45) Sonntag

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Ich bin erstaunt darüber, dass er bereits seiner Mutter von mir erzählt hat. Vor mir hat er eigentlich nie von ihr erzählt. Ich weiß nicht, welches Verhältnis sie zueinander haben. Auf der anderen Seite freue ich mich riesig darüber, denn das zeigt ja, dass er sich scheinbar sicher mit uns beiden ist. Und früher oder später müsste ich sie ja eh kennenlernen. Warum also nicht schon morgen? "Ja, na klar. Gerne.", strahle ich ihn an. Mit so einer eindeutigen Antwort scheint er nicht gerechnet zu haben. Der unsichere Ausdruck in seinem Gesicht formt sich zu einem Lächeln und er drückt mir einen Kuss auf die Lippen. "Ich freu mich.", sagt er anschließend. "Ihr werdet euch mögen."

Ich weiß nicht warum, aber sein letzter Satz erleichtert mich irgendwie.

Wir verlassen das Bad und sehen direkt auf das Schlachtfeld im Wohnzimmer. "Was machen wir heut noch?", fragt er mich. Lachend antworte ich ihm: "Wie wäre es mit Aufräumen?" Ohne einen Kommentar greift er sein Handy, das auf dem kleinen Schränkchen im Flur liegt und sieht auf die Uhr. Lachend hält er mir das leuchtende Display hin. 14.37 Uhr. Da wird wohl heut wirklich nicht mehr viel.

Wir machen uns also daran wieder Ordnung zu schaffen. Die leeren Flaschen sammeln wir in einem Korb, ich Wasche das Geschirr ab und Samu saugt. Geschafft lassen wir uns anschließend auf's Sofa fallen. Er zieht mich ganz nah zu sich ran, schiebt Zeige- und Mittelfinger unter mein Kinn und hebt dann meinen Kopf an. Ich sehe tief in sein blauen Augen und will ihn dann unbedingt küssen. Ich nähere mich seinen Lippen, wobei er seinen Kopf aber zurückzieht. Verwundert halte ich inne. Ich versteh nicht, was das grade wird. Doch bevor ich auch nur einen weiteren Gedanken daran verschwenden kann, spüre ich seinen Mund, der sich zu einem Grinsen verzogen hat auf meinem. Ach ja, im Spiele spielen ist er echt gut. Auch ich muss schmunzeln. Seine Zunge streicht über meine Oberlippe, damit ich meine Lippen leicht öffne. Unsere Zungen berühren sich und ich gebe mich ganz und gar dem Moment hin. Seine linke Hand gleitet an meiner Wirbelsäule hinunter bis zu meinem Hosenbund, während die rechte auf meinem Oberschenkel kleine Kreise malt. Ich streichle von seinem Ohr ganz langsam bis zum Schlüsselbein.

Er versucht aber nicht weiter zu gehen. Das meinte ich damit, dass er mich respektiert. Klar möchte ich mit ihm schlafen, nur halt jetzt noch nicht. Er ist ein Mann, auch etwas älter als ich und hat natürlich Bedürfnisse. Das wird bei Samu nicht anders sein. Aber er weiß, dass ich noch nicht will und drängt mich auch zu nichts. Das beweist mir aber auch, dass er es ernst mit mir meint.

Ich lasse meine Finger über seine Brust bis zum Bauchnabel gleiten und wir lösen uns voneinander. "Ich würde gerne duschen gehen.", sage ich leise. Ich fühle mich, als hätte ich drei Wochen nicht geduscht und würde auch gerne saubere Sachen anziehen, weil ich immer noch die von gestern Abend trage. Er nickt und ich stehe auf. "Gibst du mir noch die Fernbedienung?", fragt er, bevor ich verschwinde. Ich werfe sie ihm zu und einen Luftkuss hinterher, den er lächelnd empfängt.

Ich genieße die warmen Wasserstrahlen, die über meinen Körper laufen. Dabei läuft der gestrige Abend wie ein Film nochmal in meinem Kopf ab. Ich muss schmunzeln, weil es echt lustig war. Ich binde mir ein Handtuch um den Kopf und trete aus der Dusche in das kalte Bad. Fest wickel ich mich in ein Badehandtuch, das mir wenigstens etwas Wärme spendet. Ich putze noch schnell meine Zähne und gehe dann schnell barfuß an Samu vorbei ins Schlafzimmer. Meinen Koffer hab ich immer noch nicht ausgeräumt. Ich krame eine Jogginghose und einen passenden Pullover raus. Draußen höre ich Schritte und die Badtür ins Schloss fallen. Kann ja nur Samu gewesen sein. Ich beschließe, meinen Koffer jetzt gleich auszuräumen. Ich sortiere alles ein und stelle ihn dann in die Lücke zwischen Schrank und Wand. Mal sehen, wann ich ihn das nächste Mal brauche. 

Dann fletze ich mich auf die Couch und wickel mich in die Sofadecke ein. Ohne Ziel zappe ich durch die Kanäle. Irgendwann lege ich die Fernbedienung bei Seite, weil ich nichts finde und sehe das, wo ich stehen geblieben bin. Kurze Zeit später kommt Samu frisch geduscht wieder. Ich nehme das Handtuch vom Kopf und schmeiße es auf den Sessel neben mir. Meine Haare hängen jetzt in nassen Strähnen nach unten. Er setzt sich wieder neben mich und ich kuschel mich an ihn. So verbringen wir den Nachmittag. Wir machen nichts außer faulenzen. Ein richtiger Sonntag. 

Finnisch für AnfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt