Kapitel 21

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Ich wartete eine gefühlte Ewigkeit und mir wurde klar, wie sehr ich es hasste, zu warten. Ich begann, auf und ab zu laufen, um meine Nervosität zu unterdrücken. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und mein Herz schlug heftig. Ich war nervös, zappelig, unruhig. 

Nach einer Weile hörte ich Psianas Stimme in meinem Kopf. "Versteck dich, Raito. Sie kommen." Endlich, dachte ich und verbarg mich hinter einem Felsen. Ich hörte Schritte, viele Schritte. Sie entfernten sich. Nach einer Weile wagte ich einen Blick über den Felsrand hinaus. Absol trat gerade aus der Höhle und sah sich um, suchte nach mir. Ich kam aus der Deckung. "Ich bin hier." Er nickte und Psiana folgte. "Wir konnten sie erfolgreich warnen. Sie werden woanders hingehen." berichtete Psiana. "Das ist gut." Ich seufzte. "Zum Glück.", "Ich wüsste aber noch viel lieber, was hier abgeht. Warum wir hier sind.", "Gute Frage..." Ich sah nach oben und versuchte, mich zu erinnern. Ich hatte diese blaue Markierung im Steinbruch berührt. Danach waren wir hier gelandet... Das ergab einfach keinen Sinn. "...Vielleicht gibt es wirklich alternative Universen..." murmelte ich. "Das ist Schwachsinn, Raito." Psiana schüttelte den Kopf. "Hast du eine bessere Erklärung?", "...Nein.", "Wir können das nur herausfinden, wenn wir zu der Stelle zurückgehen, wo wir gelandet sind." schlug ich vor. "Du hast echt nicht mehr alle Nadeln an der Tanne." kommentierte Absol. "Mal ganz ehrlich. Wenn wir zurück gehen, machen die Hackfleisch aus uns.", "Naja, das ist potenziell problematisch." meinte ich. "Potenziell problematisch? Ist das dein Ernst?" Ich nickte und sah Absol an, dass er mir liebend gern eine reinsemmeln würde. Tja, ich war halt eben doch ein ziemlicher Vollpfosten. "Falls du Alternativ-Vorschläge hast, ich bin ganz Ohr." Absol sah mich finster an. "Gar keine? Gut, dann hätten wir das auch geklärt. Los geht's!" Ich lief voran und Absol schüttelte den Kopf. "Der hat einen Vollknall.", "Das fällt dir früh auf." bemerkte Psiana.
Kaum hatten wir die Berge verlassen, bemerkte ich plötzlich Gestalten, die in unsere Richtung kamen. "Versteckt euch, schnell!" raunte ich und ließ mich sogleich hinter einem Felsen in Deckung fallen. Psiana und Absol taten es mir gleich. "Du hast schnell reagiert, Raito." meinte Psiana. Dass sie mir Komplimente machte, war neu. Ich lugte vorsichtig hinter dem Felsen hervor und ich erkannte eine sich nähernde Gruppe. "Menschen", bemerkte Psiana neben mir. Es klang irgendwie abfällig und es hätte mich unter Umständen ziemlich verletzt, hätte ich mich nicht daran erinnert, wie sehr die Pokémon unter den Menschen zu leiden gehabt hatten. Ich betrachtete die Gruppe genauer und erkannte meinen besten Kumpel (nicht) unter ihnen. Wie hieß er noch gleich? Yuma? Naja, der Kerl mit den silbernen Haaren, der mit seinem Schwert auf mich gezeigt hatte. "Das sind die von der PWS", flüsterte ich. Psiana nickte. "Huh... Dann waren sie ziemlich schnell... Sie werden nicht finden, wonach sie suchen." Ich nickte nur wortlos. "Wir sollten lieber dafür sorgen, dass sie uns nicht sehen." kommentierte Absol hinter uns. Da stimmte ich vollkommen zu. Die Achter-Truppe begann ihren Aufstieg in die Berge. Sie waren ziemlich leise, das musste ich ihnen lassen. "Verduften wir!" empfahl ich ihnen. "Die sehen uns doch", widersprach Absol. "Vielleicht auch nicht. Solange sie mit dem Aufstieg und der Suche beschäftigt sind, können wir abhauen!" Ich sah mich zu Absol um. Er wirkte nicht wirklich überzeugt. "Hier ist es für uns nirgendwo sicher, anscheinend", murmelte Psiana. "Vielleicht hat Raito recht und wir sollten die Chance nutzen." Absol seufzte nur. "Na schön, wie ihr meint." Ich lugte wieder hinter dem Felsen hervor. Die anderen Menschen konnte ich nicht mehr sehen. "Los!" Wir begaben uns aus der Deckung und rannten los. Zugegeben, meine Kondition war noch immer schrecklich und im Gegensatz zu Psiana und Absol war ich langsam. Nach einer Weile bekam ich schreckliches, quälendes Seitenstechen und das Atmen fiel mir schwer. Ich hatte das Gefühl, mein Hals würde jeden Moment anfangen, zu brennen. Aber ich wusste, dass ich nicht aufhören durfte, zu rennen. 
Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir bereits gerannt waren, als plötzlich jemand wie aus dem Nichts vor uns erschien und wir abbremsen mussten. Als ich die Person erkannte, die dort vor mir stand, lief es mir kalt den Rücken runter. Pechschwarze Augen musterten mich drohend. "Du", bemerkte Yuma. "Dich kenn ich doch." Sein Blick schüchterte mich ein. Es war mir ein Rätsel, wie er so schnell hierher gekommen war und von wo er gekommen war, aber die Antwort fand ich von selbst, als ich das pulsierende Licht seiner Schwertklinge bemerkte. Er hielt sein Schwert in der Hand. Hatte er sich etwa teleportiert?! Das erschien mir so absurd, dass ich es eigentlich nicht glauben konnte, aber nach allem, was ich von Psiana und Absol und deren Fähigkeiten wusste und, nicht zu vergessen, dieses komische Zeug, das ich drauf hatte, wunderte mich nichts mehr. Ich spannte mich an und wich zurück. Absol und Psiana taten es auch. "Wir haben nichts in der Höhle gefunden", sagte Yuma ruhig, doch seine Augen, die wie kalter Blutstein auf mir lasteten, verrieten, dass er nicht wirklich begeistert war. "Und die Tatsache, dass du mit deinen Helfern das Weite gesucht hast, als wir ankamen, lässt mich denken, dass ihr etwas damit zu tun habt.", "Er hat die Kräfte eines Galagladi in seinem Schwert." knurrte Absol. "Woher weißt du das?" fragte ich ihn. "Ich kann es spüren." Meine Frage schien allerdings auch Yuma anzusprechen, obwohl ich mitnichten ein Wort an ihn gerichtet hatte, denn er zeigte erneut mit seinem Schwert auf mich und ich wich instinktiv noch weiter zurück. "Ich habe es mir zusammengereimt. Die Tatsache, dass du mit Pokémon zusammen unterwegs bist, macht meine Theorie noch wahrscheinlicher. Sag mir also, Jungspund... Raito war dein Name, stimmt's? Sag mir also, was du zu tun gedenkst.", "Ich lasse nicht zu, dass ihr Pokémon tötet." antwortete ich schneller, als mir lieb war. Yumas Augen schimmerten gefährlich. "Aha. Und stattdessen ist dir lieber, dass die legendären Monster uns alle vernichten, ja?" Nein, das war mir nicht lieber, aber es würde doch noch einen anderen Weg geben, oder? Ich antwortete nicht sofort, und das schien Yuma schon zu reichen. "Du scheint mir ein ziemlicher Verräter zu sein. Aber ich könnte dir das verzeihen, wenn du zur Seite gehst. Deine Partner sehen stark aus." Ich hatte mich unterbewusst vor Psiana und Absol gestellt und ich plante nicht, zur Seite zu gehen. "Nein. Sie sind meine Freunde.", "Zwischen Pokémon und Menschen gibt es keine Freundschaft. Du bist naiv." Yuma seufzte. "Ich habe allerdings keine Lust, meine Zeit mit euch zu vergeuden." Die Klinge seines Schwertes leuchtete heller. Sekunden später waren wir von den restlichen Mitgliedern der Menschentruppe umzingelt. Wie zum Teufel machte er das? Yuma schien meinen verwirrten und zugleich geschockten Blick mit Genugtuung wahrzunehmen. "Kaori hat das Zepter eines Guardevoir." sagte er. "Zwischen meinem Schwert und ihrem Zepter besteht eine Verbindung, da sie sozusagen... Geschwister sind. Wenn ich diese Verbindung aktiviere, kann sie sich jederzeit zu mir teleportieren. Und die anderen hat sie gleich mitgebracht. Also, Verräter. Letzte Chance. Geh zur Seite." 



Pokémon: Subconscious MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt