich vorsichtig näher, doch auch vom Weiten konnte man bereits den Streit seines Vaters mit dessem Bruder hören.
Er stellte sich neben die Eingangsflügel, welche achtlos geschlossen worden waren und zwischen denen deswegen noch ein Spalt Luft übrig geblieben war.

Nun verstand er auch die Worte, die gesprochen wurden:

Sein Vater versuchte verzweifelt gegen Thor anzukommen, doch sein Onkel schien sich in Rage geredet zu haben.

"Nein, Loki.", donnerte Thor:"Wir haben einfach nicht die Kapazitäten um Bauger in ein eigenes Verlies zu sperren. Abgesehen davon, für was für einen unehrenhaften Mann hältst du mich, deinen Bruder, dass ich einem gerade einmal 950 Jahre alten JUNGEN zumute, für den Rest seines Lebens mit sich und seinen Gedanken allein zu sein."

Loki fauchte verärgert:" MICH HABT IHR DOCH DAMALS AUCH WEGGESPERRT UND ICH HABE KEINEN PRINZEN ANGEGRIFFEN!"

Stille. Das war hart.

Dann Schritte die auf die Tür zukamen, Valis Puls schnellte in die Höhe.

Das war das zweite Mal, an diesem Tag, wo sein Vater beinahe in ihn reinrannte.

Stille. Vali blickte seinen Vater eingeschüchtert an, Loki wirkte immernoch aufgebracht.

"Vali.", seufzte er nur:"Du wirst langsam echt ein Problem für mich."

Mit leerem Blick musterte er seinen Sohn noch einen Moment lang, dann ging er davon.
Verwirrt blickte Vali ihm hinterher.

******

Narfi Lokison und Len Heimdallson waren damit beschäftigt, gegeneinander zu kämpfen, doch seit Vali verschwand war Narfi nicht mehr richtig bei der Sache.

Ein weiteres Mal gewann sein Freund spielend, dann... Funkstille.
Er spürte Lens Blick im Nacken, als er sich verkrampft mit dem Rücken zu ihm aufrichtete.

"Wollen wir für heute aufhören?", murmelte Len und Narfi hörte, wie das Wächterschwert in der Lederscheide verschwand.

"Ja. Ich kann kaum noch geradeaus denken, Len.", seufzte Narfi und drehte sich zum dem jungen Asen um.

"Was hältst du von Lokis Benehmen in letzter Zeit? Er ist widerspenstig, agressiv und irgendwie total besessen von diesem Bauger."

Len überlegte kurz, dann nickte er nachdenklich:"Du hast Recht. Ich frag mich, wieso er wieder in diese Verhaltensmuster zurückfällt. So war Loki früher, aber nachdem er Thanos besiegt hatte, hatte ich eigentlich immer das Gefühl, dass er sich verändert hatte. Er ist gewachsen und stärker geworden und jetzt..."

"Irgendwas muss passiert sein und es hängt hundertprozentig mit diesem Bauger zusammen! Wenn ich rausfinde, was der getan hat um meinen Vater so umzudrehen.... Ich bring ihn um.", knurrte Narfi.

Len schmunzelte: Wie der Vater, so der Sohn...

*******

Währenddessen lief Vali in seinem Zimmer auf und ab.
Er hatte geduscht, und trug nun nurnoch ein loses Baumwollhemd und die lederartigen Hosen und Stiefel (von Jeans hatte man hier anscheinend noch nie gehört).
Den Helm hatte er auf sein Bett gepfeffert, mit dem Ding auf dem Kopf kam er sich lächerlich vor.

Er dachte an nichts und gleichzeitig an alles mögliche, in seinem Kopf herrschte ein Vakuum entstanden aus einem Haufen Gedanken, die er nicht erfassen konnte.

Er spürte sein Blut in den Adern pulsieren, hörte es in seinen Ohren rauschen.

Er wüsste gerne, ob Askan von dieser Sache wusste...
Ob er wusste, was Vali war.

Ein heller Ton erfüllte den Raum und die Angst schnürte seine Brust zu:
Wusste überhaupt jemand von seinem... Kleinen Problem?

Die Tür wurde aufgestoßen und Narfi stand vor ihm, hinter ihm zwei Wächter, Len war nicht dabei.

"Vali, wir wollen jetzt Essen und danach hatte ich vor, Bauger einen Besuch abzustatten.
Du, ich hab da ein extrem merkwürdiges Gespräch mitgehört, Vater war schier außer sich vor Wut und- naja. Ich mach mir Sorgen um ihn, also-"

Narfi stoppte seinen Redefluss und zuckte zusammen, als er sah, wie sein kleiner Bruder ihn grimmig anstarrte.

Valis Augen hatten eine helle Bernsteinfarbe angenommen, seine Ohren liefen spitz zu und waren von grauem Fell bedeckt.
Seine Hände, die er verkrampft an der Seite seines Körpers hielt bildeten Klauen aus und erinnerten durch die Sehnen und Muskeln, die deutlich hervorstachen an die eines Wolfes.

"Ist... Alles in Ordnung?"

Narfi blickte dabei auf den Boden und nicht in das deformierte Gesicht seines Bruders.
Er schämte sich dafür, dass ihn der Anblick erschauder ließ.

Valis Stimme war merkwürdig verzerrt als er sprach, geradezu unmenschlich:
"Nein."

Er blinzelte langsam und seine Schultern zuckten, als ob sein Körper im Angriffsmodus stände.

"Was ist los.", murmelte Narfi und zwang sich in Valis weit aufgerissenen, gelben Augen zu blicken.

"Siehst du es denn nicht Bruder?"

Tränen liefen ihm die Wangen hinunter und verfingen sich dabei in dem struppigen, grauen Fell das dort spross.

Es zerbrach Narfi das Herz seinen Bruder so zu sehen.
Verdammt, es war seine Aufgabe gewesen, ihn zu beschützen und sie war es immer noch! Aber wie beschützt man jemanden vor seinen eigenen Gefühlen?

Er trat auf Vali zu:
"Was meinst du?!"

Eine Klaue packte ihn am Arm, die andere griff nach seinem Hals.
Vali war plötzlich über ihm, den Mund zu einer schmerzvollen Grimasse verzerrt, die spitzen Zähne fest zusammengebissen.
Ein Knurren drang aus Valis Kehle, welches beinahe die Worte übertönte, die Narfis Bruder ihm ins Gesicht schrie.

"ICH BIN EIN MONSTER"

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Nervenzusammenbruch a la Vali Lokison....

Lokison- WolfheartedWhere stories live. Discover now