Versöhnung

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John machte nicht einmal das Licht an, sondern warf sich auf sein Bett. Die Gedanken kreisten in seinem Kopf herum, und er hatte ein ganz komisches Gefühl: Ein Gefühl von Verlust und Trauer. Es wurde nicht von Elizabeth verursacht, aber er konnte den Grund nicht benennen.

Auf einmal war es ihm klar: Es war Sherlock. Sherlock, der ihm misstraut hatte, Sherlock, der dachte, er würde so etwas für eine Frau tun, die er gerade mal einen Tag kannte – und das kränkte ihn zutiefst.

John rollte sich zusammen, schloss die Augen und versuchte, weiterzuschlafen. Das funktionierte relativ gut, da er in Afghanistan schließlich auch einschlafen musste, während draußen Bomben fielen. Er war schon fast weg gedämmert, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

„John“, flüsterte Sherlock sanft, aber bestimmt. Der Doktor antwortete nicht, sondern versuchte, ihn zu ignorieren.

„John“, flüsterte Sherlock erneut.

„Geh weg“, grummelte John. „Ich will schlafen.“

„Du schläfst aber nicht.“

„Gute Deduktion. Könnte eventuell daran liegen, dass mein paranoider Mitbewohner, der sogar seinen besten Freund verdächtigt, auf meiner Bettkante sitzt und mich davon abhält.“

Sherlock atmete innerlich kurz erleichtert auf. Er war also noch Johns bester Freund. Gut.

„Ich...es tut mir Leid. Ehrlich. Ich hätte dich nicht verdächtigen sollen.“

John drehte sich nun doch um und starrte Sherlock etwas verwirrt an; er konnte allerdings nur seine Konturen erkennen. Sherlock Holmes entschuldigte sich?

„Verzeih mir, John. Du bist mein bester Freund und du bist der Mensch auf der Welt, der mir am Meisten bedeutet.“

John sagte nichts. Er beugte sich nach vorne und umarmte Sherlock. „Entschuldigung angenommen“. Beide genossen den Moment, in der Stille der Nacht, in der aus irgendeinem Grund alle Regeln außer Kraft gesetzt waren.

Dann war der Moment vorbei und John kuschelte sich wieder zurück in seine Kissen.

„So, und jetzt lass mich schlafen. Und ruf Lestrade um Himmels Willen erst morgen früh an, und nicht jetzt sofort. Gute Nacht.“

Sherlock stand auf, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür.

„Gute Nacht, John.“

Sherlock - I have only one friendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt