Kapitel 9

29 1 1
                                    

„Was hast du erfahren?" wollte Psiana wissen. „Viele Dinge." begann ich. „Ich fange, denke ich, mit den wichtigsten Dingen an. Absol ist in der Lage, kommende Desaster und Katastrophen mithilfe von Visionen vorherzusehen. Es kam zu den Opfern, um sie zu warnen vor dem, was geschehen würde, aber dieser Akt wurde von so vielen missverstanden, dass Absol für all das verantwortlich gemacht wurde. Es und seinesgleichen wurden gejagt... und auf brutalste Weise getötet. Nun gibt es nur noch wenige seiner Art, die im Verborgenen leben. Dieses Absol hier hatte bereits einmal eine Konfrontation mit Pokémon, die es töten wollten, doch es überwältigte und tötete sie voller Hass..." Psiana senkte den Blick. „Wie schrecklich." Ich nickte. „Da ist noch etwas. Absol weiß, was es mit den Alpollo auf sich hat." Psiana sah wieder auf. „Wirklich? Und was ist es? Was weiß es?" Ich atmete tief ein. „Du sagtest mir, die Menschen seien verschwunden, nicht wahr?" Psiana nickte. „Der Grund dafür war... dass die Ritter der Redlichkeit sie umgebracht haben. Sie haben die Menschheit ausgerottet für das, was sie den Pokémon angetan haben. Jedoch... wurden sie zu Geistern, die nun ihre Rache an den Pokémon verüben, in dem sie ihre Seelen nehmen und sie somit zu einem ewigen Leben in der Verdammnis verfluchen. Man kann sie nur aufhalten, wenn man ein bestimmtes Ritual an einem bestimmten Ort abhält, das die bösen Geister vertreibt und sie ihren Frieden finden lässt. Ich habe nur erfahren, dass man einen Tribut zahlen muss, aber was es ist, weiß ich nicht.", „Man müsste also nur herausfinden, was das für ein Ort ist, an dem man das Ritual durchführen muss und was das für eine Bezahlung ist, die man ausführen muss, um sie aufzuhalten, nicht wahr?" Ich nickte. „Genau. Aber..." Mein Blick wurde düster. „...Es gibt noch was. Etwas, was mich betrifft." Psiana sah mich besorgt an. „Ja?", „Es wird etwas mit mir passieren. Vorhin... das war eine Vision. Aber diese Vision hat Absol nicht das erste Mal gesehen. Das war bereits das dritte Mal in kurzer Zeit. In dieser Vision habe ich mich selbst in einem leeren Raum gesehen. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Absols Visionen können Abbilder der zukünftigen Realität sein, aber... sie können auch symbolisch für etwas Anderes stehen. Was von beidem es ist, das kann ich nicht sagen." Psiana nickte. „Das musste der Grund sein, warum Absol dich vorhin beobachtet hat. Es wusste, dass mit dir etwas passiert. Aber was auch immer das sein wird, wir wissen nicht, ob es ein Ereignis in ferner Zukunft sein wird oder eines, was schon bald eintreffen wird." Ich nickte zerknirscht. „Wenn es ein Symbol ist...", begann ich, „...was könnte es bedeuten? Wofür steht Leere?", „Es kann alles mögliche heißen." sagte Psiana. „Die Wahrscheinlichste ist, dass du stirbst. Aber es kann auch sein, das irgendetwas passiert, was dir deine Gefühle nimmt, was dafür sorgt, dass du dich leer fühlst..." Ich wusste schon jetzt, dass es nichts, aber auch nichts Gutes sein konnte. Leere war immer ein schlechtes Zeichen. „Wie auch immer..." lenkte ich ab. „Wir sollten hier verschwinden. Wir haben ein Ziel." Psiana nickte. „Ja." Ich schickte mich in meinen menschlichen Körper zurück und stand auf. „Die Pokémon vom See der Klarheit sind den Geistern entkommen." erzählte ich. „Weil Absol sie gewarnt hat. Aber jetzt sollten wir von hier verschwinden. Und zwar schleunigst!" Ein Knurren ertönte, als Absol sich aufrichtete. Es war wütend, senkte den Kopf. „Oh-oh." sagte ich. Psiana sah zu mir. „Lauf um dein Leben, Raito." sagte sie, jetzt wieder per Telepathie. Ich nickte, drehte mich um und stürmte los, Psiana war dicht hinter mir. Ich hatte meine Mühe, mich durchzukämpfen, denn ich konnte kaum den Boden vor mir erkennen. Also heftete ich meinen Blick an den Höhlenausgang, der das Tageslicht herein schimmern ließ. Als wir ins Freie stolperten, verlor ich das Gleichgewicht und knallte ins Gras, fluchte und stand auf. Mein Fuß war hinter einem dieser elendigen Stalagmiten hängen geblieben. Ich sah mich um. Absol preschte aus der Höhle, knurrte und versperrte und unsere Fluchtmöglichkeit. Es trieb und in die Richtung der Höhle zurück. Psianas Kristall begann, zu schimmern, als eine wilde Stimme in meinen Kopf drang. „Ihr werdet mich nicht verraten!" knurrte sie. Das war nicht Psianas Stimme. Fragend sah ich zu ihr. „Telepathischer Stimmenlink." sagte sie. „Ich habe Absols Stimme mit deinem Hirn verlinkt, sodass du sie hören kannst." Ich nickte etwas verwirrt. „Es tut mir aufrichtig Leid, aber ich muss euch töten." sagte Absol. Psiana fauchte. „Das lassen wir nicht zu!", „Ich habe keine andere Wahl. Das letzte Mal, als ein Pokémon aus meinem zuhause entkam, kehrte es mit einem Rudel von feindseligen und mordlustigen Kameraden zurück!" Schlagartig tat mir Absol leid. Es war nur allzu logisch, dass es uns nicht vertraute. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich eine Art Bindung zu diesem Wesen hatte. Ich teilte seine Erinnerungen. Ich hatte gesehen, was mit ihm passiert war. Was mit anderen passiert war. „Wir haben nichts dergleichen vor." sagte ich. Absol fixierte mich. „Ich habe solchen Lügen einst glauben geschenkt und hätte dafür fast mit meinem Leben bezahlt." knurrte Absol mich an, aber ich machte mir nichts daraus. „Ich weiß, was du erlebt hast", sagte ich und trat einen kleinen Schritt vor. „Ich weiß, dass es grausam war.", „Du." Absols Sichel begann, zu leuchten. „Du bist in mich eingedrungen und hast in meinem Kopf rumgewühlt." knurrte es. Ich nickte. „Ich leugne es nicht. Aber ich wollte Psiana beschützen." erwiderte ich. „Ich weiß, dass du kein Unheilsbringer bist, sondern die Pokémon nur warnst." Absols Augen verengten sich voller Argwohn. „Du weißt etwas." fuhr ich fort. „Etwas über mich und dem, was mit mir geschehen wird. Und du weißt, wie man die Geister aufhalten kann. Du kannst uns dabei helfen." Absol knurrte wieder. „Ich habe Visionen über dich gesehen." sagte es leise. „Das stimmt. Aber ich kann sie nicht deuten. Die Ereignisse scheinen noch fern zu sein." Das beruhigte mich immer hin schon ein wenig. „Wir suchen nach einem friedvollen Ort." sagte ich. „Andere werden niemals aufhören, an ihren Überzeugungen zu zweifeln. Aber wir werden es. Ich werde es. Absol, du kannst mit uns nach Frieden suchen. Nach einem Ort, an dem keiner auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dir nach dem Leben zu trachten." Absols Klinge hörte auf zu leuchten. Ich konnte ihm ansehen, dass eine Spur von Sehnsucht in seinem Blick lag. Ich konnte mir vorstellen, wie sehr es sich genau das wünschen würde. „Ich mag dich nicht." knurrte Absol. „Deine Fähigkeit ist mir nicht geheuer, noch dazu bist du ein Mensch. Leider kam es dazu, dass ich mittlerweile nicht mehr weiß, was ich von dir denken soll. Zum einen verachte ich dich. Zum anderen jedoch spüre ich eine Art innige Verbindung zu dir. Als du in meinem Körper warst, hast du mich zur Seite gedrängt, aber ich hatte zum ersten Mal nicht das Gefühl, allein zu sein." Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Ich wechselte einen flüchtigen Blick mit meiner Partnerin, bevor ich Absol wieder ansah. „Das heißt...?" hakte ich nach. Absol wandte sich ab. „Ihr werdet nach der Möglichkeit suchen, die Geister zu vertreiben, ist es nicht so?", „Ja", antwortete Psiana. „So ist es.", „Sie sind ein ziemliches Problem für uns alle. Wenn dem so ist, werde ich euch helfen. Aber das bedeutet keineswegs..." Und damit sah es über seine Schulter zu uns. Und seinem Blick lag eisige Kälte. „...Das ich euch auch nur die kleinste Art von Vertrauen entgegenbringe."

Pokémon: Subconscious MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt