42) Pasta Lachs Curry a la Samu

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Er kommt wieder rein, stellt die Tasche neben die Tür und lässt sich auf's Sofa plumpsen. Ich setze mich neben ihn. Aneinander gekuschelt betrachten wir wortlos mein neues Heim. Ich bin echt stolz darauf. Meine erste eigene Wohnung. Gestern hab ich sie erst besichtigt und heute ist sie schon vollkommen eingerichtet. Wahnsinn!

"Ich bin echt froh dich zu haben.", sagt er plötzlich und zieht mich weiter zu sich ran. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange um ihm zu sagen, dass ich genauso fühle. Danach kann ich mir ein Gähnen aber nicht verkneifen. Wie auf Kommando steht er auf und trägt mich ins Bad, wo er mich auf dem Toilettendeckel absetzt. "Abschminken und dann Bett.", befiehlt er und grinst mich dabei an. Verwirrt sehe ich ihn an. "Jaja, ich hab schon aufgepasst. Du gehst nie geschminkt ins Bett. Bist du ja selbst nach dem Abend bei Sami nicht." Ich muss lachen. Man, hier kommt echt schon Routine rein und wir sind gerade mal eine Woche zusammen.

Er geht zurück in den Flur und kommt mit einem Tshirt von sich und zwei Zahnbürsten wieder. Da war ja einer wirklich perfekt vorbereitet. Ich gehe auf ihn zu, ziehe ihn an den Seiten seines Tshirts zu mir und sage ihm: "Du bist das Beste, was mir je passiert ist." Kurz nachdem ich es ausgesprochen habe, glaube ich selber nicht, dass ich diesen kitschigen Satz ausgesprochen hab. Aber es ist wirklich so. Noch nie zuvor hab ich mich von einem Menschen so geliebt und respektiert gefühlt. Er küsst mich - lang und liebevoll - und die Schmetterlinge meinem Bauch sorgen für ein angnehmes Kribbeln.

Nachdem wir uns voneinander gelöst haben, reicht er mir eine der Zahnbürsten und wir putzen uns die Zähne. Ich wasch mir noch das Gesicht und zieh mir das Tshirt über, dass er mir von sich mitgebracht hat, während er schon ins Schlafzimmer geht. Mittlerweile auch eine Art Ritual. Ich bin begeistert, dass er an solche Kleinigkeiten wie ein Shirt zum schlafen gedacht hat.

Ich tapse barfuß durch den Flur und bewundere unser heutiges Werk. Im Bett liegt Samu und tippt wie wild auf seinem Handy rum. Er ist auch irgendwie schlecht gelaunt. Scheinen keine guten Nachrichten zu sein. "Was hast du?", frage ich ihn und krieche zu ihm unter die Decke. "Nichts, alles gut." Er packt das Handy weg, zieht mich an seinen nackten, warmen Oberkörper und küsst mich noch einmal, bevor er mir eine gute Nacht wünscht. Hm, keine Antwort ist auch eine Antwort. Müssen aber echt schlechte Nachrichten gewesen sein, wenn er so drauf ist. Aber bevor ich weiter drüber nachdenken kann, übermannt mich die Müdigkeit.

Am nächsten Morgen werde ich von der Sonne geweckt... Ich muss unbedingt noch Vorhänge besorgen! Ich liege quer im Bett und weit und breit kein Samu. Ich rappel mich hoch und gehe ins Wohnzimmer. Auf dem kleinen Balkon sehe ich Samu am Geländer stehen und rauchen. Draußen ist es eisigkalt. Ich kuschel mich von hinten an ihn. "Guten Morgen." Sein Körper ist ganz angespannt. "Was ist los?", versuche ich es noch einmal. "Ach, Mikko hat uns für die nächste und übernächste Woche haufenweise Termine reingedrückt, obwohl abgemacht war, dass wir es ertmal ruhig angehen lassen und uns neuen Songs widmen. Hätte er wenigstens mit uns absprechen können, bevor er zusagt." "Deswegen warst du gestern Abend schon so sauer." Er nickt und zieht tief an seiner Zigarette, bevor er sie ausdrückt und vom Balkon schnipst.

"Wollen wir erstmal frühstücken?" Mir war schrecklich kalt und ich hoffe, dass wir so das Gespräch nach drinnen verlegen können. Ich zaubere also ein sperrliches Frühstück mit den Sachen, die ich gestern gekauft hab. Sogar Kaffee hab ich für Samu mitgebracht.

Er scheint sich ein wenig zu entspannen. "Was heißt denn ein paar Termine genau?", frage ich ihn. "Haufenweise Interviews, ein paar Konzerte, die wir kurzfristig spielen können... Also versteh mich nicht falsch. Ich liebe meinen Job. Mich nervt grad nur, dass er das einfach so über unsere Köpfe hinweg entscheidet." Ich kann ihn verstehen. "Außerdem müssen wir teilweise in Hotels übernachten... Ich schlaf lieber zuhause - oder eben hier." Er lächelt mich zaghaft an. Was? Hotel? Das heißt ja, dass wir uns mehrere Tage nicht sehen. "Wie lange sehen wir uns denn da nicht?", frage ich geknickt. "Ich weiß es noch nicht genau." Da wird unsere junge Beziehung ja gleich am Anfang schon vor eine Herausforderung gestellt. Ich kann mir nicht vorstellen auch nur einen Tag ohne ihn zu sein. Aber das wusste ich ja eigentlich schon vorher, dass irgendwann Touren und so weiter anstehen.

Ich versuche das Thema zu wechseln um die Stimmung wieder etwas zu bessern. "Was hälst du davon, wenn wir dann meine Sachen bei Ella und Elias abholen und anschließend einkaufen fahren? Du könntest die Jungs für heute Abend zusammentrommeln und wir schmeißen 'ne Einweihungsparty." "Klingt gut." Lächelnd greift er sofort zum Telefon.

Alle sagen zu. Ich freu mich. Nach dem Frühstück springen wir in den Transporter, der immernoch unten steht und fahren zu Ella. Alle sind zuhause und spielen in der Küche ein Kartenspiel. Mit Samu an der Hand stell ich mich in den Türrahmen. "Hey", sage ich um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. "Hey, Anni!", Ella springt sofort auf und streckt Samu die Hand hin. "Und du bist dann sicher Samu. Schön dich mal kennen zu lernen." Auch die anderen begrüßen uns.

"Ich wollte eigentlich nur kurz meine Sachen holen, weil wir gleich noch weiter wollen. Zur großen Verabschiedung komm ich nochmal.", sage ich lachend. "Ja, klar. Ach, Mensch schade, dass du schon wieder ausziehst." "Los seid ihr mich trotzdem nicht.", sage ich grinsend.

Wir gehen hoch und ich schmeiße meine Sachen in meinen Koffer. Ich hab nicht mal drei Wochen in diesem wunderschönen Zimmer gewohnt. Ein bisschen traurig bin ich ja schon. Samu trägt mir meine Sachen nach unten. Wir verabschieden uns im Vorbeigehen und steigen draußen wieder ins Auto ein um Einkaufen zu fahren. "Was kochen wir heut Abend?",frage ich. "Wie wär's mit Pasta Lachs Curry a la Samu? Darauf stehen sie alle und du würdest auch mal in den Genuss kommen.", schlägt er stolz vor. "Klingt gut.", stimme ich diesem Vorschlag lachend zu.

Im Supermarkt kaufen wir die Zutaten und eine Menge Alkohol. Die Finnen scheinen ziemlich trinkfest zu sein. Na das wollen wir heute Abend doch mal sehen...

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