e l e v e n

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,,i'll never forget you, starting from now on"

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,,Und sie möchte wirklich nicht gefahren werden?", fragte Namjoon Jimin leise, nachdem er sich zu ihm gestellt hatte. Gemeinsam schauten sie zu Yerin, die im Eingangsbereich kniete und Naeun im Arm hielt. Ihre Lippen formten Worte, die nur das Mädchen hören konnte, während ihr immer wieder sanft über das Haar gestrichen wurde. Es war nämlich Zeit für Yerin Abschied zu nehmen, die heute noch in einen Flieger zurück nach Amerika steigen würde. Ohne Naeun.

,,Ich hab es ihr angeboten, mehrmals, aber sie hat immer abgelehnt", seufzte Jimin in derselben gemäßigten Lautstärke, um die beiden Frauen nicht zu stören: ,,Sie fand es zu gefährlich, wenn wir sie selbst fahren würden und einen Fahrer wollte sie ebenfalls nicht von mir bestellen lassen. Sie bestand darauf sich alleine ein Taxi zu rufen."

Namjoon brummte leise, ein Geräusch des Verständnisses. Die Schwarzhaarige hatte ja nicht einmal Gepäck dabei. Die Reisetasche, die sie hergebracht hatte, war mit Klamotten und Papieren der Fünfjährigen gefüllt gewesen, die sie nun alle bei ihnen ließ. Jimin verzog ein wenig den Mund und ihn beschlich eine unangenehme Gänsehaut, als Naeun sich von ihrer Tante löste, ihre Augen dabei groß und glasig waren. Es machte ihn nervös, das Kind so traurig zu sehen. Er war Yerin dankbar dafür, dass sie mit ihren Händen über die feuchten Wangen des Mädchens wischte, denn dasselbe hätte er am liebsten getan.

Und wieder formten sich ihre Lippen zu Sätzen, Aussagen mit Bedeutungen, die alleine Naeun verstehen konnte. Immer wieder bewegte das Mädchen ihren Kopf, nickte nur noch, als würde es ihr helfen, gegen die Tränen anzukämpfen.

,,Yerin wusste immer sofort, was sie braucht, in der kurzen Zeit, in der die Zwei hier waren. Sie ist zwar nur ihre Tante aber kennt sie vermutlich besser, als ich es je können würde", sprach Jimin seinen Gedanken flüsternd aus und erntete einen verwirrten Blick von Namjoon.

,,Ich weiß.. es ist zu spät, um sich um zu entscheiden, dass möchte ich auch gar nicht. Aber ich frage mich, ob sie hier wirklich besser aufgehoben ist, als bei ihrer Tante. Ich frage mich immer noch, weshalb Yerin und Eden Naeun bei mir wissen wollten, statt dort in Amerika, wo sie doch eigentlich aufgewachsen ist", Jimins Kopf drehte sich zu Namjoon, ihre Blicke trafen sich. Und der des Leaders las die reine Sorge, die pure Furcht aus den Augen seines Freundes.

,,Namjoon, was wenn ich versage? Wenn ich mich übernommen habe und sie nie verstehen werde? Sie unglücklich ma-"

,,Shht", brachte er ihn mit einem einzigen Ton zum Verstummen und fuhr sich durch sein Haar, legte seine Hand dann in den Nacken Jimins und zog ihn näher zu sich heran, dass sich die Stirnen der Beiden beinahe berührten.

,,Hör auf so einen Mist zu denken. Du wirst es schaffen, du musst es und du bist nicht alleine. Jedenfalls diesmal nicht, hörst du? Wir sind alle für dich da, mehr als wir es je waren. Also reiß auch du dich endlich zusammen und wir stehen das zusammen durch, okay?"

,,Okay", hauchte er.

,,Danke", unterbrach sie dann die Stimme Yerins, die nun vor ihnen stand und zwischen ihnen hin und her sah, während sich eine leise schniefende Naeun an ihrer Hand festkrallte.

,,Für Alles. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ihr abgelehnt hättet. Danke, wirklich. Namjoon", sie wandte sich nun explizit an den Rapper: ,,Du hast meine Handynummer, wenn es Fragen gibt oder ihr nicht weiter wisst, kannst du mich anrufen. Auch wenn es Probleme gibt."

Sie drehte sich zu Jimin und zog ihn in eine überraschende Umarmung zu sich herunter. Etwas überfordert erwiderte er zaghaft, doch dann raunte Yerin ihm etwas nur für ihn bestimmtes in Ohr: ,,Versprich mir, sie zu beschützen. Vor Allem. Du musst es einfach tun."

Sie ließ ihn danach direkt wieder los und lächelte so, als wäre nichts gewesen. Namjoon hatte nichts mitbekommen, schöpfte keinen Verdacht. Verdacht auf etwas, dass Jimin selbst nicht einmal richtig verstand.

Die anderen Jungs stießen zu ihnen, um sich von Yerin zu verabschieden, deren Taxi in diesem Moment vorfuhr. Naeun klammerte sich noch immer an die Hand ihrer Tante, sah traurig zu ihr hinauf.

,,Ich komme ja wieder, ich verspreche es."

,,Du versprichst es? Indianerehrenwort?", fragte das Kind, ihre Mundwinkel zuckten ein wenig in die Höhe.

,,Natürlich", grinste Yerin und hielt ihr ihren kleinen Finger hin: ,,Wenn du im Gegenzug gut auf deinen Papa und deine Onkel aufpasst."

,,Ja", kicherte sie leise und schlang ihren Finger um den ihrer Tante, zwinkerte ihr zu: ,,Ohne mich läuft hier ja gar nichts."

,,Das ist meine Nichte", seufzte sie glücklich und beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben und dann aufzustehen und das Haus zu verlassen. Sie winkte noch kurz, bis sie in das Taxi stieg und davon fuhr. Naeun sah ihr recht lange nach, dass Jimin sich ein wenig Sorgen machte, während er direkt hinter ihr hockte und ihr die Zeit gab, die sie brauchte.

Dann drehte sie sich um, sah ihrem Vater in die Augen. Und es brach Jimin das Herz, als er den Blick wieder erkannte. Er kannte diesen Ausdruck von sich selbst, wenn er in den Spiegel sah, am liebsten schreien, weinen würde, aber stattdessen seine Professionalität zu einer Maske umformte, um diese auf zu setzen und weiter zu machen. Und er würde seiner Tochter eben dieses verbieten.

,,Naeun.."

,,Ich möchte spielen", schnitt sie ihm kleinlaut das Wort ab und sah zu Boden, bahnte sich ihren Weg um Jimin herum, der ihr nachdenklich hinterher sah, als sie Taehyung dazu bewegte, sich mit ihr zu beschäftigen.

Sie zog Jimins besten Freund mit sich, der ihn noch kurz ansah, ehe er dem Mädchen ins Gästezimmer folgte, wo sie ihm ihre Kleider und wenigen Habseligkeiten präsentieren wollte, wie der Verkäufer eines exklusiven Juweliers seinen Schmuck anpries.

,,Jimin ist Alles in Ordnung?", fragte Jin ihn, als er sich langsam aufrichtete und noch immer über Naeuns Blick nachdachte. Sie vertraute ihm wahrscheinlich noch nicht genug, um sich ihm anvertrauen zu können. Konnte er ihr ja auch kam verübeln. Eine Fünfjährige, die ihre Mutter verloren, ihren Vater plötzlich kennengelernt hatte und dann auch noch von ihrer Tante zurück gelassen wurde - dass sie überhaupt redete, war ein Wunder. Und Jimin dankte Eden unheimlich dafür, so ein energiegeladenes  Mädchen aus Naeun gemacht zu haben. Das machte Vieles einfacher.

,,Ja", murrte er deshalb nur und lächelte kurz, ehe er beschloss sich ab zu lenken. Das Brummen in seinem Kopf war noch stärker geworden über den Nachmittag hinweg und er beschloss ein wenig abzuschalten. Man hörte das Gelächter Naeun, welches sich mit der Stimme von Taehyung mischte. Er konnte schon immer gut mit Kindern. Jimin nahm sich Kopfhörer und seinen Laptop, setzte sich im Wohnzimmer neben Hoseok, der durch die Kanäle zappte und öffnete ein paar sehr persönliche Dateien. Er war dabei, einen eigenen Song zu entwerfen, zu schreiben und zu komponieren.

Sobald die bereits stehenden Melodien losgingen, entspannten sich seine Schultern wie von selbst. Diese Arbeit beruhigte ihm und half ihm zu entspannen. Sie ließ ihn das Surren in seinen Gedanken verdrängen schaffte es, dass sein Kopf beinahe leer gefegt war von Gedanken, die ihn in der Realität hielten. Aber nur beinahe, denn Naeun war es, die er von diesem Moment an niemals vergessen könnte. Nicht auch nur für einen Moment.

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PAPA || pjm.Where stories live. Discover now