Kapitel 20

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Kuro blieb stehen. „Du bist wohl etwas schwer von Begriff." stellte er fest. Er sah zu dem Silberhaarigen. „Yuma. Du solltest dich nützlich machen und Shiori bei der Vorbereitung des Einsatzes helfen." Yuma nickte. „Verstanden." Er drehte sich um und ging. „Es... tut mir Leid, aber..." Ich machte einen unsicheren Schritt rückwärts in Richtung Tür. „Ich glaube... ich bin hier falsch." Kuro musterte mich. „Hm. Tatsächlich?" Er kratzte sich am Hinterkopf. „Wo kommst du her, Raito?" Ich biss die Zähne zusammen. Ihm eine blöde Antwort geben wie ich es zuvor bei diesem Yuma getan hatte, würde mich hier nur in Schwierigkeiten bringen. Aber die Wahrheit sagen konnte ich auch nicht... Also was sollte ich tun? Ich nagte mit meinen Zähnen an meiner Lippe, während meine Gedanken durch meinen Kopf rannten, auf der Suche nach einer guten Lösung. Als ich allerdings keine fand, zog ich nur die Schultern hoch und schwieg. Kuro schien das als eine Antwort zu interpretieren, denn seine gelben Augen durchbohrten mich fast. „Alle Menschen, die noch nicht getötet worden sind, haben sich der Pokémon Weapon Society angeschlossen. Die legendären Götter geraten außer Kontrolle... Und die Pokémon lassen sich nicht bändigen. Aus diesem Grund... jagen wir sie, damit wir ihre Kräfte benutzen können. Mit unseren Waffen kommen wir bei den legendären Pokémon nicht weiter. Sag mir... wenn du nicht von hier bist... wie hast du es geschafft, zu überleben?" Er war misstrauisch. Das würde selbst der dümmste begreifen. Ich sog scharf die Luft ein. „Eh... I-ich...", „Ja?", „Ich... habe mich in den Wäldern versteckt." Das war wenigstens ein bisschen wahr. Kuro legte mit verengten Augen den Kopf schief. „In den Wäldern? Selbst da ist man nicht sicher. Du musst ziemlich klug sein, wenn du es geschafft hast, zu überleben, ohne von den wilden Pokémon zerrissen zu werden. Das kann von Nutzen sein. Für dich, wie auch für uns. Du kannst dich uns anschließen, dann bist du sicherer.", „Nein." sagte ich, bevor ich soweit gedacht hatte. Kuro hob die Augenbrauen. „Nein?" Sämtliche Organe krampften sich in mir zusammen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Also nickte ich. „Nein. Ich... ich bin nicht mit dem Einverstanden, was ihr tut. Ihr tötet Pokémon.", „Nur die stärksten überleben." sagte Kuro. „Wenn sie nicht freiwillig mit uns zusammen arbeiten wollen, dann müssen wir uns anders weitig ihrer Fähigkeiten annehmen.", „Das ist trotzdem nicht fair.", „Vieles ist nicht fair, junger Mann." Ein leichtes Lächeln umspielte Kuros Lippen. „Aber schön, ich akzeptiere deine Entscheidung. Du kannst jederzeit zurückkommen und deine Einstellung ändern. Geh jetzt." Ich nickte, drehte mich um und rannte raus. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen musste, also stürmte ich einfach planlos durch das Gebäude. Alles sah gleich aus und ich hatte schon Angst, den Ausgang gar nicht zu finden, bis ich auf die Eingangstür stieß. Erleichtert riss ich sie auf und stolperte unbeholfen ins Freie.
