51. Oxford Street

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„Ganz ehrlich, Carter?", hob sie plötzlich an und drückte sich wieder weg, während ich planlos dastand. „Eigentlich wollte ich nur ein bisschen bummeln und dann mit dem Bus an einen ruhigeren Ort fahren und gemeinsam Gras rauchen."

Endlich rückte sie raus mit der Sprache. Ich war etwas verdutzt, ja, aber nicht wirklich überrascht. Vielleicht eher verwirrt, weil sie mir das nicht vorher sagen wollte.

„Okay...", ich zuckte mit den Schultern. „Dann lass uns zum nächsten Tesco."

Elaine wirkte verwundert, als ich das vorschlug. „Wieso?"

„Um Essen zu kaufen, natürlich. Zumindest bisschen was zum Naschen."

„Oh...", verblüfft nickte sie langsam. „Okay. Dann, ähm, bist du also einverstanden?"

„Klar", ich musste lächeln. Als sie sich traute hoch, in mein Gesicht zu blicken, setzte sie auch ein wackeliges Lächeln auf. Nervös rieb sie sich dann die Hände an die Jacke und nickte.

Ich deutete ein paar Meter weiter aufs leuchtende Tesco Schild. „Also?"

Ellie nickte erneut und lief vor. „Ich habe irgendwie erwartet, dass ich dich erst überreden müsste. Weil das letzte Mal, als wir high waren, ging das ja ganz schön in die Hose."

„Schon...", ich musste grinsen und schnappte mir einen Korb, sobald wir in den warmen Laden traten. „Dieses Mal wird's schon nicht so ausarten. Wir halten einfach einen Sicherheitsabstand von 5 Metern ein."

Elaine lachte. „Das hältst du eh nicht aus, wenn du siehst, wie ich diese Oreos esse." Passend dazu schnappte sie sich eine Packung aus dem Regal. Das fast schon grelle Licht betonte die Müdigkeit in ihren Augen und ich weiß nicht, was es war, aber als ich ins Grüne dieser starrte wurde ich irgendwie auch müde.

„Carter?", El strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog die Augenbrauen zusammen. „Magst du mich?"

Ich blinzelte verwirrt und sah kurz um mich, bevor ich zögerlich antwortete. „Ja...?"

„Sicher?", sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Du wirkst nicht so überzeugend."

„Doch, sicher. Sehr sogar—", ich unterbrach mich, als ich augenblicklich spürte, wie warm mir vor Scham wurde. Reuevoll drückte ich die Lippen zusammen, doch El nickte nur lächelnd.

„Dann nehmen wir eine Flasche mit für die Kekse."

Wie bitte?

„Eine Flasche was?"

„Milch."

Oh.

Ich schluckte schwer und nickte wortlos. Auch als sie nach einer ekligen Pflanzenmilch Variante griff blieb ich stumm. Sie hatte nicht bemerkt, was gerade passiert war, sodass ich mich anstrengte, nicht rot zu werden. Ich glaube, das tat aber gerade genau das Gegenteil.

„Geht's dir gut?", fragte Elaine nun besorgt, als sie mir wieder ins Gesicht blickte, was meine Vermutung bestätigte. Ich schluckte schwer und nickte nur. Skeptisch drehte sie sich langsam wieder weg und ging rüber zu den Chips.

Den restlichen Einkauf bestimmte sie praktisch. Und ich hatte nichts einzuwenden. Es kamen noch eine Tüte Chips, Salzstangen, Brownies und verschiedene Nussmischungen dazu. Ich hatte also nicht viel zu kritisieren.

Als wir wieder draußen waren schaute Elaine mich erneut mit diesem unangenehmen Analyseblick an. „Also wenn du nicht willst, dann müssen wir nicht, Carter..."

„Doch", murmelte ich nur und unterdrückte ein Seufzen. „Fahren wir mit der Underground weiter?"

Elaine dachte kurz nach und legte dabei den Kopf in den Nacken. „Hmm... Würde es dir was ausmachen, wenn wir zu einem anderen Anwesen meiner Eltern fahren würden?"

BorderlineWhere stories live. Discover now