21) Magischer Augenblick beim Fußball

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Der Wecker klingelt pünktlich um 8 und ich fühle mich total unausgeschlafen, krieche aber trotzdem irgendwie aus meinem Bett. Ich schlürfe ins Bad, wo ich mich erstmal vor den Spiegel stelle und mir das Gesicht mit kaltem Wasser wasche. Gleich viel besser. Unter der Dusche lass ich das warme Wasser über meinen Körper und meine Haare rieseln. Als ich aus der Dusche heraustrete, wickle ich mir ein Handtuch in Turbanform auf den Kopf. Ich gehe schnell runter in die Küche, mache mir einen Tee und schmier mir ein Brötchen. Beides stell ich auf der Treppe zu meinem Zimmer ab, damit ich es mit hoch nehmen kann und öffne leise die Schlafzimmertür um nach der kranken Ella zu sehen. Alles noch dunkel - sie schläft noch.

Oben angekommen beginne ich meine Haare zu föhnen und beiße zwischendruch immer mal wieder von meinem Brötchen ab. Danach ist Zähne putzen und schminken angesagt. Irgendwie bin ich heut echt schnell. Kurz nach halb 9 bin ich schon fast fertig. Muss mich nur noch anziehen. Was Warmes hat er gesagt... Trotz dem es erst September ist, ist es schon relativ kalt hier. Ich krame eine Jacke mit Kapuze aus dem Schrank und ein passendes Tuch, dazu meine Lieblingsjeans - fertig. In meine Handtasche packe ich mein Handy, Schlüssel und etwas Geld. Auf dem Weg nach unten bringe ich Tasse und Teller vom Frühstück in die Küche und schaue nochmal bei Ella vorbei, die aber immer noch schläft. Ich schreibe einen Zettel: Guten Morgen! Ich müsste am Nachmittag wieder zurück sein. Ruh du dich aus und werd wieder gesund. Bis dann, Anni

Als ich damit fertig bin, sehe ich Samus Auto schon vor der Tür stehen. Schnell ziehe ich meine Schuhe an und öffne die Tür seines Wagens. "Na hey, sogar überpünktlich." "Ich wollte dich ja nicht warten lassen.", sagt er zwinkernd und wir versuchen uns irgendwie über die Mittelkonsole hinweg zu umarmen. In seinem Auto ist es schön warm und ich ziehe meine Jacke erstmal wieder aus.. Danach schnalle ich mich an und er fährt los. Nachdem wir einige Zeit gefahren sind, erzähle ich ihm, dass Lennja ebenfalls da sein wird und sie uns auf keinen Fall zusammen sehen darf. Er grinst mich an und sagt: "Überlass das mal mir, ich hab schon 'nen Plan. Fans und so..." Ich muss lachen. Ich mache das Radio an. "Jetzt weiß ich ja, wie es funktioniert.", sage ich mit den Gedanken bei unserer ersten Fahrt in seinem Auto. Er hat immer noch ein Lächeln auf dem Gesicht. "Im Fach vor dir sind ein paar CDs, wenn du magst, kannst du eine reinmachen." Ich öffne das Handschuhfach und sehe hinein. "Kann es sein, dass du gar keine deiner eigenen CDs hier drin hast?", stelle ich fest. "Beim Autofahren möchte ich mich nicht unbedingt selber hören.", grinst er. Ich nehme eine der CDs heraus. Bon Jovi. Als die ersten Töne erklingen sagt er: "Wow, einen guten Musikgeschmack hast du auch noch." Er trommelt den Takt auf dem Lenkrad mit.

Die Landschaft, an der wir vorbei fahren, ist echt schön. Gedankenverloren beobachte ich die vorbeirauschenden Bäume und Kuhherden. Ich merke gar nicht, dass ich angefangen habe leise mitzusingen, bis Samu ebenfalls einstimmt. Erschrocken gucke ich ihn an und entschuldige mich, da es mir echt peinlich war. "Wofür denn? Du hast eine schöne Stimme... wirklich." Ich merke, wie ich rot werde und fühle mich echt geehrt sowas von ihm zu hören.

Nach etwa einer Stunde Fahrt kommen wir am Stadion an. Samu parkt das Auto und beim Aussteigen holt er eine schwarze Sweatjacke samt Schal vom Rücksitz, die er über sein Tshirt zieht. Er schließt sie bis ganz nach oben, wickelt den Schal drum, setzt die Kapuze auf und holt zu guter letzt noch eine Sonnenbrille aus seiner Jackentasche. Also wenn man jetzt nicht wusste, wen man vor sich hatte, erkannte man ihn nicht. "Und? Gute Tarnung?", fragte er mit einem spitzbübischen Grinsen. "Sehr gut.", sagte ich und zog meine Jacke auch wieder an. Er reichte mir mein Ticket und wir gingen zum Einlass und dann zu unseren Plätzen.

Nervös seh ich mich immer wieder um, ob ich Lennja irgendwo sehe. Samu bemerkt das und fragt: "Alles in Ordnung?" "Ja, ich guck nur nach Lennja." Doch dann seh ich sie. Sie sitzt weit weg von uns. Seh unwahrscheinlich, dass sie mich bei den vielen Menschen hier sieht, denn langsam füllt sich das Stadion. "Ich hab sie gefunden.", sage ich erleichtert zu Samu und zeige auf sie. Er nickt und sagt: "Na da ist doch alles gut. Hey, das Spiel geht los." Wir beobachten beide gespannt das Geschehen auf dem Rasen und geben ab und zu mal ein paar Kommentare.

Als der Schiedsrichter zwischendurch abpfeift und einem Spieler die gelbe Karte zeigt, drehe ich mich zu Samu und frage ihn nach dem Grund. Er guckt etwas ratlos und sagt: "Jetzt hast du mich erwischt... Eigentlich hab ich von Fußball nicht wirklich Ahnung. Ich bin eher Eishockeyfan." Ich fange an zu lachen und er guckt mich ganz durcheinander an, bis er versteht, dass ich ihn nicht auslache, sondern die Situation lustig finde und er einstimmt.

Als zur Halbzeit abgepfiffen wird, bitte ich Samu meine Tasche zu halten, nehme etwas Geld heraus und gehe das Trikot für meinen Bruder kaufen. Ganz schön lange Schlange. Immer wieder sehe ich mich um, dass nicht plötzlich Lennja hinter mir steht. Als ich endlich dran bin, zeige ich auf das Trikot, das mir Emil beschrieben hatte, bezahle und gehe zurück zu Samu. 

Er hält mir meine Tasche hin und als ich sie greifen will, berühren sich unsere Hände. Wir verharren in der Position und sehen uns in die Augen. Ich kann es bei ihm nur erahnen, da er ja die Sonnenbrille trägt., aber ich bin mir ziemlich sicher. Schüchtern wende ich den Blick von ihm ab, lächle ihn an und nehme meine Tasche mit einem "danke" entgegen.

Während der gesamten zweiten Halbzeit kann ich michnicht richtig auf das Spiel konzentrieren, da mir die Situation gerade nicht aus dem Kopf geht. Als ich seine warme Hand berührte, war es, wie wenn jemand elektrisch geladen ist und man ihn dann anfässt. Nur dass es diesmal nicht so unangenehm war.

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