Als Psiana mich sah, stürzte sie sofort zu mir. „Raito! Ist alles in Ordnung mit dir?", „Ja..." Ich nickte nur und begab mich mit ihr in unser Versteck zurück. „Du bist blass im Gesicht, Raito. Was ist passiert?" fragte Psiana. Ich fasste mich erst mal wieder. Ich strich meine Jacke glatt und seufzte. „Das Gebäude da... Es gehört der sogenannten Pokémon Weapon Society.", „Und... was machen die?", „Sie stellen spezielle Waffen aus den Kräften von Pokémon her.", „Was?" Psiana sah entsetzt aus. „Ja... Sie zerstören die Körper der Pokémon und benutzen ihre Waffen gegen die legendären Pokémon, die anscheinend außer Rand und Band geraten sind...", „Das ist schrecklich!" Psiana legte die Ohren an. „Haben sie nicht gesagt, sie haben ein neues Rudel irgendwo im Gebirge gefunden?" Ich nickte. „Ja... haben sie." Ich streichelte sie beruhigend. „Wir müssen sie warnen, bevor sie getötet werden. Nicht wahr?" Psiana nickte. Absol sah etwas abwesend aus. „Absol?" Ich sah zu ihm. „Hallo? Lebst du noch?", „Absol?" Auch Psiana wandte sich dem Unlicht- Pokémon voller Sorge zu. Absol reagierte erst nicht, als ein Ruck durch seinen Körper fuhr. Seine zuvor glasigen Augen waren jetzt aufgeschreckt und hell. „Wir müssen los. Sofort.", „Was?" Psiana schien nicht zu verstehen. „Ich habe etwas gesehen. Wir müssen los, sonst ist es zu spät. Raito, steig auf meinen Rücken!" Ich warf Psiana einen fragenden Blick zu und sie antwortete mir mit einem ebenso fragenden Blick. Absol hatte aber unter Garantie einen Grund dafür, wenn es sich so verhielt, also stieg ich auf seinen Rücken und schon preschte er los wie als wäre eine Peitsche hinter ihm. Psiana sprang ihm überstürzt hinterher.
Absol preschte über den Zaun hinaus in die Ebene. Ich krallte mich an seinem langen Kragenfell fest, um nicht runter zu fallen. Ich hatte zwar immer noch keine Ahnung, was Absol genau in seiner Vision gesehen hatte, aber so, wie er sich abhetzte, war es nichts Schönes.
Absol rannte unentwegt weiter, bis er ein Gebirge erreichte. Mir schoss etwas durch den Kopf. Nördlicher Gebirgsrand. Darüber hatten die beiden Männer von zuvor gesprochen. Absol sprintete an den schroffen Bergen entlang und dann einen steinigen, steilen Pfad hinauf. Ich musste wirklich aufpassen, dass ich nicht runter fiel. Psiana schien schon etwas aus der Puste zu sein, doch sie hielt Schritt. Absols Pranken trommelten über den Fels, bis er eine unscheinbar aussehende Höhle erreichte. „Hier ist es." sagte er. Psiana kam atemlos neben ihm zum Stehen. „Das... ist die Höhle, richtig? Am Rande des Gebirges?" Absol nickte. „Ja. Ich habe gesehen, wie sie hier gegen die Menschen gekämpft haben. Wie sie gnadenlos niedergeschmettert und überwältigt wurden." Absol verengte die Augen. Ich glitt unelegant von seinem Rücken. „Dann müssen wir wohl dafür sorgen, dass sie verschwinden, bevor die Typen kommen. Wie viel Zeit haben wir?", „Eine Stunde. In etwa.", „Hm." Ich nickte. „Dann los.", „Raito, warte." Psiana stellte sich mir in den Weg. „Sie werden dich als Feind sehen. Du solltest-", „Nein." unterbrach ich sie. „Das klappt schon. Ich lasse euch zwei da nicht-", „Wir sind keine Kinder, auf die du aufpassen musst." fuhr Absol mir dazwischen. „Es ist zu gefährlich für dich, da reinzugehen.", „Selbes gilt aber auch für mich." antwortete ich. „Ich bin auch kein Kind, auf das ihr aufpassen müsst.", „Aber von uns allen bist du am meisten angreifbar." Absols rote Augen musterten mich streng. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber ich wusste, dass Absol recht hatte, so sehr es mir auch missfiel. Wenn meine Anwesenheit in der Höhle zur Eskalation führen würde und sie uns angriffen, würde ich als schutzloser Idiot dastehen. Fähigkeit hin oder her, ich war am meisten angreifbar. Und das war ziemlich schmerzlich.

Pokémon: Subconscious MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt