Kapitel 16

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In der Nacht wachte ich auf. Wegen was, wusste ich nicht. Ich setzte mich auf und bemerkte, das Psiana fort war. Absol lag an die Wand gekauert auf dem Boden und schlief tief und fest. Ich wunderte mich. Psiana ging doch sonst nie allein irgendwohin... War sie nach draußen gegangen? Ich krabbelte aus der Höhle und sah mich um. Psiana saß am See. Ich lief zu ihr. „Hey. Was ist los? Kannst du nicht schlafen?", „Raito..." Psiana sah in die Ferne. „Sieh dir das an...", „Hm?" Ich folgte ihrem Blick. Über dem Wasser der Seen und der Quelle schwebten leuchtende Punkte. „Was ist das?" fragte ich. „Das sind Illumise und Volbeat." antwortete Psiana. „Ihre Hinterleiber leuchten in den verschiedensten Farben... rot, blau, grün..." Ich sah, wie das Licht vom Wasser reflektiert und gebrochen wurde. Darüber hing der Sternenhimmel wie ein Samttuch. Die silbernen Himmelskörper verbreiteten einen seligen Schimmer. „Das sieht schön aus." sagte ich. Psiana nickte und sah dann zu mir. „Ich habe immer mal davon geträumt, diesen Ort in Echt zu sehen.", „Jetzt tust du's.", „Ich weiß... Und das Gefühl ist überwältigend. Aber... Ich... ich würde so gerne hier bleiben. Hier leben. Jede Nacht diese Aussicht sehen." Ich hörte diesen Ton aus ihrer Stimme heraus. Sie war traurig. „Ich weiß nicht... ob wir hier respektiert werden." sagte ich etwas unbeholfen. „Falls das nicht der Fall ist....", „...müssen wir gehen." beendete Psiana den Satz. Ich setzte mich neben ihr auf den Boden und stützte mich nach hinten auf meine Arme. „Du musst ja nicht mitkommen.", „Was?" Psiana sah mich irritiert an. „Wenn du hier bleiben willst, dann tu's doch. Ich meine, keiner zwingt dich dazu, weiterzugehen." Ich drehte mein Gesicht mit einem Lächeln zu ihr, bevor ich wieder zu den Sternen hinauf sah. „Du spinnst doch!" rief Psiana. „Du weißt ganz genau, dass ich nicht ohne dich irgendwo bleibe!", „Warum das denn?", „Du hast schon so viel für mich getan! Das reicht als Antwort!" Ich antwortete nicht darauf. In dem Moment fiel mir wieder ein, wie viele Fragen ich hatte. „Hey, Psiana..." begann ich. „...Glaubst du, es gibt so was wie... alternative Wirklichkeiten?", „Wie kommst du denn auf so was?" fragte sie mich etwas verwirrt. „Naja... Da ist diese Frage, die ich mir seit dem Geschehnis in der Ruine stelle... Offensichtlich konnte das Ritual nur von einem Menschen durchgeführt werden. Aber... wenn ich nicht zufällig da gewesen wäre... Wie hätten die anderen es dann gelöst?", „Hmm..." Psiana legte den Kopf schief. „Jetzt, wo du es sagst... Das frage ich mich auch. Ich kann nicht sagen, ob es Parallelwelten gibt... Das erschiene mir zu unrealistisch... Aber einige glauben wohl daran...", „Was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, eine solche Parallelwelt zu betreten?" fragte ich. „Vielleicht hatten Simsala und Co. gewusst, wie das geht... aber als sie über mich gestolpert sind, brauchten sie das nicht mehr in die Tat umzusetzen...", „Du gehst ja schon davon aus, dass es eine solche Welt gibt..." murmelte Psiana. „Ich bin mir nicht sicher... Aber ich glaube, du steigerst dich da in was rein.", „Schon möglich..." Ich seufzte und streckte die Beine aus. „Vielleicht finden wir es ja noch raus... Was es damit auf sich hat, meine ich..." Psiana nickte bedächtig. Eine Weile lang sahen wir nur schweigend auf den See hinaus und beobachteten die Quelle im Hintergrund, die fröhlich vor sich hin sprudelte. Dann aber musste ich gähnen. „Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber ich bin müde. Ich gehe wieder zu Absol zurück.", „Ich komme mit." Psiana stand zusammen mit mir auf und wir gingen zu dem Hügel zurück, in dessen Höhle wir uns niedergelassen hatten. 

Als wir dort ankamen, wurden wir jedoch negativ überrascht. Vor dem Eingang stand jemand, aber es war nicht Absol. Es war ein ziemlich großes Pokémon mit langem Hals und Flügeln, die aus Blättern bestanden. Als es uns bemerkte, drehte es sich zu uns um und fauchte. „Was willst du hier, Tropius?" fragte Psiana. Das fremde Pokémon knurrte etwas und Psianas Blick verfinsterte sich. „Blindfisch!" fauchte sie. „Das hat nichts damit zu tun! Verzieh dich!" Tropius fauchte ihr etwas entgegen, hob dann jedoch ab und verschwand. „Was war das denn?", „Es war wegen Absol hier." antwortete Psiana. „Wegen dir schien es eher weniger beunruhigt als wegen Absol.", „Sie glauben also alle dasselbe..." murmelte ich. Psiana nickte. Seufzend ging ich in die Höhle rein und lehnte mich gegen die Wand. Psiana rollte sich neben mir zusammen. „Das heißt also, dass wir weiterziehen müssen..." meinte sie. Ich nickte. „Sieht wohl so aus. Wenn wir Pech haben, gibt es nirgendwo auf dieser Welt einen Ort, an dem wir bleiben können." Ich war doch eigentlich eher nicht der pessimistische Typ... oder? Meine eigenen Gedanken erschreckten mich ein wenig. Gleichzeitig kam mir dieser Zweifel auch unglaublich bekannt vor. Ich seufzte und schloss die Augen. ‚Hör einfach auf, zu denken', herrschte ich mich selbst an. Nach einer Weile fand mich dann der Schlaf.
Am nächsten Morgen war ich als erster wach, also war ich wohl derjenige, der sich jetzt um das Essen kümmern musste. Ich stand auf und lief aus der Höhle, sah mich um und ging sicher, dass niemand da war. Dann sah ich mich um. Beerensträucher gab es hier keine, aber dafür wuchsen hier Obstbäume. Unter einem der Bäume lagen haufenweise Äpfel. Ich lief hin und sammelte so viele auf, wie ich tragen konnte und machte mich auf den Rückweg.
Plötzlich spürte ich einen eisigen Blick im Nacken. Ich drehte mich um und sah das Tropius von gestern. Es stand am See und starrte mich wütend an. ‚Es hasst mich', schoss es mir durch den Kopf. Ich machte, dass ich weg kam und stolperte wieder in unsere Höhle. Ich weckte Psiana und Absol auf. „Leute... Aufstehen. Wir müssen weiter." Absol öffnete schlaftrunken ein Auge. Auch Psiana wachte auf. „Guten Morgen, Raito." sagte sie und streckte sich. „Oh, Äpfel! Toll!" rief sie dann, als sie sah, was ich mitgebracht hatte. Ich gab jedem von ihnen zwei und nagte an meinem eigenen Apfel.
Nach dem Frühstück machten wir uns dann schließlich auf die Socken. Wir ließen die Seen hinter uns. Psiana sah mit einem sehnsüchtigen Blick zurück, doch sie folgte uns schnell wieder.
Wir erreichten die Küste des Landes. Es war eine Steilküste, die am Wasser entlang führte. Wir folgten dem sandigen Weg nach oben und liefen dann am Meer entlang. Plötzlich blieb ich stehen. Irgendwie beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Eines, dessen Herkunft ich nicht zu erklären vermochte. Ich trat an den Rand der Klippe und sah wie in Trance nach unten. Am Fuße der Klippe sah ich einen Strand voller spitzer Steine, hier und da war eine Sandfläche sichtbar. Eine Gänsehaut beschlich mich und ich bekam Panik. Wieso, wusste ich nicht. Aber sie überkam mich einfach. Ich legte die Hände an meinen Kopf und schrie auf, wich zurück, stolperte und landete auf dem Hintern. Zitternd starrte ich auf den Klippenrand. Was war los mit mir? „Raito?" Psiana und Absol sahen sich erschrocken um. Ich versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen, aber ich war mir sicher, dass ich noch blasser im Gesicht war, als ohnehin schon. Mein Puls raste wie als wäre der Teufel hinter ihm her. „Was ist los?" fragte Psiana. „K-Keine Ahnung." stieß ich hervor und mein Körper hörte langsam auf, zu zittern. Ich stand auf und sah sie an. „Ich... ich kann nicht sagen, was mit mir los ist... Irgendwas hat eine Panik in mir ausgelöst, als ich nach unten gesehen habe." Psiana ging zur Klippe und sah runter, drehte sich dann um und sah mich ratlos an. „Hast du Höhenangst?", „Eigentlich nicht..." murmelte ich. Das war keine Höhenangst. Es war was anderes. Aber was nur? Ich beruhigte mich allmählich und atmete aus. „Wir... wir sollten weiter gehen." Absol nickte stumm und drehte sich um. Wir liefen weiter, aber ich hielt den größtmöglichen Abstand zum Klippenrand.


Okay, jetzt will ich eure Meinung wissen. Was vermutet ihr hat es mit Raitos plötzlich auftretenden Ängsten und widersprüchlichen Gedanken auf sich? Und was bedeuten seine Träume? Schreibt's in die Kommis! 

Pokémon: Subconscious MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt