Finnisch für Anfänger

23) Trennung auf Zeit

In meinem Bauch kribbelt es und ich will mich am liebsten nie wieder von ihm lösen. Normalerweise lass ich Jungs nicht so schnell an mich ran. Ich meine, ich kenne Samu erst seit ein paar Tagen und bis vorhin hatte ich nicht mal einen Gedanken an so eine Situation mit ihm verschwendet. Ich versteh nicht, was dieser verrückte Finne mit mir macht. Ich weiß nur, dass ich's grad richtig gut finde.

Als er sich dann von mir löst, lasse ich meine Augen noch einen Moment geschlossen um den Moment gefangen zu halten. Dann blicke ich wieder in seine blauen Augen und auf seinem Gesicht hat sich ein Lächeln breit gemacht. Ich lache ebenfalls verlegen und wende den Blick von ihm ab. "Pizza ist fertig", sagt er und ich bin ihm dankbar, dass er die Situation nicht zerredet.

Wir nehmen jeder einen Teller und unser Glas und machen es uns auf dem großen Ledersofa bequem. Ich bitte ihn darum mir die Geschichte mit dem Eishockey noch einmal zu erzählen, da ich vorhin im Auto ja dabei eingeschlafen bin. Seine Augen beginnen zu leuchten, als er erzählt und ich beobachte ihn gespannt.

Nach dem Essen bringt er die Teller in die Küche und ich suche in seinem riesigen CD-Regal nach was, was mir gefällt. Ich nehme eine CD heraus und lege sie in sein Radio. Als die ersten Takte erklingen, sitzt Samu bereits wieder auf dem Sofa, hat die Füße entspannt hochgelegt und sieht mir zu. Ich drehe mich mit einem breiten Grinsen zu ihm um, während er den Kopf nach hinten wirft und seine Augen mit den Händen verdeckt. "Du hast gesagt, dass du deine Stimme beim Autofahren nicht hören willst. Wir fahren aber grad kein Auto.", zieh ich ihn auf. Ich habe ein Album von Sunrise Avenue eingelegt und setze mich gut gelaunt neben den verzweifelten Finnen. Dieses Mal trennte uns nicht so viel Platz wie vorher.

Er sieht mich an: "Nächstes Mal drücke ich mich besser aus." Er streckt mir die Zunge raus und um mich zu wehren, kriegt er meinen Ellebogen sanft in den Rippen zu spüren. Während der ganzen Zeit habe ich das Gefühl, dass zwischen uns immer noch was in der Luft liegt. Wir lachen un quatschen... Also eigentlich war es wie vorher, nur dass es jetzt halb diesen Kuss gab.

Als es draußen bereits dunkel geworden war, sage ich zu ihm: "Der letzte Bus fährt gleich." "Quatsch, du fährst doch jetzt nicht mehr mit dem Bus. Ich fahre dich natürlich." "Nein, brauchst du wirklich nicht.", mir war es etwas unangenehm, da ich ihm keine Mühe bereiten wollte, obwohl ich insgeheim schon hoffte, dass er mich fährt. Ich mag Fahrten mit ihm, außerdem gefällt mir sein Fahrstil. Typen, die gut Auto fahren, haben generell etwas sehr Attraktives an sich, finde ich. "Ich lass dich doch um die Uhrzeit nicht mehr alleine durch die Gegend rennen. Schon gar nicht, weil du dich hier noch nicht so gut auskennst." Ich mag es, dass er so fürsorglich ist und sich um mich kümmert. "Ich bin schon groß und außerdem ist es gerade mal um 10." Ich stecke ihm die Zunge raus und lächle ihn danach versöhnlich an. "Komm." Er nimmt meine Hand und zieht mich vom Sofa hoch. Wir ziehen uns an und gehen runter zu seinem Auto.

Wieder öffnet Samu mir die Tür und setzt sich erst nachher selbt ins Auto. Die Fahrt vergeht viel zu schnell. Als er hält, schaltet er den Motor ab und sein Gesicht wird ernster: "Anni, wir können uns jetzt erstmal nicht sehen." Auch mir entgleiten die Gesichtszüge. "Ich hab kurzfristig ein paar wichtige Termine mit den Jungs und komme erst nächste Woche zurück nach Helsinki." Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. "Hm, ja ok, dann ist das wohl so.", sage ich und versuche meine Enttäuschung zu verbergen. "Ich ruf dich an, wenn ich wieder da bin, ja?" "Ja, na klar. Machen wir so.", ich ringe mir ein Lächeln ab, wir umarmen uns wieder zum Abschied, wobei ich seinen wunderbaren Geruch noch einmal einsauge und ich verlasse das Auto und gehe ins Haus. Erst als ich drin bin und eine Weile mit dem Rücke an der geschlossenen Tür lehne, höre ich, wie der Motor des BMWs gestartet wird und wegfährt.