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,,I don't want others to think bad about me"

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Jimin zuckte heftig zusammen und verteilte die kostbaren weißen Tabletten somit auf dem Fußboden, schaute dann verschreckt auf. Es war Jungkook, der ihn mit einem undefinierbaren Blick musterte. Sein Gesicht lag in dunklen Schatten, denn die einzige Lichtquelle bot der Mond, durch die großen Fenster auf der anderen Seite des Zimmers.

Jungkook löste sich als Erster aus seiner Schockstarre und stürmte quasi auf seinen Freund zu, riss diesem dann die kleine Dose aus der Hand und sammelte dann sorgfältig die restlichen Tabletten ein. Sie hatten das Thema schon zu oft. Unter den Jungs war abgemacht, dass sofern sie Jimin mit Pillen erwischten, ihm diese sofort abgenommen gehörten. Das machte Jungkook gerade, während dem Anderen beinahe Tränen in die Augen schossen.

Jimins Schultern zogen sich immer weiter nach unten, als er die Pillen nacheinander wieder in ihrem Behältnis verschwinden sah, statt in seinem Rachen. Er wollte die Tabletten am liebsten wieder an sich nehmen, er brauchte sie doch jetzt. Er brauchte die Ruhe jetzt.

,,Jungkook.. ich..", hauchte er verzweifelt und der dunkle Schopf des Jüngsten schoss nach oben, er schüttelte langsam den Kopf.

,,Es ist nicht das.. was du denkst..!"

,,Ach, was ist es denn dann, Jimin? Du weißt ganz genau, was wir abgemacht hatten."

Damit drückte er den Deckel wieder auf die längliche Dose und ließ sie in der Tasche seiner Jogginghose verschwinden, stand dann langsam auf: ,,Wir verbieten sie dir nicht komplett. Aber wende dich an wen von uns, wenn du Aspirin oder Schlaftabletten oder so möchtest. Die Gefahr ist zu groß, dass.."

Jimins Blick, der die ganze Zeit auf der kleinen Auswölbung von Jungkooks Hosentasche lag, richtete sich auf seine Hände. Jungkook müsste diesen Satz nicht einmal zu Ende führen. Er wusste bereit, worauf dieser hinaus wollte. Und er war auch ganz froh darüber, sich den Rest nicht mehr anhören zu müssen.

,,Kann.. kann das wenigstens unter.. uns..?"

,,Jimin, du kennst die Regeln. Es ist zu deinem Besten", murmelte Jungkook nur und drückte dann die Schulter seines Bandkollegens, ehe er dessen Zimmer verließ. Jimin schloss die Augen und presste seine Handflächen gegen seine Stirn, versuchte mithilfe des entstehenden Druckes das leise Dröhnen zu stoppen, welches ihn seit der Landung am Flughafen nervte.

Sie dachten nun bestimmt wieder, er wäre drauf und dran gewesen, sich von der nächstbesten Brücke zu stürzen. Jimin erhöhte den Druck auf seine Stirn und presste die Lippen feste zusammen. Er wusste von den Regeln.

Erstens, jede Woche redete er mit allen, um ihnen zu sagen, ob er sich gut oder schlecht unterstützt fühlte, denn sie waren ja alle für ihn da.
Zweitens, jegliche scharfen Gegenstände sowie Medikamente oder Antibiotika wurden wie aus der Reichweite von Kindern auch aus der von Jimin aufbewahrt. Wieso erklärte sich von selbst.
Drittens, sollte jemandem etwas mit Jimin auffallen, sei es eine Verhaltensänderung oder der Besitz von Tabletten, soll dies sofort an die Gruppe weiter gegeben werden.

,,ICH KENNE DIE REGELN", schrie er dann ganz plötzlich durch das dunkle Zimmer, in dem er ganz alleine war, griff sich aggressiv in sein Haar und zog daran, um endlich den ausgleichenden Druck auf seinen Kopf zu schaffen, der das Dröhnen aufhalten würde.

Er kannte die Regeln. Er wollte doch nicht gegen sie verstoßen. Er wusste, dass sie ihn nur beschützen wollten, auch wenn sie ein wenig übervorsichtig wurden. Er wusste es doch. Aber sie glaubten ihm nicht, vertrauten ihm jedenfalls in diesem Punkt nicht und er konnte es ihnen nicht einmal verübeln.

,,Jimin?", klopfte es dann. Er erkannte an der Stimme, dass es Taehyung war.

,,Nicht jetzt", presste Jimin hervor und wiegte sich selbst vor uns zurück, das Dröhnen machte ihn ja noch vollkommen verrückt.

,,Jimin, ich komme jetzt rein, es tut mir leid..", dann öffnete sich die Tür und kurz leuchtete das Licht aus dem Flur in den dunklen Raum. Auch nachdem sich die Tür wieder schloss hatte Jimin das Gefühl, es wäre noch immer so hell. Denn die Präsenz seines besten Freundes hatte eine ganz ähnliche Wirkung.

,,Hey.. ich kann verstehen, dass du fertig bist, dass sind wir alle", seufzte das Idol leise, dass sich dann neben Jimin sinken ließ und vorsichtig seinen Rücken auf und ab fuhr.

,,Wenn du Schlaftabletten wolltest, hättest du nur fragen müssen."

,,Ich konnte nicht", antwortete Jimin sofort und wippte etwas schneller vor und zurück.

,,Aber wies-"

,,Wegen euren Blicken", kam es direkt wieder und Jimin rieb sich dann schnell und feste über seinen Kopf, ehe er tief aufatmete und sich dann zu Taehyung drehte, diesen verzweifelt ansah. Seine Augen waren gerötet, er war übermüdet und man hatte ihm nun auch praktisch den rettenden Schlaf verboten.

,,Ich wollte fragen. So oft. Auch in Macao. Ich habe so schlecht geschlafen die Nächte, aber ich konnte euch einfach nicht fragen, weil ihr mich dann wieder so ansehen würdet. So, wie als wäre ich eure größte Enttäuschung", zum Ende hin wurde seine Stimme leiser und verlor an Kraft. Kraft, die er jetzt auch einfach nicht hatte.

Taehyung sah ihn mitfühlend an und seine Kiefer prägten sich aus, das taten sie immer, wenn er die Zähne feste aufeinander biss. Er konnte Jimin nicht leiden sehen, am wenigsten von allen aus der Band, deshalb traf es ihn ganz besonders, wenn er litt: ,,Jimin du bist doch keine Enttäuschung, das bist du nie."

,,Das sagst du jetzt. Aber eure Augen sagen da was anderes. Vor allem.. ich habe drei Wochen durchgehalten", lachte er, doch es klang mehr wie ein Schluchzen, als er seinen Kopf wieder in seine Hände fallen ließ.

,,..aber jetzt geht es nicht mehr. Ich habe sie einfach gebraucht. Und ich hätte mir auch wirklich nur Zwei raus genommen, wirklich!"

,,Ich glaube dir"; flüsterte Taehyung und nahm Jimin in den Arm. Er hatte ja keine Ahnung, wie gut die Worte Jimin taten, wie sie das Dröhnen besänftigten, wenn auch nur ein ganz kleines Bisschen.

Dann löste sich Taehyung und zog aus seinem Pullover die Dose, die Jungkook ihm kurz zuvor noch genommen hatte.  Er nahm Jimins Handfläche und platzierte dort zwei Schlaftabletten, schloss seine Hand dann und sah ihm tief in die Augen.

,,Ich glaube dir, glaube an dich und vertraue dir. Und ich bin stolz auf dich, Jimin, das sind wir alle."

Taehyung ließ die Dose dann wieder verschwinden und stand auf, Jimin sah ihn weiterhin mit großen Augen an, wusste nicht, was er sagen soll.

,,Jetzt tu' mir einen Gefallen und schlaf erst mal ne' Runde. Hast du dir verdient, aber sowas von"; grinste V schief und legte seine Hand bereits auf die Klinke.

,,D-du auch", kam es nur über Jimins Lippen, ehe er seine Finger wieder öffnete und die zwei Pillen darin musterte. Er zögerte nicht mehr lange und schluckte sie direkt, spülte dann mit einigen Schlucken aus der Wasserflasche nach, um sich dann in sein Bett zu legen und die Augen zu schließen.

Nichts beruhigte ihn in diesem Moment mehr, als das Wissen von einer endlich guten Nacht mit genug, tiefem und traumlosem Schlaf für ihn.

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PAPA || pjm.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt